Das Sakrament von Tim Willocks

Rezension von Martin Hammerschmidt

 

Christen gegen Muslime. Ein uraltes Thema, was jedoch immer noch allgegenwärtig ist. Man siehe sich die Unruhen an, die ein Zitat des Papstes ausgelöst hatte.

Tim Willocks Hauptaugenmerk liegt in seinem Buch „Das Sakrament“ auf der, im Jahre 1565 stattgefundenen, Schlacht auf Malta.

Der Malteserorden gegen die übermächtige Anzahl von muslimischen Kriegern. Die alles entscheidende Schlacht, um die Existenz des christlichen Ordens. Nur ein Mann kann helfen um die fast schon überflüssige Niederlage noch abzuwenden. Doch auch die Inquisition hat ihre eigenen Pläne mit dem Orden. Sie wollen seine Macht gnadenlos ausnutzen!

 

Kein geringerer als der Literaturagent von Ken Follet, hat Tim Willocks seine Villa für unbegrenzte Zeit zu Verfügung gestellt. Die Vorgabe war eindeutig. Lass dir so viel Zeit wie du willst, aber schreibe einen Roman, der „Die Säulen der Erde“, dem Weltbestseller von Ken Follet, in den Schatten stellt. Eine schier unlösbare Aufgabe für Willocks, die er jedoch frohen Mutes angenommen hatte und sie schließlich vollendete.

In seinem Buch bringt Willocks alles rein, was einem historischen Epos die Würze verleiht.

Krieg, Hass, Liebe, Traue, Verzweiflung, Glaube und Hoffnung.

 

 

Kurzbeschreibung:

 

Die Insel Malta wird von den Türken belagert. Nur ein Mann, so scheint es, kann den Christen noch helfen: Der Deutsche Mattias Tannhäuser wurde als Zwölfjähriger von den Türken entführt und ist bei ihnen aufgewachsen. Er kennt ihre Kultur und ihre Waffen. Um ihn auf die Insel zu locken, schickt der Großmeister des Malteser Ordens die schöne Contessa Clara nach Sizilien, wo Tannhäuser mit einem jüdischen Freund erfolgreich Handel treibt. Schafft die Contessa es, Tannhäuser nach Malta zu locken, darf sie ihn auf die Insel begleiten, auf der ihr verlorener Sohn lebt. Doch kaum hat sich Tannhäuser entschieden, den Christen zu helfen, wird sein Haus zerstört, sein Freund gefoltert - die Inquisition ist ihm auf den Fersen. Der Inquisitor Ludovico versucht mit aller Macht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Was Tannhäuser auf Malta finden könnte, würde den Untergang der Inquisition bedeuten.

 

 

 

Der kleine zwölfjährige Junge Mattias Tannhäuser wird Augenzeuge, wie seine Familie brutal ermordet wird. Als er gerade in der letzten Phase ist, seinen ersten eigenen Dolch fertig zu schmieden, stürmen die Türken sein kleines Dorf und metzeln Mattias’ kleine Schwester und Mutter brutal ab. Doch Mattias gibt nicht klein bei, mit seinem neugeschmiedeten Dolch setzt er sich zur Wehr. Der Hauptmann der Türken ist beeindruckt von dem eisernen Willen Mattias’ und nimmt ihn mit zu den Türken, wo er eine bilderbuchhafte Ausbildung genießt.

 

Malta im Jahre 1565:

Die Türken stehen kurz davor die letzte Bastion des sagenumwobenen Malteserordens zu überrennen. Mit einer zahlenmäßig klar überlegenen Armee greifen die Türken Malta schließlich an. Nur noch einer kann helfen.

Mattias Tannhäuser.

Er kennt die Kultur, Waffen, Gefechtsformationen und Strategien der Türken genau und weiß wie man sich am wirkungsvollsten gegen sie verteidigen kann.

Der Großmeister des Ordens schickt die bildhübsche Contessa Carla auf die Reise, um Tannhäuser zu finden und ihn zu überreden mit nach Malta zu kommen und bei der Verteidigung eine maßgebliche Rolle mitzuspielen.

