Das Schloss und seine Gespenster (Autor: Martin Clauß; Falkengrund Band 1)
 
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Das Schloss und seine Gespenster von Martin Clauß

Reihe: Falkengrund Band 1

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Martin Clauß erklärt in einem Vorwort, worum es sich bei diesem Buch handelt, dass auf so ungewöhnliche Weise das Licht der Welt erblickt. Immerhin ist die Romantruhe eher dafür berühmt, Erschienenes zu vertreiben, als es selbst herauszubringen.

Die Serie um die Privatuniversität für Magie, Hexerei und Spiritismus im Schwarzwald erschien zunächst als eBook auf Gruselstories.de und der Erfolg schrie wohl nach einer Print-Veröffentlichung.

Der Autor gibt in seinem Vorwort ebenfalls Auskunft darüber, worum es ihm ging, als er „schon wieder“ eine Magieschulengeschichte begann. Der Anspruch ist hoch, es sollte etwas Neues und gänzlich anderes werden. Und das kann vorab schon bescheinigt werden, mit Hogwarts hat Falkengrund tatsächlich wenig gemein.

Abenteuer stehen hier weniger im Fordergrund, die Rätsel und Geheimnisse sind deutlich näher mit Horror- und Schauergeschichten verwandt als mit der jüngeren Fantasy. Clauß präsentiert zunächst eine Welt, die real und heutig erscheint, aber immer mehr in jene okkulte Welt mutiert, die seine Figuren in sich selbst finden. Schritt für Schritt wird das Unerklärliche normal und beginnt das Heute zu mutieren.

 

Der erste Band enthält sieben Episoden, die untereinander eng verknüpft sind und meist nur durch den Wechsel des Protagonisten als neue Kapitel erkenntlich sind, was dem zügigen Lesen gut bekommt.

 

Schnitt erzählt die Geschichte von Piet, der alte Filme restauriert und dabei auf eine sehr spezielle Art in seine Arbeit aufgeht. Doch dann geschieht ein Anschlag und sein wichtigstes Werkzeug, seine Augen, versagen. Aber da ist noch ein geheimnisvoller Film, den er restaurieren will...

Die wirklich atemlos wirkende Geschichte führt eine wichtige Figur der Serie ein: Ekaterini, Piets Frau. Und wir erfahren das erste über Falkengrund. Stimmung und die stilvolle Erzählweise führen auf eine eigenwillige Art in die Serie ein, die den Leser aber auf jeden Fall zum Weiterlesen verführt und auch deutliche Hinweise auf die Art der folgenden Lektüre hinweist.

 

Der Begleiter

Artur Leik ist ein neuer Student auf Falkengrund. Doch kaum angekommen, bringt er Unruhe und Gefahr in die Privatuniversität.

Clauß verbindet unseren ersten Aufenthalt auf Falkengrund mit einer mysteriösen Gestalt, die Artur Leik begleitet und ihm Gefahren vom Leib hält. Allerdings ist Falkengrund wohl gefährlicher, als alles was Artur bisher kennengelernt hat. Doch die Schule kann mit derartigen übernatürlichen Dingen umgehen, allen voran Margarete Maus, jene Dozentin, die auch auf Schloss Falkengrund wohnt und Arturs kleines Problem auf ihre spezielle Art und Weise löst.

Der kurze Rundgang durchs Schloss stellt noch den Rektor Werner Hotten vor, der lieber gärtnert, als im Schloss den Rektor zu mimen. Das wesentliche an dieser Episode aber ist, dass der Leser in eine ganz besondere Welt eingeführt wird. Der Hintergrund ist zwar die Gegenwart und mit dem tiefsten Schwarzwald denkbar konservativ, aber von Anfang an hat Hexerei seinen festen und realen Platz in der Story. Es gibt keine logischen Erklärungen oder Figuren, die ungläubig den Kopf schütteln. Und es wird auch klar, dass Falkengrund nicht für Feenmärchen steht. Hier geht es um die dunkle Seite.

