Druckversion: Das Lied der Bestien (Autorin: Nahoko Uehashi)

Das Lied der Bestien von Nahoko Uehashi

Rezension von Christel Scheja

 

„Das Lied der Bestien“ ist nicht die erste japanische „Light Novel“-Reihe, die Blanvalet auf den deutschen Markt schickt. Zuvor erschienen vier Bände der „Guin“-Saga, die in ihrem Heimatland bereits über 90 Bände umfasst.

Aber immerhin ist Nahoko Uehashi in Deutschland nicht ganz unbekannt, schuf sie doch die Romane zu der Anime–Serie „Guardian of the Spirit“, die hier in Deutschland 2008 und 2009 auf den Markt kam..

„Das Lied der Bestie“ ist der Auftakt zu einer neuen, noch namenlosen Reihe, von der es in Japan auch bereits eine 50 Episoden umfassende Anime Serie gibt.

 

Die Geschichte entführt in ein Fantasy-Land, das sehr stark an eine Mischung aus dem mittelalterlichen China mit japanischen Einflüssen erinnert. Die Menschen leben in verschiedenen und leicht miteinander verfeindeten Clans zusammen und betrachten alle Fremden misstrauisch, vor allem solche, die heimatlos durch die Lande wandern, wie die Aaryo.

Zu diesem Volk gehört auch Soyon. Obwohl die Tierheilerin aus Liebe sesshaft geworden, einen Mann geheiratet und eine Tochter geboren hat, ist und bleibt sie doch eine Außenseiterin und ist die erste, die man anklagt, als eines Nachts die ihr anvertrauten heiligen Tiere des Clans sterben. Sie wird zum Tode verurteilt und soll den wilden Toudas geopfert werden. Doch zuvor gibt sie allen Besitz dafür hin, dass ihre Tochter Erin weiter in der Gemeinschaft leben darf.

Doch es kommt anders als gedacht. Verzweifelt versucht das Kind seine Mutter zu retten und muss doch mit ansehen, wie diese sich opfert, um ihr das Leben zu retten. Dabei erfährt sie ein Geheimnis, dass sich tief in ihre Seele einbrennt.

Erin wird dann von den Fluten mitgerissen und kurze später von einem alten Mann, der Bienen züchtet, gerettet. Der pflegt sie gesund und beschließt sie auszubilden, als er erkennt, dass die Kleine ein besonders gutes Händchen für Tiere zu haben scheint.

So wächst sie zwischen dem Trauma ihrer Kindheit und der liebevollen Freundschaft zu dem alten Mann auf und lernt viele Geheimnisse der Natur und der Tiere kennen, vor allem der Ohjus, die wie die Toudas magische und heilige Wesen für die Clans sind. Ohne es zu ahnen verstrickt sie sich dabei in tödliche Intrigen.

 

Doch das ist erst ein Thema, das das Buch auf seinen letzten Seiten anspricht. Zuvor nutzt die Autorin, die Leser in das Land einzuführen, auch wenn ganz deutlich wird, dass sie sich dabei in erster Linie auf ihren eigenen Kulturkreis konzentriert und dabei ein paar Dinge als bekannt voraussetzt, die unbeleckte westliche Leser eher irritieren. Daher sollte man sich schon ein wenig in der japanisch-chinesischen Kultur auskennen und vielleicht sogar den ein oder anderen Manga gelesen habe, um die entsprechenden Symbole wieder zu erkennen und auch Verhaltensweisen der Menschen zu verstehen.

Letztendlich passiert nach dem dramatischen Auftakt nicht viel – Erins eher friedliche Ausbildung nimmt den Großteil des Buches ein und präsentiert eine Menge fernöstlicher Denkweisen und Mystik. Zudem endet das Buch sehr offen und macht deutlich, dass erst der nächste Band mehr über die Intrigen an dem Königshof verraten wird, an den das junge Mädchen am Ende gerät.

Der Roman präsentiert ohne Zweifel eine sehr exotische und fantastische Welt in der Magie und Mystik zwar eher verhalten auftreten, aber ein wichtiger Bestandteil der Handlung sind. Der Erzählfluss ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Insgesamt hält sich die Action eher in Grenzen und die Geschichte plätschert seicht dahin, erschreckt aber hin und wieder durch Ausbrüche von Gewalt, die im ersten Moment nicht zur Stimmung der Geschichte zu passen scheinen. Letztendlich bleiben auch die Figuren sehr distanziert und oberflächlich, so dass man nicht wirklich Anteil an ihren Erlebnissen und den Gefahren, die sie durchstehen müssen, nimmt.

 

Alles in allem ist „Das Lied der Bestien“ zwar um Klassen besser als die „Guin“-Saga, kann aber auch nicht wirklich überzeugen, da die Autorin zu distanziert und oberflächlich bleibt, um wirklich westliche Leser mit der exotischen Handlung oder lebendigen Figuren fesseln zu können.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328220644aab06e0d

Das Lied der Bestien

Autorin: Nahoko Uehashi

Blanvalet erschienen Oktober 2009

256 Seiten

Übersetzung aus dem Englischen von Alexandra Klepper und Dorothea Überall

Titelbild von Nina Manlyna/shutterstock

ISBN-10: 3442266629

ISBN-13: 978-3442266623

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38