Das Spiel des Engels (Autor: Carlos Ruiz Zafón)
 
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Das Spiel des Engels von Carlos Ruiz Zafón

Hörbuch

Rezension von Christel Scheja

 

Der 1964 geborene Autor Carlos Ruiz Zafon war bereits gut zehn Jahre als Schriftsteller tätig – er verfasste zumeist Jugendbücher – ehe 2001 sein Buch „Der Schatten des Windes“ nicht nur in Spanien ein großer Erfolg wurde, der Leser und Kritiker gleichermaßen begeisterte sondern auch international die Bestsellerlisten erkletterte. Mittlerweile ist das Werk in dreißig Sprachen übersetzt worden.

Sein neuster Roman „Das Spiel des Engels“ erzählt so etwas wie die Vorgeschichte von „Der Schatten des Windes. Neben dem Buch kam etwa zeitgleich auch eine autorisierte Lesefassung auf 9 CDs heraus, dien von dem renommierten Schauspieler Gerd Wameling vorgetragen wird.

 

Im Barcelona in den Jahren vor dem spanischen Bürgerkrieg geht es eher ruhig und traditionell zu. Jeder kennt seinen Platz im Leben und nur wenige streben nach höheren Weihen. Auch David Martin stammt aus einem Elternhaus, das man eher als bildungsfern bezeichnen könnte, denn der jähzornige Vater möchte erst gar nicht, dass ihm Lektüre unnötige Flausen in den Kopf setzt. Doch ein schwerer Schicksalsschlag – sein Vater wird auf offener Straße ermordet und ein väterlicher Freund ermöglichen es dem Jungen, seine Träume vom Lesen und Schreiben umzusetzen.

Durch die Förderung des erfolgreichen Pedro Vidal kann er seinen Lebensunterhalt erst als Bürobote und dann als Redakteur bei der „Stimme der Industrie“ verdienen und genug Geld verdienen, so dass auch noch Zeit zum Schreiben bleibt. Das Talent des jungen Mannes bleibt nicht unbemerkt vor allem Pedro Vidal ermuntert ihn immer wieder, weiter zu machen. Vielleicht schaffen sie es sogar, eines Tages gleichzeitig ihren großen Roman heraus zu geben.

Doch das Schicksal schlägt David Martin bald wieder ein Schnippchen, da er überraschend seine Arbeit verliert, weil ihn andere seinen Erfolg neiden. Um zu überleben muss er sich auf einen Knebelvertrag einlassen und schreibt sechs Jahre unter einem primitiven Pseudonym drittklassige Kriminalromane auf Heftromanniveau. Dennoch lässt er sich nicht entmutigen, erweist sich doch auch Christina, die Tochter von Pedro Vidal als diejenige, die ihm Mut macht und immer wieder an seine Träume erinnert.

Aber sie bringt ihn auch dazu, seine Dankbarkeit gegenüber Vidal zu erweisen, indem er dessen Roman überarbeitet, damit der alternde Schriftsteller noch einmal einen Erfolg feiern kann, was sich als schwerwiegender Fehler erweisen soll. Martin liebt seine Arbeit und geht in ihr auf, dabei entfernt er sich immer mehr von ihr und auch sie zieht einen Schlussstrich, als sie sich entscheidet, Vidals Frau zu werden.

Ein weiterer Freund ist auch der Buchhändler Sempere, den er schon als Junge kennen gelernt hat, als er einen kostbaren Schatz in Sicherheit bringen wollte. Er steht ihm bei, als die Kritiker Vidals Buch hochloben und das seine als schlechtes Plagiat verdammen, so dass die kleine Auflage wieder eingezogen und vernichtet wird. Er zeigt David Martin einen geheimnisvollen Ort, an dem er sein Buch in Sicherheit bringen und dafür ein neues adoptieren kann.

Damit hören die seltsamen Geschehnisse noch nicht auf, denn nur kurze Zeit später tritt ein französischer Verleger auf Martin zu und bittet ihn, ein besonderes Buch zu verfassen, dass die Bibel der Zukunft werden soll... Der Schriftsteller, der erfahren hat, dass ihn bald ein Hirntumor dahinraffen wird, überlegt nicht lange, auch wenn er sich dadurch vielleicht auf den Teufel eingelassen hat.

 

Man muss „Der Schatten des Windes“ nicht kennen, um „Das Spiel des Engels“ zu verstehen, da das Buch vielleicht einige Figuren und Details verwendet, hier aber aus einem ganz anderen Blickwinkel der Geschehnisse beleuchtet. Aus der Sicht von Davit Martin beschreibt der Autor das eher beschauliche Barcelona vor dem Bürgerkrieg, in dem alles noch in Ordnung zu sein scheint. Geschickt sind die wenigen phantastischen Elemente in die Handlung eingeflochten – sei es nun David Martins Begegnung mit einer Frau, die der Hauptfigur seines ersten Geschichtenzyklus Cloe, der „Herrin der Unterwelt“ aufs Haar gleicht, die „Bibliothek der verlorenen Bücher“, die ein Exemplar von allen Werken bewahrt, die je zerstört worden sind, oder die Geheimnisse des Hauses, in dass sich der junge Autor verliebt und in das er schon bald einzieht. Durch den Hirntumor hat Martin hin und wieder eine ganz andere Sichtweise.

Die Geschichte nimmt sich sehr viel Zeit, die Figuren und das alte Barcelona zum Leben zu erwecken. Atmosphärisch dicht zeichnet es die Entwicklung von Martin, die Schicksalsschläge und Lichtblicke und die unternatürlichen Begegnungen, die wie in einem Traum fast unmerklich kommen und wieder gehen. Auch wenn er ungerecht und zynisch andere Menschen verletzen kann, so ist David Martin dennoch sympathisch – da man weiß, warum er so geworden ist.

Auch die Lesung ist dicht und intensiv. Gerd Wameling liest akzentuiert aber zurückhaltend. Er fängt die Stimmung ein, die durch die Worte des Ich-Erzählers geprägt werden, auch wenn es irritieren mag, dass er hin und wieder seine Stimme verstellt, um die Dialoge eines jungen Mädchens oder eines brummigen alten Mannes nachzusprechen. Alles in allem wird er aber dem Inhalt und der Dichte der Erzählung gerecht. Er kann den Zuhörer gut in den Bann schlagen und genug fesseln, so dass man sich nur schwer von seinem Vortrag lösen kann. Die einzelnen Track sind übrigens nach Sinnzusammenhängen getrennt, so dass einer schon einmal fünfzehn Minuten lang sein kann, ein anderer nur knapp drei. Auch die Aufmachung kann sich sehen lassen, die neun CDs befinden sich in einer geschmackvoll gestalteten Pappschachtel mit einem ausführlichen Booklet.

 

Daher ist auch das Hörbuch zu „Das Spiel des Engels“ empfehlenswert, besitzt es doch die dichte Atmosphäre des Textes, die Realität und Phantasie in einem intensiven Traum vermischt.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404180302491f586685
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Hörbuch:

Das Spiel des Engels

gekürzte Lesung

Autor: Carlos Ruiz Zafón

Übersetzer: Peter Schwaar

Sprecher: Gerd Wameling

Umfang: 9 CDs

Laufzeit: 611 Minuten

Argon, November 2008

 

ISBN-10: 3866106068

ISBN-13: 978-3866106062

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 27.06.2009, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 8922