Das Schloss der stummen Schreie (All-in-One)
 
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Das Schloss der stummen Schreie

Reihe: All-in-One

Rezension von Christel Scheja

 

„Das Schloss der stummen Schreie“ ist aus unbekannten Gründen mehrfach verschoben worden und hat so sicherlich die Erwartungen der interessierten Fans nur noch mehr geweckt. Nun endlich, gut zwei Jahre nach der letzten Ankündigung, ist der dicke Hardcover-Band in der üblichen Gestaltung der „All-in-One“-Reihe endlich da und bietet eine abgeschlossene Geschichte.

 

Tschechoslowakei 1949. Wie alle anderen Länder Europas erholt sich auch dieses Land vom zweiten Weltkrieg und leckt seine Wunden. Die politischen Veränderungen haben auch hier nicht Halt gemacht.

Dennoch kümmert das die Ärzte und Insassen eines am Rande von Prag gelegenen Sanatoriums wenig. Die „Stiftung Broemel“ kümmert sich angeblich um Kinder, die Opfer eines Virus geworden sind, das vielleicht noch die Nazis ausgesetzt haben.

Auch die kleine Sarah gehört dazu. Als sie wieder erwacht, hat sie keine Erinnerung an ihre Vergangenheit. Sie merkt schon bald nur eines – die große Aufmerksamkeit, die man ihr widmet ist nicht nur nett gemeint. Denn es gehen Dinge in dem alten Schloss vor, die Ärzte und Schwestern bewusst vor ihr verheimlichen. Was hat es mit den nächtlichen Ruhestörungen auf sich, dem Blut und den Toten? Ist sie wirklich das einzige Kind hier, wie man ihr weismachen will?

Eines Nachts erhält sie die Antwort. Ein Junge taucht in ihrem Zimmer auf und zeigt ihr Wege und ein Versteck, in dem Sarah andere Leidensgenossen trifft.

So erkennt sie, dass dieser Ort nicht unbedingt der Heilung dient. Sie und die anderen sind Versuchskaninchen. Durch sie will man lernen, andere zu beherrschen, die genau so wie sie sind – Wesen, die mehr sind als einfache Menschen.

Die Kinder wagen dank der willensstarken Sarah, die langsam auch einen Teil ihrer Erinnerung zurück bekommt, die Flucht. Sie geraten damit in einen Jahrhunderte alten Konflikt, der hinter und neben den Kulissen menschlicher Zivilisation tobt.

 

Das lange Warten hat sich durchaus gelohnt, denn die Geschichte entwickelt sich anders als erwartet. Durch den Schauplatz und die Zeit kann man zunächst vermuten, dass das Sanatorium ein Überbleibsel der Forschungen ist, die man den Nazis gerne andichtet. Tatsächlich steckt mehr dahinter, wie der wortlose mittelalterliche Prolog andeutet.

Dennoch verraten die Künstler erst einmal nicht viel, sondern lassen den Betrachter die Erlebnisse der jungen Sarah nachverfolgen. Das kleine Mädchen ist aufmerksamer und wacher, als die Ärzte denken – und das liegt nicht nur an dem dunklen Ich, das kurz zum Vorschein kommt.

Nach und nach enthüllt sich die Geschichte und gibt den wahren Hintergrund preis. Die Handlung nimmt zudem noch die ein oder andere unerwartete Wendung, mit der man so nicht gerechnet hat. Sie schlägt sogar recht schnell den Bogen zum Prolog.

Im Mittelpunkt steht die ganze Zeit die kleine Sarah, die trotz ihres jugendlichen Alters nicht gewillt ist, sich zum Spielball der Kräfte machen zu lassen. Sie bricht immer wieder aus und geht ihren eigenen Weg, traut irgendwann niemandem mehr, weil sie ständig belogen wird.

Der Leser kann das gut nachvollziehen ist doch manche Entwicklung sehr verstörend und muss erst einmal verdaut werden.

Inhaltlich bedient sich die Geschichte aller möglicher Motive aus den phantastischen Genres. Man kann bis zuletzt nicht sagen, ob man es mehr mit Horror, Science Fiction oder Fantasy zu tun hat. Auch das Ende lässt noch so manche Frage offen, ist aber in sich recht stimmig.

Das Artwork verstärkt diesen Eindruck noch. Die Zeichnungen sind immer dann harmonisch und fast niedlich, wenn Sarah ein ganz normales Kind zu sein scheint, verändern sich in dem Moment aber schlagartig, in dem sie mit der dunklen Seite ihres Wesens und den Geheimnissen dahinter konfrontiert wird. Die Farben korrespondieren mit dem Geschehen, auch wenn sie im allgemeinen sehr dunkel gehalten sind.

 

Alles in allem erweist sich „Das Schloss der stummen Schreie“ als faszinierende Mischung aus allen phantastischen Genres. Gerade weil sich die Künstler nicht ganz festlegen, bleiben sie nicht vorhersehbar und fesseln den Leser durch verstörende Momente und überraschende Wendungen. Es lohnt sich daher durchaus einen Blick in das Album zu werfen, zumal hier auch noch eine in sich geschlossene Geschichte erzählt wird.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041817365018213023
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Comic:

Das Schloss der stummen Schreie

Autor: David Munoz

Zeichner: Tirso Montes

Farbe: Javi Montes

Le manoir des murmures # 1 (Sarah), #2 (Demian), #3 (Simon), FR 2007 - 2011

Ema, erschienen Dezember 2011

Harcover-Album, 176 Seiten

Übersetzung aus dem Französischen von Marcel Le Comte

ISBN-10: 3770433238

ISBN-13: 978-3770433230

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 12.01.2012, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 12319