Das Haus des Richters (Gruselkabinett 43)
 
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Das Haus des Richters

Gruselkabinett 43

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Dem jungen Studenten Malcolm Malcolmson stehen die Prüfungen bevor. Um sich nicht vom Treiben der Stadt ablenken zu lassen, fährt er in den Flecken Benchurch – da will er sich ein Haus mieten und in völliger Ruhe lernen. Schnell freundet er sich mit der Gastwirtin Mrs. Witham an. Sie nimmt ihn sogleich unter ihre Fittiche und erledigt die nötigen Besorgungen. Malcolm sieht sich unterdessen beim ortsansässigen Makler die Häuser an. Etwas abseits liegt ein prächtiger Bau, in seiner festungsartigen Ausgefallenheit vielleicht etwas gruselig, aber doch sehr interessant. Der Makler macht zudem ein verlockendes Angebot: Um den schlechten Ruf, unter dem das Haus des toten Richters leidet, entgegenzuwirken, darf Malcolm für einige Zeit mietfrei wohnen. Begeistert nimmt Malcolm an. Als Mrs. Witham davon hört, ist sie überhaupt nicht begeistert – es soll in dem Haus spuken. Die Haushälterin Mrs. Dempster, eine Freundin von Mrs. Witham, ist wesentlich bodenständiger: Das sind nur die Ratten unter den Dielen, in den Wänden und im Gebälk. Für die Zeit der Anstellung will sie allerdings auch nicht im Haus des Richters wohnen – und sie tut gut daran.

 

Das Haus des Richters ist eine klassische Gruselgeschichte: Ein rationaler Mann hat für den üblen Ruf des Wohnobjekts nur ein amüsiertes Lächeln übrig. Er mietet sich ein und erlebt unheimliches Treiben, das schließlich sein Leben bedrohen wird. Dazu wird der Protagonist natürlich sympathisch dargestellt, doch er hat auch einen leichten Hang zur Überheblichkeit und Arroganz – von Aberglauben wird er sich nicht beirren lassen. Zentrale Spannungsquelle ist selbstverständlich der vielschichtige Horror, der vom Haus ausgeht: Es beginnt mit dunklen Ahnungen, wechselt zu einer gruseligen Exotik, steigert sich zu schaurigem Treiben und gipfelt in direkter Bedrohung.

Den unheimlichen Nächten stehen die humorigen Tage gegenüber. Hier geht es um charmante Alltagssituationen, bei denen man über die mütterlich-besorgte Mrs. Witham oder über die mit den Dreck hereintragenden Arbeitern schimpfende Mrs. Dempster freut.

Der eher gemächliche Plotfluss und der geruhsame Spannungsaufbau lassen das Hörspiel weniger packend als vielmehr genüsslich-gruselig sein.

 

Die Sprecherliste ist wiederum recht kurz – es werden nur neun Sprecher genannt und zwei davon haben zudem eher optionale Rollen. Dennoch fehlt in dieser Hinsicht nichts.

Hasso Zorn ist der Erzähler – wie schon in der vorherigen Folge Der Sandmann. Er macht seine Sache wiederum ohne Einschränkung gut. Die wichtigste Rolle ist zweifelsohne der junge und etwas verschrobene Student Malcolm Malcolmson; die Rolle wird von Timmo Niesner mit Leben gefüllt. Niesner ist zwar noch ein relativer Neuling im Hörspiel, hat aber schon an Größen wie John Sinclair oder Gabriel Burns mitgewirkt. Die mütterliche Wirtin Mrs. Witham wird von Ursula Sieg gesprochen, die man sonst eher aus Kinder- bzw. Jugendhörspielen kennt: Die drei ???, Die fünf Freunde und TKKG gehören in ihr Oeuvre. Ihre ebenso mütterliche, aber resolutere Freundin Mrs. Dempster wird von Christel Merian gesprochen. Ihre Arbeiten sind wohl etwas unbekannter: Familie Feuerstein, Anne und Ordensschwester Amélie gehören dazu. In letzter Reihe war auch der Sprecher des Schurken zu hören: Otto Mellies. Ein wunderbarer Schurke, der genüsslich, aber ohne zu geifern von seinen sadistischen Untaten spricht; sehr gut! Mellies ist in Sachen Hörspiel eher unbekannt – vielleicht kennt man ihn noch aus 20.000 Meilen unter dem Meer oder Stig Larssons Verblendung. Last but not least ist Wilfried Herbst, der den Makler Mr. Carnford gibt. Er ist sonst ebenfalls eher aus Kinderhörspielen bekannt: Jan Tenner, Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg sind dabei.

Insgesamt ist die Leistung der Sprecherriege nur zu loben: Gute bis sehr gute Performanzen, die selbst in den Kleinstrollen nicht schwächeln, und bei Mellies' Schurken sogar herausragt

 

Bei der Inszenierung hat die Regie etwas geändert: Zwar gibt es wieder einen Erzähler, auch wenn der nur wenig zu tun hat, weil die Figur Malcolm oftmals dessen Funktion übernimmt, wenn er kommentiert, was er sieht – hier könnte das Skript ein wenig sprunghafter sein, um den Inneren Monolog besser einzufangen. Die Geräusche sind wiederum treffend, aber bisweilen etwas dünn – es klingt so, als seien die Sprecher alleine in der Welt. Das ist großartig in den nächtlichen Szenen, am Tage wäre aber etwas mehr Leben schöner gewesen. Doch großes Lob meinerseits geht an die musikalische Untermalung. Hier setzt man gerade bei den Schauerszenen auf unklar definierte Instrumente – Streicher, vielleicht Hörner, die hell summend und pfeifend oder düster dröhnend und brummend klingen. Dazu noch einzelne Klänge von Klavier oder Orgel. Das stützt die Atmosphäre enorm – bravo!

 

Fazit:

Um sich ohne Ablenkung dem Mathematikstudium widmen zu können, mietet sich der nette, aber uneinsichtige Student Malcolmson im übel beleumdeten Haus des Richters ein. Die dreiundvierzigste Folge des Gruselkabinetts ist eine sehr gelungene Umsetzung des schaurigen Vorbilds – Sprecher und besonders die musikalische Unterstützung machen die Folge sehr hörenswert.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281702039c604d6b
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Hörspiel:

Das Haus des Richters

Reihe: Gruselkabinett 43

Vorlage: Bram Stoker

Buch: Marc Gruppe

Produzent: Stephan Bosenius & Marc Gruppe

Label: Titania Medien

Erschienen: Mai 2010

Umfang: 1 CD, ca. 56 min

ASIN: 3785742703

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

Hasso Zorn

Timmo Niesner

Wilfried Herbst

Ursula Sieg

Christel Merian

Norbert Langer

 


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Erstellt: 01.09.2010, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 10932