Carla hat jedoch ein dunkles Geheimnis. Sie hat mit dem Inquisitor Ludovico ein gemeinsames Kind, das sie noch nie gesehen hatte. Sie weiß, dass es auf Malta lebt und das ist auch ihr Grund ihres Wunsches auf die Insel zu gehen.

Als Tannhäusers bester Freund auf Befehl von Ludovico gefoltert wird, entschließt er sich mit Carla nach Malta zu reisen, um dort gegen die vor der Türe stehenden Türken zu kämpfen.

Mit seinem Weggefährten Bors, der Contessa und ihrer Freundin Amparo machen sie sich auf den Weg ins Ungewisse. Auf die Insel des Todes.

Malta!

Dort hofft Carla ihren leiblichen Sohn anzutreffen. Tannhäuser will lediglich Carla bei ihrer Suche helfen und dann schnellst möglich von der Insel wieder verschwinden.

Als Mattias endlich den Namen des Sohnes ausmacht und Amparo ihn sogar schon getroffen hat, scheint alles ein gutes Ende zu finden.

Inzwischen sind die Türken auf der Insel gelandet, und das grausame Gemetzel ist schon voll im Gange.

Während auf Malta blutige Kämpfe ihren Lauf nehmen, beraten Ludovico mit dem voraussichtlich nächsten Papst, wie sie bei einem Erfolg des Malteserordens mit dem Orden umgehen. Eine Infiltrierung des Ordens durch Ludovico persönlich könnte der entscheidende Faktor bei ihren Plänen sein.

Für den Orden gilt es, die Festung St. Elmo lange zu halten. Jeder der die Festung betritt, schaufelt sich jedoch bewusst oder unbewusst sein eigenes Grab, da die Türken hier ihren Hauptangriff platzieren. Und ausgerechnet in diese Festung ist Orlandu, der Sohn der Contessa, gegangen. Bors und Mattias machen sich auf nach St. Elmo, um Orlandu zu finden und werden dort mit der harten Realität des Krieges konfrontiert. Die Türken rennen einen um den anderen Tag gegen die schon fast bis zum Boden niedergeschossene Festungsmauer an, und werden jeden Tag unter zahlreichen blutigen Verlusten zurückgedrängt. Bors und Mattias kämpfen für unterschiedliche Ziele. Während Mattias nur auf der Insel ist, um Orlandu zu finden, kämpft Bors für die Ehre und Ruhm. Als Mattias Orlandu schließlich findet und ihnen der Rückweg abgeschnitten ist, bleiben sie solange in der Burg, bis sie die Türken erobern. Dank seiner ganzen Erfahrung schafft es Mattias dem Tod zu entkommen und wird als türkischer Bruder empfangen. Orlandu muss dagegen als Sklave arbeiten, wird allerdings wenige später von Tannhäuser freigekauft, muss aber als Stalljunge weiter bei den Türken bleiben.

Inzwischen ist im Kastell St. Angelo der Großinquisitor Ludovico angekommen, um den Orden zu infiltrieren, was auch prompt gelingt. Nur kurze Zeit später lauert er der Contessa auf und will sie wieder auf seine Seite ziehen. In seinem Herz sind die Gefühle für Carla immer noch lebendig, doch Carla gibt ihm einen eiskalten Korb.

Währenddessen macht sich Tannhäuser wieder auf den Weg zu Amparo und Carla, um dort Seite an Seite mit den christlichen Rittern und seinem Freund Bors gegen die ständig anstürmenden Türken zu kämpfen.

Insgeheim plant Tannhäuser die Flucht zusammen mit Bors, Amparo und der Contessa, doch der Krieg hält sie immer wieder aufs Neue auf. Schließlich, eines Abends, machen sich die 4 dann auf den Weg zu einem versteckten Boot am Strand. Doch kurz bevor sie das Tor verlassen, werden sie von Ludovico und seinen Kumpanen aufgegriffen.

