Das Reich der Geister (The Portent Bd. 1)
 
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Das Reich der Geister von Peter Bergting

Reihe: The Portent - Zeichen des Unheils Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Phantastisch geht es im April bei Cross Cult zu, wenn der allseits beliebte Szenepublisher seine Leserschaft mit in eine »schwedisch-asiatische« Geisterwelt der Feen und Kobolde nimmt und sich in The Portent – Zeichen des Unheils und dem ersten Band »Das Reich der Geister« auf die Spuren böser wie guter Geister sowie wahren Heldentums begibt ...

 

Im ersten Sammelband von Peter Bergtings The Portent lernen wir neben dem fragwürdigen Helden und Heilbringer Milo auch die ebenso junge wie tapfere Seherin Lin kennen, die sich fortan gemeinsam den Zeichen des Unheils stellen und den Kampf gegen das scheinbar Unabwendbare, den langsamen Tod der Welt, aufnehmen. Die beiden müssen sich auf eine Reise zu einem Tor ins Reich der Geister begeben, um ein Übel zu verhindern und aufzuhalten, das die Welt bei ihrer Neuerschaffung zu einem noch finstereren, schrecklicheren Ort des Bösen machen könnte. Am Ende müssen sie allerdings erkennen, dass nicht nur böse Geister ihnen übel mitgespielt haben, und alle Tapferkeit und Hoffnung auf Absolution im selbstauferlegtem Heldentum nicht zwingend zum Erfolg führen muss, wenn unwirkliche Mächte aus anderen Welten ihre (Tentakel-)Finger im Spiel haben und das Bild von Freund und Feind schnell kippen kann ...

 

Peter Bergtings Geschichte verlässt die ausgetretenen Pfade klassischen Horrors oder klassischer Fantasy, wobei der Autor und Zeichner der Serie, wie im Interview am Ende des Bandes zu lesen, eher dazu neigt, seine Schöpfung ins Horror-Genre einzuordnen. So oder so: Um besagte plattgetrampelten Pfade zu verlassen, legt er sich einen Hintergrund an, der sich – nicht nur laut Klappentext – irgendwo zwischen chinesischer Mythologie und den altehrwürdigen Sagen und Geschichten des Nordens wiederfindet. Seine Helden wandeln im Zwielicht zwischen Welten und Geistern und fremden Mächten und versuchen, ihr unweigerlich mit der Welt verknüpftes Schicksal zu meistern oder zu finden oder zu erfüllen – Stoff, aus dem seit jeher die wahrlich klassischen Sagen gemacht sind. Garniert wird das Ganze mit einem doch recht asiatischen Look der Umwelt, Fauna und Flora, einiger Schwertkampf-Action, Magie und Mystik, phantastischen Geisterwesen, Kobolden und Feen, sprechenden Raben und einem schier übermächtigen Gegner aus den Reihen der Bösen – einer der wenigen klassischen Komponenten in Bergtings Geschichte.

 

Mit Innovationen ist das allerdings so eine Sache: Manchmal funktionieren sie, und manchmal eben nicht. In »Das Reich der Geister« ist es bestenfalls ein bemühter Mittelweg – manches funktioniert, anderes wiederum gar nicht. Oft wirkt die Story außerdem einfach zu konfus und unausgegoren, die Charaktere zu hölzern – es kommt kein echter Drive, keine echte Stimmung auf, und mir fehlte zudem über weite Strecken des Bandes jedwede Bindung zu den Figuren, sieht man einmal von einem gefiederten Unheilsboten und zwei arglistigen Gnomenwesen ab.

 

Keine Frage: Bergtings Setting samt aller darin enthaltenen Innovationen und gelungenen und vielversprechenden Ansätzen hat echtes Potential – aber er muss sie noch etwas anders arrangieren und zusammensetzen oder die Bindeglieder mit mehr Leben füllen, damit seine Ideen auch wirklich zum Tragen und zur Geltung kommen und man sich als Leser endlich auch in diese abwechslungsreiche, ab und an angenehm komplexe Geschichte hineingesogen fühlt.

 

Bergtings Artwork indes erinnert in vielen Einstellungen und Panels tatsächlich an Mike Mignola oder wenigstens doch einen B.U.A.P.-Band, für dessen Layout sich Mignola verantwortlich zeigt, sprich: Es sieht richtig gut aus! Entgegen der Hellboy-Bände bei Cross Cult tut dem doch etwas detailreicheren Artwork von The Portent die Verkleinerung aber nicht immer ganz so gut, wenngleich durch die schöne Colorierung auch einiges aufgefangen und wieder gut gemacht wird. Alles in allem überzeugt The Portent wenigstens optisch über weite Strecken, was nicht zuletzt an einer sehr sauberen Panelaufteilungen und sehr schönen Perspektiven liegt.

 

Auch in Sachen Aufmachung und Gestaltung kann das Produkt des sonst so brillierenden Verlages diesmal nicht hundertprozentig überzeugen: Das Cover des amerikanischen Trades, das es nur auf das deutsche Backcover geschafft hat, hätte sich in meinen Augen viel besser für den Titel geeignet, und auch das deutsche Logo der Serie weiß diesmal irgendwie nicht wirklich zu glänzen. Eine gelungene, sauberer Verarbeitung des Hardcover-Kleinbands, ein Abdruck aller Originalcover im diesmal durchwegs farbigen Innenteil, eine Pin-Up Gallerie mit Arbeiten von u. a. Daren Bader und Mike Wieringo sowie die aktualisierte Version des Interviews mit Peter Bergting von den Kollegen vom Comcgate retten gerade noch so die Punke über die Ziellinie.

 

Fazit: Das Artwork ist nett, die Farbgebung toll, die Atmosphäre hat ihren Reiz, ebenso das Setting – aber der Funke will in diesem ersten Band verdammt noch mal einfach nicht überspringen. So stehen die Zeichen zunächst auch gar nicht so gut für diese neue Serie aus dem Hause Image, die ihre deutsche Heimat bei Cross Cult gefunden hat. Doch vielleicht schafft es der sympathische Künstler aus Schweden ja, mit dem Nachfolger das durchaus vorhandene Potential etwas besser – oder sagen wir fairerweise, häufiger, denn zum Ende des Bandes hin ist ihm das ja durchaus ab und an gelungen – auszuschöpfen.

 

So allerdings ist die Lektüre eher mühsam, die Geister der Sache scheinbar noch nicht ganz gewogen. Schade!

 

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419141920f157a245
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Comic:

Das Reich der Geister

The Portent Bd. 1

Autor/Zeichner: Peter Bergting

Verlag: Cross Cult

Format: Hardcover

Seiten: 134

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3936480540

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 23.04.2007, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:09, 3810