Das Licht des Orakels (Autorin: Victoria Hanley)
 
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Das Licht des Orakels von Victoria Hanley

Rezension von Carmen Huber

 

Die 15-jährige Bryn sieht Dinge, die andere nicht sehen können. Ihre Familie hat dafür kein Verständnis – für sie ist das Mädchen nur eine nutzlose Träumerin, die für nichts zu gebrauchen ist, sich vor jeder Arbeit drückt und dann fadenscheinige Ausflüchte erfindet. Während Bryn sich eines Tages wieder davonschleicht und unbeschwert einer Wolke Distelwolle hinterher jagt, läuft sie dabei einem prachtvoll gekleideten Reiter vor das Pferd. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei diesem um niemand Geringeren als den Meisterpriester des Orakels persönlich. Der erkennt in Bryn ein Talent zur Prophezeiung und bietet ihr an, sie mit zum Tempel des Orakels zu nehmen, wo sie als Helferin dienen soll. Dort wird sie mit anderen Menschen, die ebenfalls wie sie eine besondere Begabung haben, zusammen sein, die beste Erziehung in ganz Sorana erhalten und vielleicht sogar eines Tages in den Rang einer Priesterin aufsteigen. Bryn kann ihr Glück kaum fassen und willigt ein, dieses vollkommen neue Leben zu beginnen. Doch was zuerst aussieht wie das Beste, was ihr je passieren konnte, zeigt bald sein wahres Gesicht: Im Tempel wird hart und unbarmherzig geherrscht wird, wer ungehorsam ist, wird streng bestraft. V.a. einige der anderen Helfer und Helferinnen setzen Bryn hart zu: Diejenigen, die von vornehmer Abstammung sind und sich selbst die „Federn“ nennen, trampeln liebend gern auf allen anderen von „niederer“ Abstammung herum. Angestachelt von Clea, einem Mädchen von königlichem Blut, das Bryn vom ersten Tag an nicht ausstehen konnte, haben die Federn bald ein neues und besonders beliebtes Opfer gefunden: Bryn. Doch zum Glück findet Bryn auch bald Freunde, wobei v.a. zwei ganz besonders wichtig für sie werden: Die junge Dawn, die viel zu groß für ein Mädchen ist und Bryn gleich von Anfang an unter ihre Fittiche nimmt, und auch Kiran, der erstaunlich gut mit Tieren umgehen kann und stets von seinem Hund Jack begleitet wird.

 

Dann, zur Sommersonnenwende, findet die große Vogelweihe statt: Jeder Helfer und jede Helferinnen hoffen, an diesem Tag von einem Vogel erwählt zu werden, denn damit beweist man, dass man eine starke Begabung zur Prophezeiung hat. Doch Bryn wird an diesem Tag vom Wind erwählt – ein Zeichen für eine außerordentlich mächtige Prophetin. Aber viele gönnen ihr den Erfolg nicht, und v.a. Clea versucht alles, um ihr das Leben schwer zu machen. Und auch der Meisterpriester scheint seine eigenen Pläne mit den Schülern zu verfolgen. Währenddessen wird es in der Hauptstadt des Königreiches immer deutlicher, dass die Thronfolgerin, leidend unter einer bis dahin unbekannten Krankheit, immer schwächer wird und niemand kann ein Heilmittel für sie finden ... Hat der Meisterpriester etwa irgendetwas damit zu tun? Und was hat es mit der jungen Priesterin Selin auf sich, die kurz vor Bryns Aufnahme in den Tempel einfach verschwand?

 

 

„Das Licht des Orakel“ bietet gute Unterhaltung, wobei sich deutlich zeigt, dass das Buch hauptsächlich ein Jugendroman ist. Die geringe Länge, die einfache Sprache und der angenehme Schreibstil machen es für junge Leser ideal. Immer wieder gibt es tolle Szenen, die einen mitreißen und mitfiebern lassen. Witzige und interessante Ideen über das Orakel, die Vogelweihe und die Prophezeiungen lassen selten Langeweile aufkommen. Die Personen sind sympathisch und können überzeugen, v.a. Bryn und Kiran schließt man bald ins Herz. Nur schade ist, dass immer wieder größere Zeitabschnitte übersprungen werden. Denn das Buch ist unterteilt nach Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst, Winter – wobei man teilweise gleich vom Frühling in den Herbst weitergeht. So fehlen dann immer wieder größere Zeitabschnitte, was zwar inhaltlich keine große Rolle spielt, aber bei der geringen Dicke wäre es doch schön gewesen, wenn ein wenig mehr erzählt worden wäre und die Autorin die Geschichte weiter ausgebaut hätte. So ist das Buch doch recht kurz.

 

Auch die Gestaltung des Buches ist angenehm gelungen: Ein passendes Bild, dass Bryn wahrscheinlich bei ihrer Erwählung vom Wind zeigen soll, schmückt das Cover. Im Inneren findet man gleich am Anfang eine Karte von Sorana, die einem das Orientieren wesentlich erleichtert und auf der man Bryns Reise gut mitverfolgen kann. Ganz zum Schluss gibt es dann noch ein kleines Glossar, wo man die Götter und andere Begriffe nachschlagen kann. Und für alle, die gerne noch mehr von Victoria Hanley lesen möchten: Es gibt bereits zwei andere Bücher von ihr, „Das Auge der Seherin“ und „Die Vögel der Finsternis“. Es ist aber keineswegs notwendig, diese beiden Bücher zu kennen, denn „Das Licht des Orakels“ ist völlig eigenständig lesbar.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032822371840551227
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Buch:

Das Licht des Orakels

Autor: Victoria Hanley

Aus dem Englischen von Anna Blankenburg

Verlag: Beltz

Format: Hardcover

ISBN: 3401057979

Erscheinungsdatum: August 2005

Seitenzahl: 358

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 17.10.2005, zuletzt aktualisiert: 22.06.2023 20:33, 1394