Das Gespenst mit den Silberaugen (Kreuzfahrer, Bd. 1)
 
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Das Gespenst mit den Silberaugen

Reihe: Kreuzfahrer, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

In den letzten Jahren ist auch die Zusammenarbeit in der Comic-Welt globaler geworden, wenn auch erst einmal nur in eine richtig. Nicht wenige fernöstliche Künstler arbeiten inzwischen mit westlichen Szenaristen zusammen und erschaffen gemeinsam Werke, in denen beide Kulturkreise sichtbar werden, wenn auch manchmal erst nur auf den zweiten Blick.

Die Serie „Kreuzfahrer“ gehört dazu. Gerade das „Making-of“ zeugt von den kleinen Verständigungsschwierigkeiten, die es manchmal gibt, aber auch von dem großen Nutzen, den beide davon haben. Der Inhalt aber ist eher typisch für francobelgische Comics.

 

Im Jahr 1225 belagern die Heere des fünften Kreuzzuges die ägyptische Hafenstadt Damiette, die strategisch sehr günstig liegt, um ungehindert ins Heilige Land vorstoßen zu können. Der Sieg scheint nahe zu sein, da rafft die Pest innerhalb weniger Tage große Teile der Kämpfenden dahin, und die Überlebenden müssen ihre Pläne aufgeben.

Doch es gibt Gerüchte, dass die Krankheit keinen natürlichen Ursprung hat, sondern etwas ganz anderes unter den Kreuzfahrern wütete. Der Papst setzt eine geheime Kommission darauf an.

Aber auch zwanzig Jahre später ist das Rätsel noch immer nicht gelöst, denn irgendwer scheint den Agenten, die sogar mit ihren muslimischen Erzfeinden zusammenarbeiten, immer einen Schritt voraus zu sein.

Im Jahr 1245 übernimmt der frisch zum Großmeister der Templer ernannte Wilhelm von Sonnac die schwierige Aufgabe. Zusammen mit einer Schar illustrer Gestalten - unter denen auch eine kämpferische Maid ist - rettet er erst noch einem adligen Alchimisten das Leben, der gerade verbrannt werden soll und schwört ihn ebenfalls auf die Sache ein.

Doch kann die Gruppe, deren Mitglieder sich selbst untereinander nicht wirklich trauen und teilweise sogar hassen, das Geheimnis, das tief unter Damiette schlummert, wirklich lösen?

 

Der eigentlichen Geschichte vorangestellt ist ein Blick auf die Ereignisse im Jahr 1225, so dass der Leser bereits mehr weiß als die Helden. Das erweist sich auch als gut, denn die Geschehnisse werden mitnichten chronologisch erzählt. Es gibt immer wieder Sprünge in der Zeit, die das Beziehungsgeflecht zwischen den Personen beleuchten.

Wilhelm von Sonnac und seine Getreuen sind mitnichten eine ganz und gar auf Gott fixierte Truppe, viele von ihnen haben auch weltliche Gelüste und Ziele, wie sich auch an dem Miteinander zeigt. Zudem hat der amtierende Papst deutlich gemacht, dass er nicht unbedingt dazu bereit ist, die Suche offen zu unterstützen, hat er doch andere Probleme, da er sich mit dem höchst eigenwilligen Kaiser Friedrich II. herumschlagen muss.

So nimmt sich der erste Band Zeit, die Figuren genauer zu beleuchten und das entsprechende Beziehungsgefüge aufzubauen. Die eigentliche Aufgabe bleibt dabei eher im Hintergrund. Hinweise auf das Geheimnis durchziehen zwar die Geschichte und bilden den roten Faden, aber sie haben noch nicht den Stellenwert, den sie haben könnten.

Ansonsten nutzen Szenarist und Künstler viele gängige Klischees um so ein Mittelalter aufzubauen, dass den Lesern bestens vertraut ist. Allerdings sind dadurch einige dinge zu deutlich vorhersehbar, man weiß eigentlich gleich was passiert, wenn eine der Figuren in Gefahr gerät.

Aber auch die historische Recherche kommt nicht zu kurz, Kleidung und Bauwerke sind akkurat wiedergegeben. Einzig die Figuren sind nicht ganz voneinander zu unterscheiden, vor allem wenn sie die gleiche Haarfarbe und eine ähnliche Frisur haben. auch gelingt es Zhang Xiaoyu nicht immer Gesichtausdrücke wiederzugeben, die nichts mit Anstrengung, Hass, Wut oder Angst zu tun haben. Er zeichnet zwar ansonsten sehr detailreich, aber all zu viel Abwechslung in der Mimik seiner Personen bietet er nicht.

 

 

Fazit

 

Alles in allem ist „Das Gespenst mit den Silberaugen“ ein durchaus interessanter Auftakt zu der Serie „Kreuzfahrer“ und dürfte vor allem die Fans von Abenteuergeschichten faszinieren, die Historie mit einem Schuss Phantastik verbinden. Allerdings ragt der Titel nicht ganz so aus der Masse vergleichbarer Werke heraus, da ihm noch das gewisse Etwas fehlt - die Künstler halten sich noch zu sehr an die Klischees des Genres und versuchen nur ansatzweise eigene Wege zu gehen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425170505cae0cf83
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Comic:

Das Gespenst mit den Silberaugen

Original: Crusades, Le Spectre Aux Veux D’Argent 2010

Reihe Kreuzfahrer Band 1

Autoren: Izu & Alex Nikolavitch

Zeichner: Zhang Xiaoyu

Farben: Zhou Hualong & Li Jian

Übersetzerin: Resel Rebirsch

Hardcover, 137 Seiten

Splitter-Verlag, April 2011

 

ISBN-10: 3868693343

ISBN-13: 978-3868693348

 

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Erstellt: 23.06.2011, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 14:11, 11904