Das Schlangenschwert(Autor: Sergej Lukianenko) (Hörbuch)
 
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Das Schlangenschwert von Sergej Lukianenko

Hörbuch

Rezension von Christel Scheja

 

Zu den erfolgreichsten nicht englischsprachigen Autoren der phantastischen Szene in den letzten Jahren gehört wohl Sergej Lukianenko. Vor allem durch seinen „Wächter“-Zyklus erregte er auch in Deutschland Aufsehen und fand viele interessierte Leser, die die faszinierend neue Mischung aus Fantasy und Horror mochten. Mit diesen Büchern hat er auch die russische Phantastik von der Patina befreit, alten Werten aus der Zeit der Sowietunion behaftet zu sein.

 

„Das Schlangenschwert“ setzt diesen Trend fort. Hier erzählt Lukianenko die Geschichte des dreizehnjährigen Tikkirej. Er wächst auf dem rückständigen und kargen Planeten Karrijer auf, das zwar demokratisch regiert wird, aber durch die schwierigen Lebensbedingungen viel von seinen Bewohnern abverlangt. Selbst reine Luft kostet hier Geld und wird zugeteilt.

Als seine Eltern arbeitslos werden, muss der Junge miterleben, dass beide Eltern das Recht in Anspruch nehmen, Selbstmord zu begehen, damit er erwachsen werden kann und nicht mit ihnen zugrunde geht. Enttäuscht von dem grausamen System seiner Heimat kehrt Tikkirej seiner Heimat den Rücken. Als „Modul“, eine Art menschlicher Computer, der den Navigatoren hilft, das Raumschiff durch das All zu steuern, kann er auf einen anderen Planeten gelangen.

Auf Neu-Kuweit hofft er ein neues Leben beginnen zu können. Die Welt erscheint ihm paradiesisch schön, aber schon bald erfährt er, dass auch sie ihre Schattenseiten hat, und es neuen Einwanderern nicht gerade leicht macht, zu überleben. Immer wieder stößt der aufgeweckte Jungen an die Grenzen seines Wissens und seiner Fähigkeiten.

Aber er hat das Glück andere zu finden, die ihm helfen. Er freundet sich mit dem gleichaltrigen Lion an, der mit seiner Familie ebenfalls sein Glück auf Neu-Kuwait versuchen will.

Da ist auch der Raumschiffkapitän Stasj, an den sich Tikkirej wendet, als sich ein Ausschlag auf seiner Haut zeigt. Ist das die gefürchtete Beulenpest, von der die Medien berichten, und die sich bereits auf einigen Planeten ausgebreitet hat?

Der ruhige und väterliche Mann belehrt ihn eines Besseren, so dass der Dreizehnjährige schon bald Vertrauen zu ihm gewinnt. Das jedoch wird schon wenige Tage später erschüttert, denn auch Stasj hat seine Geheimnisse: Er ist ein Phag, ein Sternenritter, der in geheimer Mission für den Imperator auf Neu-Kuwait weilt.

Ehe Tikkirej jedoch genauer darüber nachdenken kann, überstürzen sich die Ereignisse. Flottenverbände vom Planeten Inej tauchen über dem Planeten auf und annektieren Neu-Kuweit. Sie bringen den regierenden Sultan dazu, sich vom Imperium los zu sagen und sich der Allianz unter der Präsidentin Inna Snow anzuschließen.

Der Sternenritter wird enttarnt und muss fliehen. Er nimmt allerdings Tikkirej und Lion mit sich, denn erster ist im entstandenen Chaos einen Bund mit einer Plasmapeitsche eingegangen, einem halbintelligenten Lebewesen in Schlangenform.

Er nimmt die Jungen mit in das Hauptquartier der Phagen auf dem Planeten Avalon. Dort erfahren die Jungen nach zwei Monaten, dass ihre Rettung einen Preis hat. Sie sollen noch einmal nach Neu Kuwait zurück kehren und dort für die Phagen zu spionieren. Denn wer kann Informationen unauffälliger sammeln als ein Kind?

Tikkirej und Lion bleibt nichts anderes, als darauf einzugehen. Doch als sie nach Neu-Kuweit zurückkehren, verstehen sie auch, warum. Alle Menschen, die sie kannten und liebten sind einer Gehirnwäsche unterzogen worden und nur noch Marionetten der geheimen Drahtzieher des Planeten Inej.

 

Schon in den „Wächter“-Romanen hat Sergej Lukianenko bewiesen, dass jüngere russische Autoren durchaus westliche Vorbilder haben können und die Eindrücke, die sie aus Filmen und Romanen gewannen mit den Werten vermischen, die sie in ihrer eigenen Jugend geprägt haben. „Das Schlangenschwert“ ist ein rasantes Science-Fiction-Abenteuer, das unverkennbar Ankläge an Space-Operas wie „Star Wars“ zeigt, aber es verleugnet auch die sozialistischen Wurzeln seiner Heimat nicht.

So sehr wie die Sternenritter den Jedi-Rittern aus Krieg der Sterne nachempfunden sind, so stark erinnert Tikkirejs Heimat Karrijer an die sozialistschen Systeme, die sich im Osten etabliert hatten und die utopischen Welten, die frühere russische Autoren erschaffen hatten. Nur wagt es Lukianenko heute, auch die Schattenseiten und Nachteile zu benennen und einem Bestandteil seiner Geschichte zu machen.

Sein junger Held betrachtet deshalb die Zivilisation der anderen Planeten mit einem entsprechend nüchternen und für westliche Augen ungewohnten Blick, was die Geschichte aus seiner Sicht besonders spannend und interessant macht.

Obwohl er erst dreizehn ist, reflektiert der Tikkirej sehr stark und durchschaut Zusammenhänge, die nicht einmal den erwachsenen bewusst sind. Er ist damit um einige Jahre reifer als sein Freund Leon, aber er dient Lukianenko auch dazu, um dem Leser seine Beobachtungen nahe zu bringen.

Trotz allem vergisst er dabei nicht das Abenteuer. Nach und nach entwickelt sich eine spannende Agentengeschichte, die es in sich hat und durch ihre gesellschaftskritischen Elemente und überraschenden Wendungen auch für Erwachsene interessant ist. In dem Moment kann man auch über die wenigen kinderbuchtypischen Eigenheiten hinweg sehen, wie zum Beispiel den Umgang mit Mädchen und Erwachsenen angeht oder die noch sehr jugendliche Begeisterung und der Übermut der Helden.

 

Das alles und die faszinierend ungewohnte Verquickung von östlicher und westlicher Science Fiction macht die Geschichte lesens- und natürlich auch hörenswert. Heikko Deutschmann trägt die Texte sicher und ausdrucksstark vor. Sein Vortrag passt sich den Figuren an und lässt einem so manches Mal einen Schauder über den Rücken rinnen, so dass man letztendlich gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

 

Damit ist „Das Schlangenschwert“ eines der besten und hörenswertesten Bücher dieses Jahres, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404181554245ee5ac97
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Hörbuch:

Das Schlangenschwert

gekürzte Lesung nach dem Roman von Beltz&Gelberg und der Übersetzung aus dem Russischen von Ina Worms

Autor: Sergej Lukianenko

Sprecher: Heikko Deutschmann

Hörbuch auf 10 CDs, ca. 14 Std. 25 min Laufzeit

Hörcompany, erschienen September 2007

ISBN 978-3-939375-23-4

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 12.10.2007, zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 15:44, 5060