 

Fluch der Liebe bringt uns einen kleinen Einblick in das Unterrichtsgeschehen und ist in erster Linie eine sensible Auseinandersetzung mit Gothic. Isabel Holzapfel studiert die großen Mächte Tod und Liebe und geht dabei ein riskantes Spiel mit ihren Kommilitonen ein, das zum Teil amüsant, aber auch verstörend genug ist, um keine fröhliche Stimmung aufkommen zu lassen.

 

Mit Artur Leik, der Nummer Dreizehn, ist die Anzahl der Studenten zahlenmagisch relevant geworden. Das führt am Freitag, dem Dreizehnten, zu ziemlich heftigen Erscheinungen, die lebensgefährlich werden und Schloss Falkengrund arg zu schaffen machen. Der Leser lernt neue Figuren kennen. Clauß gelingt es mühelos, das Grauen und die Gefahr plastisch werden zu lassen. Das führt nicht zu billigem Horror, sondern zu einem Verständnis für die Charaktere und deren Agieren, die eine solide Ausgestaltung erkennen lassen. Das trifft zwar nicht auf alle Personen zu, Harald etwa bleibt wenig mehr als der Clown, aber Schritt für Schritt erweitert der Autor so sein Ensemble und führt den Leser tiefer in die Geheimnisse der Universität ein.

 

Tod in Kupfer ist eine klassische Schauergeschichte und zieht sich durch die nächsten Episoden. Über Vergangenheit und Gegenwart inszeniert Clauß eine typische Gespenstergeschichte und reichert sie mit modernen Ingredienzien an. Die Verbindung zu Falkengrund ist zunächst noch lose, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf.

Artur Leiks Probleme werden größer, obwohl er wieder einmal unschuldig hineinschlittert, aber Schuld hat auf Falkengrund eine zweitrangige Bedeutung.

Der Autor beweist hier, wie stilsicher er sich in seinem Genre zu bewegen vermag.

 

Das Schloss und seine Geister

Polizeiliche Ermittlungen auf Schloss Falkengrund sind nicht gerade das, was Rektor Hotten unter Unauffälligkeit versteht und zwingt die Leitung der Universität zu gefährlichen Schutzmaßnahmen.

Mit dem Kriminalhauptkommissar Fachinger tritt ein wenig Alltag in die Welt Falkengrunds. Leider recht klischeehaft und nicht wirklich authentisch versucht der Polizist hinter das Geheimnis der komischen Schule zu gelangen. Immerhin erfahren wir so etwas über den Baron Adlerbrunn, der das Schloss früher bewohnte und nie so recht verlassen hat.

Besonders der Dozent Sir Darren wird intensiver dargestellt und erhält eine spezielle Tiefe, die ihn zu einer der interessantesten Figuren der Serie macht.

 

Exquisite Corpse beendet die Geschichte aus „Tod in Kupfer“ und bringt auch für die Bewohner von Schloss Falkengrund eine neue Betrachtungsebene ins Spiel, von der der Leser aber noch nicht weiß, welche Bedeutung sie für die Serie haben wird. Dieses recht offene Ende der Haupthandlung ist unbefriedigend und lässt auf eine baldige Fortsetzung der Buchveröffentlichung hoffen.

 

Die Covergestaltung wird dem Buch leider nicht gerecht. Sie sieht zu sehr nach einfachem Computerdesign aus, zudem ist das Motiv, Hände, die eine Schiefertafel halten, schwer zu erkennen. Fünf verschiedene Zeichenfonts überladen das Cover zusätzlich, hier hätte es vielleicht etwas schlichter sein dürfen.

 

Fazit:

Martin Clauß gelingt mühelos, eine stimmige und stimmungsvolle Serie zu starten. Dabei bedient er sich mehr der Mittel klassischer Phantastik, als blutigen Horrors. Sprachlich solide und sauber konstruiert, macht das Lesen großen, aber auch gruseligen Spaß.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404200310159bb6b291
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Buch:

Das Schloss und seine Gespenster

Autor: Martin Clauß

Reihe: Falkengrund Band 1

Romantruhe, 2007

Paperback, 222 Seiten

ISBN-10: 3937435859

ISBN-13: 9783937435855

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 27.05.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 3931