Das Isis-Tor von Marliese Arold
Rezension von Christel Scheja
Die 1958 geborene Marliese Arold ist eine fleißige Kinder- und Jugendbuch-Autorin, die bereits über 180 Titel veröffentlicht hat, unter anderen die beliebte Serie „ZM-Streng Geheim“, um eine Zeitreisemaschine. „Das Isis-Tor“ wendet sich nun ein wenig mehr an erwachsene Leser, auch wenn man durchaus merkt, dass sie ansonsten für ein eher junges Publikum schreibt.
Sonja bereitet sich darauf vor, mit ihrem Lebensgefährten Claus endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Der erste Schritt zum Familienglück soll eine größere Wohnung sein, danach die Heirat und das erste Kind in Planung genommen werden.
Dann aber erhält sie durch Vermittlung eines alten Studienkollegen die Chance ihres Lebens. Sie soll die Leitung von Ausgrabungen in Tel-El-Amarna übernehmen, nachdem der aktuelle spurlos verschwunden ist. Nach einigem Nachdenken nimmt Sonja die Möglichkeit an, sich genauer den Ort anzusehen, in dem die Frau lebte, über die sie promovierte, auch wenn ihr Lebensgefährte nicht gerade begeistert ist.
Tatsächlich macht die Arbeit sehr viel Spaß, sie beginnt sich aber auch die Umstände des Verschwindens ihres Vorgängers genauer anzusehen und entschlüsselt eine geheimnisvolle CD, die sie neugierig macht.
Dabei kommt sie auch dem Physiker Jonas Steffens näher, der sich hin und wieder auf der Ausgrabungsstätte herum treibt, obwohl er eigentlich nur ein Tourist ist, und lacht nicht über seine wilden Behauptungen, dass ihr Vorgänger vielleicht gar nicht tot ist, sondern nur ein wenig durch die Zeit reiste.
Tatsächlich entdecken sie bei einem Ausflug in die Wüste einen geheimnisvollen Brunnen aus pharaohnischer Zeit und wagen den Schritt ins Unbekannte.
Tatsächlich finden sie sich bald in Achet-Aton, der Stadt des Ketzerkönigs wieder und geraten in den Mittelpunkt von Intrigen, in die nicht nur Würdenträger am Hofe, sondern auch die Große Königliche Gemahlin und die ägyptischen Götter selbst verwickelt werden.
Marliese Arold bewegt sich auf sehr eingetretenen Pfaden, denn schon oft sind Frauen aus unserer Zeit in die Vergangenheit gereist, um dort ihr Glück zu finden. Immerhin variiert sie das Thema und lässt die Heldin sich schon vorher neu verlieben und diesen Mann auch in die Vergangenheit mitnehmen.
In dieser spielt er allerdings nicht die Rolle, die Abenteuer selbst erleben eher die Heldin und die Menschen aus der Zeit Echnatons, die auf ihre Art und Weise noch immer an den alten Göttern hängen und diese nicht verleugnen wollen.
Zwar gibt es einige deftige Sexszenen und Beziehungen spielen eine nicht unerhebliche Rolle, aber die Geschichte verkommt dennoch nicht zu einer flachen Romanze. Stattdessen nutzt die Heldin auch die Möglichkeit, die Kultur mitzuerleben und in sich aufzunehmen, den Geheimnissen auf die Spur zu kommen, die auch die berühmte Königin Nofretete umgeben. Interessant ist dabei die Einbindung von ägyptischer Mythologie und Lebensart, der man anmerkt, dass die Autorin gut recherchiert hat.
Das einzige, was ein wenig aufstoßen mag ist die blauäugige Naivität, mit der sich die Helden durch die Vergangenheit bewegen, denn wirklich in Gefahr und Schwierigkeiten, die schmerzhaftere Auswirkungen haben, geraten sie nur am Anfang, ansonsten lösen sich die meisten Probleme sehr schnell auf.
So bleibt die Spannung in der Geschichte eher flach und oberflächlich. Diese wäre sogar für jüngere Leser interessant, wenn man einmal von den leidenschaftlichen Liebesszenen absieht, die meist so wirken, als könne man sie auch einfach weg lassen. Auch die Figuren sind nicht sonderlich komplex, sondern sehr schnell zu durchschauen.
Alles in allem ist „Das Isis-Tor“ zwar nett zu lesen und leidlich unterhaltsam, bewegt sich aber inhaltlich auf sehr eingetretenen Pfaden und kann dem Thema nur sehr wenige neue Facetten hinzufügen. Fans, die kleine Zeitreisen ihrer Helden mögen, werden wahrscheinlich von dem Buch begeistert sind, aber man muss es nicht unbedingt kennen.