Das Kleine Volk (Autor: Steve Augarde)
 
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Das Kleine Volk von Steve Augarde

Rezension von Carmen Huber

 

Da ihre Mutter beruflich für vier Wochen auf Tournee ist, muss die 12-jährige Midge für den Großteil der Sommerferien zu ihrem Onkel Brian aufs Land. Für sie als richtige Großstadtpflanze scheint die Aussicht auf mehrere Wochen allein mit ihrem Onkel auf dessen Farm alles andere als großartig. Doch zu ihrer eigenen Überraschung fühlt sie sich dort auf Anhieb wohl. Zwar ist die „Mill Farm“ schon ziemlich heruntergekommen, aber Midge findet sie ganz und gar bezaubernd. Auch Onkel Brian schließt sie bald in ihr Herz, der zwar manchmal ein wenig schrullig ist, ansonsten aber witzig und nett. Außerdem bietet die Umgebung wunderbare Möglichkeiten zum Spielen. Nur der Wilde Wald, seit Urzeiten im Besitz der Familie, macht da eine Ausnahme: Er ist derart verwildert, dass es unmöglich ist, sich durch die Brennnesseln und Brombeerhecken in sein Inneres vorzukämpfen.

 

Dann findet Midge plötzlich in einer alten Scheune ein verletztes, weißes Pferd. Allein schon äußerlich ist es wie ein Wunder: Nicht größer als ein Rehkitz ist der kleine Schimmel sehr zart gebaut, hat eine silbrige Mähne – und samtige Flügel. Und es kann sogar mit ihr sprechen! Das kleine Tier ist verletzt, unfähig, sich selbst zu befreien und den Tode nahe. Als Midge es zum ersten Mal sieht, ist sie furchtbar erschrocken, und als es sie dann um Hilfe bittet, zweifelt sie kurzzeitig an ihrem Verstand. Aber nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, beschließt sie, dem armen Geschöpf zu helfen. Sie befreit es aus seiner eingeklemmten Position unter dem Mähdrescher (was an und für sich schon eine Meisterleistung für ein 12-jähriges Mädchen ist), versorgt seine Wunden und reinigt sein Fell. Schon nach ein paar Tagen geht es dem Pferdchen wieder besser und das zauberhafte Geschöpf verrät Midge auch seinen Namen: Pegs.

 

Und so beginnt für Midge ein unglaubliches Abenteuer: Denn Pegs kommt aus dem Wilden Wald, der Ort, wo die letzten Elfen leben, obwohl sie selbst sich lieber als die „Verschiedenartigen“ bezeichnen. Doch die entsprechen bei weitem nicht den weitverbreiteten Glauben über Elfen: Weder sind sie grazil noch überirdisch schön, sondern einfach wie kleine Menschen, nur etwa kniehoch Sie leben vom Wald, jagen mit Pfeil und Bogen und fischen in den Flüssen. Der Wilde Wald ist ihr letzter Zufluchtsort, der einzige Ort, der von den „Großen“ noch unberührt ist. Doch jetzt will Midges Onkel den Wald aus Geldnot verkaufen, und dann würde er abgeholzt und die Heimat des Kleinen Volkes zerstört werden. Die Situation scheint aussichtslos, und so nimmt Pegs Midge in den Wilden Wald mit, um das Kleine Volk zu warnen ...

 

 

„Das Kleine Volk“ ist eine ganz zauberhafte Geschichte, die nicht nur für Jugendliche geeignet ist, sondern auch Erwachsenen ein wunderbares Lesevergnügen bietet. Der Autor versetzt sich so perfekt in ein kleines Mädchen, dass man sich an seine eigenen Kindheit erinnert fühlt. Midge ist keine strahlende, perfekte Heldin, sondern ein kleines Mädchen, dass durchaus zwischendurch Angst hat und sich der Sache nicht immer gewachsen fühlt. Und gerade dass macht sie so sympathisch, man fiebert mit ihr mit, und begleitet sie auf ihrem durchaus gefährlichem Abenteuer. Denn nicht alle vom Kleinen Volk sind ihr freundlich gesonnen, und einige haben durchaus etwas dagegen, dass sie den Wald wieder verlässt und sie womöglich verrät. Und auch wenn sie klein sind – wehrlos sind sie bei weitem nicht. Midge erlebt viele gefährliche Situationen, doch zum Glück muss sie nicht alle allein überstehen und findet bald Freunde und Verbündete. Auch das kleine Volk wird sehr ausführlich geschildert. Man lernt die verschiedenen Stämme und ihre unterschiedliche Lebensart ein wenig kennen, und erfährt viel Interessantes und oft auch Witziges über sie. Doch eines verbindet alle Personen, die in diesem Buch vorkommen: Jede von ihnen ist absolut einzigartig, unglaublich lebendig und kann völlig überzeugen. So ist das Lesen eine wahre Freude. Dazu kommen noch ein einfühlsamer und spannender Erzählstil, eine unterhaltsame Geschichte und großartige Ideen – einfach wunderbar.

 

Auch wenn die Geschichte eigentlich in sich abgeschlossen ist, so bleiben dennoch einige Dinge offen. Und zum Glück gibt es eine Fortsetzung: „Celandine“ erscheint im März 2006 und erzählt die Geschichte um Midge weiter. Auch die Gestaltung des Buches ist großartig gelungen: „Das Kleine Volk“ ist ein dickes Hardcover mit Lesebändchen, dass von einem wunderschönen Schutzumschlag aus dickem Papier geziert wird. Abgebildet ist die Brombeerhecke des Wilden Waldes, und dahinter ein alter Baum und einer vom Kleinen Volk, wobei einige Blätter und der Mond schön silbrig glänzen. Also eine rundum gelungene Gestaltung!

 

Fazit: „Das Kleine Volk“ ist für junge Leser wie auch für Erwachsene ein ganz besondere Lesevergnügen!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329050208f3f65029
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Buch:

Das Kleine Volk

Autor: Steve Augarde

Aus dem Englischen von Ursula Höfker

Verlag: Arena

Format: Gebundene Ausgabe

ISBN: 3401057979

Erscheinungsdatum: Januar 2005

Seitenzahl: 453

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 17.10.2005, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 1396