Hörspiel
Reihe: Gruselkabinett Folge 171
Rezension von Cronn
In der Reihe Gruselkabinett erscheinen in schöner Regelmäßigkeit die Klassiker der phantastischen Literatur, die von Marc Gruppe zu Hörspielen adaptiert und von Stephan Bosenius soundtechnisch aufbereitet wurden. Die Reihe hat sich in den letzten Jahren zu einem Selbstläufer gemausert, der viele Preise einheimsen konnte. Mit der Folge 171 erschien nun Das Gespensterschiff von Wilhelm Hauff.
Verlagsinfo:
Basra, 1825: Nach dem Tod seines Vaters möchte der junge Kaufmannssohn Achmet sein Glück in der Fremde suchen und besteigt daher mit seinem Diener Ibrahim ein Schiff nach Indien. Als sie nach knapp zweiwöchiger Reise in einen Sturm geraten und plötzlich ein geheimnisvoller Segler mit johlender Besatzung aus dem Nichts auftaucht, gerät der Kapitän in Panik, da er in der vorbeidonnernden Mannschaft den Tod persönlich zu erkennen meint. Tatsächlich sinkt kurz darauf sein Schiff, und Achmet und Ibrahim scheinen die einzigen Überlebenden zu sein …
Kritik:
»Das Gespensterschiff« zählt mit zu den bekanntesten Werken der unheimlichen Literatur im deutschsprachigen Raum. Wilhelm Hauff hat das Werk 1825 in seinem Märchen-Almanach veröffentlicht. Rein technisch gesehen hat Wilhelm Hauff die Sage vom Fliegenden Holländer in einen orientalischen Kontext gesetzt. Dennoch setzt er auch eigene Akzente, gerade wenn es um unheimliche Details wie den durch die Stirn des Kapitäns getriebenen Nagel geht.
Marc Gruppe hat die Aufgabe der Adaption gut bewältigt. Die etwas angestaubte Sprache des Originals wurde behutsam angepasst, ohne sich dabei in modernen Sprachstilen zu verheddern. Zudem wurden Dialoge verstärkt und die Erzählerpassagen heruntergefahren im Vergleich zum Originaltext, was dem Charakter des Hörspiels sehr gut entspricht.
Im Soundbereich gibt es allerdings einige Unstimmigkeiten, die auffallen. Besonders im ersten Drittel ist der permanente Soundteppich ungeeignet, die Stimmung von Stille und Meer zu transportieren. Dazu kommt, dass ein zu häufig eingesetztes Instrument ertönt, was den Zuhörer abzulenken vermag. Dieser Glockenton der Zymbel ist wohldosiert im orientalischen Umfeld durchaus passend. Hier wirkt er aufgrund seiner Häufigkeit zu dominierend und lenkt vom Geschehen ab.
Die Sprecher agieren auf gewohnt hohem Niveau. Mit dabei sind Jannik Endemann, Bernd Kreibich, Thomas Balou Martin, Willi Röbke, Peter Weis, Bene Gutjan, Stephan Bosenius und Marc Gruppe.
Fazit:
»Das Gespensterschiff« ist ein gut gelungenes Hörspiel, das wegen einigen Soundmacken der Sprung in die Spitzenliga der Hörspiele aus der Reihe »Gruselkabinett« verwehrt bleibt. Unter dem Strich ist es aber immer noch eine gut gelungene Umsetzung des Originaltexts.