Tannhäuser hatte einen Mordversuch auf den Inquisitor unternommen, welcher jedoch fehlschlug. Ludovico hat nur eins im Sinn: Tannhäuser aus dem Weg zu räumen, während er mit seiner Geliebten Contessa Carla und ihrem gemeinsamen Sohn von dannen ziehen will.

Ein Überlebenskampf für Tannhäuser, Carla, Amparo und Bors nimmt seinen Lauf, während vor den Festungen immer noch die Türken ununterbrochen auf die Festungen stürmen.

Werden die Vier es schaffen aus den Klauen des brutalen Inquisitors zu entkommen und den bei den Türken festsitzenden Orlandu in ihre Hände bekommen?

Schaffen es die Ordensritter Malta gegen die anstürmenden Türken zu behaupten?

 

Tim Willocks ist mit seinem Buch „Das Sakrament“ ein wirklich beeindruckendes Buch gelungen. Sich an die wahren Begebenheiten der Belagerung um 1565 haltend, verstrickt er seine Charaktere immer wieder in Intrigen und schwere Schicksalsentscheidungen. Zwar wird die Schlacht um Malta einen Großteil der 760 Seiten ein, dennoch bleibt der Spannungsbogen erhalten. Nie hat man das Gefühl, dass Willocks mit seinem Wissen über die Belagerung angeben will.

Im Gegenteil!

Willocks schilderte die Kämpfe auf dem Schlachtfeld und auch ihre Brutalität, doch verzichtet er bewusst auf zu brutale und grausame Schilderungen während des Kampfes. Vielmehr zeigt er auf, wie es hinter den stark umkämpften Wällen aussah, was Frauen, Kinder und die Sklaven geleistet haben. Ebenso legt Willocks ein Hauptmerkmal auf die psychologische Kriegsführung. Er zeigt, dass Soldaten alleine keine Schlacht gewinnen können, sondern auch die Moral einen maßgeblichen Beitrag spielt.

Und dann ist da schließlich die eigentliche Handlung um Mattias Tannhäuser.

Aus einem Abenteurer und Händler wird nun ein knallharter Soldat. Doch auch er hat seine Schwächen. Zwar scheint er in den ganzen Schlachten unbesiegbar und man hat nie das Gefühl, dass er in solch einer Schlacht umkommt, dennoch wird er immer wieder als Mensch geschildert.

Hin und her gerissen von seinen Gefühlen zu Amparo, seiner Geliebten, und Carla, seinem Grund auf Malta zu kommen, und ständig begleitet von dem fanatischen Glauben der Ordensritter, baut Willocks seinen Hauptcharakter glaubhaft und realistisch auf.

Auch das Ende zeigt den einfühlsamen, aber doch brutalen Tannhäuser.

 

 

Willocks hat einen Sprachstil in dem Buch verwendet, der einfach nur genial und zugleich meisterhaft ist. Die Sprache in „Das Sakrament“ zeigt deutlich, was Willocks drauf hat. Metaphern und philosophische Unterhaltungen werden nur zu gerne und oft genutzt, was der Geschichte ein schönes Bild gibt.

Die Aufgabenstellung ein Buch so spannend zu schreiben wie Ken Follets „Die Säulen der Erde“, ist zwar nicht gelungen, jedoch ist „Das Sakrament“ einfach auf eine andere Art und Weise spannend.

Es zeigt wieder einmal die tiefe Schlucht, die sich zwischen den Bergen der Liebe und die des Glaubens abzeichnet. Beides ist so eng miteinander verwandt und zugleich so unterschiedlich.

Man hat beim Lesen richtig das Gefühl bei der Schlacht zugegen zu sein und ebenso erhält man einen wunderbaren Blick hinter die Kulissen einer fanatischen Schlacht.

 

Alles in Allem ist das Buch auf jedenfalls lesenswert und fast schon eine Pflicht für Leser, denen die Vergangenheit wichtig ist. Aber auch Leser, die sich mit historischen Romanen noch nicht auseinander gesetzt haben, werden nach dem Buch sicherlich erneut einen Roman aus der Vergangenheit lesen.

 

„Das Sakrament“ macht süchtig auf mehr.