Königsfehde 1 (Autor: George R. R. Martin)
 
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Das Lied von Eis und Feuer – Königsfehde 1

Rezension von Ingo Gatzer

 

Bald startet die finale Staffel der Erfolgsserie „Game of Thrones“. Wer sich die Wartezeit darauf – und auf den nächsten Band der Vorlage aus der Feder von George R. R. Martin – verkürzen möchte, kann das mit der Graphic Novel „Das Lied von Eis und Feuer – Königsfehde Bd. 1“ tun und die früheren Kapitel um das Spiel der Throne noch einmal erleben.


Nach dem Tod von König Robert Baratheon ist die Welt in Aufruhr, zumal ein ein mysteriöser roter Komet am Himmel erschienen ist, der Land höchst unterschiedlich interpretiert wird. Für die Priesterin Mellisandre, die bei Roberts Bruder Stannis immer mehr Einfluss erhält, ist er das Zeichen ihres Gottes R´Hllor und deutet dementsprechend auf künftige Siege hin. Robb Stark, den seine Anhänger zum König des Nordens erklärt haben, ist hingegen vor allem daran interessiert, den Körper seines ermodeten Vaters und seine beiden Schwestern nach Hause zu holen und den Norden vom restlichen Reich abzutrennen. Daran ist der unberechenbare Kindkönig Joffrey natürlich nicht interessiert, für den das Reich – genau wie seine Frau Samsa Stark – ein Spielzeug ist. Dann sind da noch Arya Stark, die vor den Lennister-Häschern auf der Flucht ist, Daenerys, die nach dem Tod von Khal Drogo um das Überleben Ihres Stamms kämpft, und Jon Schnee, der sich als Mitglied der Nachtwache auf eine gefährliche Spurensuche begibt.


Diese umfangreiche – und längst nicht vollständige – Inhaltsangabe deutet auf die Komplexität und die Vielzahl von Erzählsträngen hin, die „Königsfehde Bd. 1“, enthält. Deshalb wird es Neulingen kaum gelingen, sich hier zurechtzufinden und alle Nuancen zu erfassen. Für alle, die sich im Universum des Liedes von Eis und Feuer auskennen, ist die pointierte und werkgetreue Darstellung von Landry Q. Walker aber ein Genuss. Dem erfolgreichen Autor gelingt es, sowohl die wichtigsten Elemente der Vorlage in seine Graphic Novel zu übertragen als auch ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren und eine mitreißende Story zu erzählen. Dabei unterteilt er den Band zwar in Kapitel, wechselt in diesen aber – ähnlich wie in der Romanvorlage – immer wieder in Unterkapiteln zwischen zentralen Figuren wie Jon, Arya oder Tyrion. Walker muss nur selten auf einen Erzähler zurückgreifen und entwickelt dafür die Handlung elegant über die Dialoge der Figuren, was natürlicher wirkt. Auch die Tonalität der Gespräche ist ansprechend und gibt etwa auch die Eloquenz von Varis oder den für Tyrion typischen ironischen Duktus schön wieder. Mangelhaft ist hingegen die inhaltliche Zusammenfassung auf der Rückseite des Sammelbandes geraten. Schon wenn dort von Joffrey, als „der rechtmäßige Erben des Eisernen Throns“ die Rede ist, sträuben sich Kennern der Vorlage die Haare.


Die Zeichnungen in „Königsfehde Bd. 1“ stammen von Mel Rubi. In den besten Momenten, gelingt es Rubi atmosphärisch dichte und fast schon cineastische Kunstwerke zu kreieren – etwa wenn er Maester Cressen aus der Froschperspektive mit dem Gift in der Hand und den roten Kometen im Hintergrund zeigt. Auch sein Figurendesign ist fast immer hervorragend. Das gilt etwa für die von Grauschuppen gezeichnete Prinzessin Sharin, den Narren Flickenfratz oder dem sichtlich vom Alter gebeugten Cressen. Anders als in der Buchvorlage – und mehr wie in der Serie – wirkt Tyrion hier keineswegs entstellt, ist aber im Unterschied zu „Game of Thrones“ durch seine Haarfarbe als Lennister erkennbar. Ausdrucksstark sind auch die Mimik und Gestik der Figuren geraten. Hier tritt etwa der Hochmut von Lady Selyse schon auf den ersten Blick klar hervor. Etwas enttäuschend ist allenfalls die Gestaltung von Jon Schnee geraten, der blass bleibt und wenig charismatisch erscheint. Zudem ähnelt er zu stark Gendry – ohne dass es dafür einen nachvollziehbaren Grund gäbe. Die Cover – auch die von anderen Künstlern im Anhang gesammelten und die zwischen den Kapiteln eingestreuten Varianten – sind durchweg ansprechend, haben aber nicht immer etwas mit der Handlung zu tun.

 

Fazit:

„Das Lied von Eis und Feuer – Königsfehde Bd. 1“ ist für alle Kenner der Romanvorlage oder der HBO-Serie wegen der pointierten Handlung und den fast immer visuell starken Darstellungen ein Genuss. Neulinge sollten sich jedoch unbedingt erst mit den ersten Kapiteln des Spiels um die Throne befassen.

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Comic:

Das Lied von Eis und Feuer: Königsfehde 1

Autor: Landry Q. Walker nach einer Vorlage von George R. R. Martin

Zeichner: Mel Rubi

Farbe: Ivan Nunes

Panini, Februar 2019

Softcover, 192 Seiten

 

ISBN-10: 3741612340

ISBN-13: 978-3741612343

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 10.03.2019, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 17437