Das haarsträubende Hotel von Lemony Snicket
Reihe: Eine Reihe betrübliche Ereignisse Band 12
Rezension von Markus K. Korb
Bücher, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen beim Lesen Freude bereiten können, sind rar gesät. Ein Autor, der beide Zielgruppen gleichermaßen befriedigen will, muss dazu imstande sein, mehr zu leisten als lediglich die eine oder die andere Zielgruppe zu bedienen. Diese Kunst ist bislang kaum mehr als einer Handvoll Literaten gelungen, darunter befinden sich so illustre Namen wie Michael Ende oder Astrid Lindgren.
Ein anderer Autor, dessen Bücher die Messlatte für Kinderliteratur höher legt, ist Lemony Snicket. Seine Bücher rund um die Beaudelaire Waisen Violet, Klaus und Sunny mit ihren „Betrüblichen Ereignissen“ gehören mit zum Besten, was der Markt derzeit zu bieten hat. Inzwischen ist beim Wilhelm Goldmann Verlag in der Reihe „Manhattan“ das inzwischen zwölfte Buch der Serie erschienen. Es trägt den Titel Das haarsträubende Hotel.
Inhalt:
In ihrem vorletzten Abenteuer verschlägt es Sunny, Klaus und Violet Baudelaire ins verwirrende Hotel Denouement, den letzten Zufluchtsort der Freiwilligen-Organisation F.F. Dort müssen sie sich als Concierges verdingen, um heimlich für Lemony Snickets Schwester Kit als Spione zu arbeiten. Die Geschwister lernen dort die Drillinge Frank, Ernest und Dewey kennen, die sich allerdings nur schwer voneinander unterscheiden lassen. Und plötzlich tauchen aus allen Ecken alte Bekannte auf - nicht immer nur zur Freude der Kinder. Denn unter den Hotelgästen sind nicht nur Esmé Elend, Carmelita Späts und andere finstere Gestalten aus der elenden Vergangenheit der Kinder, sondern auch Graf Olaf. Und alle wollen sie nur das Eine - die geheimnisvolle Zuckerdose, die sich bereits auf dem Weg zum Hotel Denoument befinden soll.
Rezension:
Lemony Snicket lässt auch mit dem vorliegenden zwölften Band der Serie eine geballte Ladung Witz, Ironie und spannungsgeladene Szenen über den Leser hereinbrechen, der seinesgleichen sucht.
Nicht nur spiegelbildliche Schriftsätze stellen die grauen Gehirnzellen auf die Probe, auch die teilweise gestelzt wirkende Sprache, die voller abstrusem Sprachwitz steckt. Der Handlungsfaden dient oftmals nur als Aufhänger für quasi-philosophische Betrachtungen, die einhergehen mit ihren witzigen Enttarnungen, die wiederum Platz machen für neue Traktate, welche die Grenze zwischen Sinn und Unsinn verwischen.
Kinder werden ihre helle Freude an den spannenden Ereignissen haben. Für Erwachsene hingegen gewinnt die Lektüre des Bandes an zusätzlichem Reiz durch die eingewobenen literarischen Zitate und die Ironie.
Fazit:
„Das haarsträubende Hotel“ ist ein gelungener vorletzter Band dieser Serie rund um die Baudelaire-Waisen, der Spaß an spannender Literatur vermittelt, die niveauvoll geschrieben ist. Die Wartezeit auf den letzten Band wird kaum auszuhalten sein, während gleichzeitig die Trauer über die Tatsache, dass das Ende der Buchreihe in Sicht ist, bei den Fans gleichermaßen zunehmen wird.