Druckversion: Das Tal des Grauens(Autor: Michael Knoke)

Das Tal des Grauens von Michael Knoke

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Ein kleines Dorf, irgendwo im ländlichen Maine während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Nachfahren der weißen Einwanderer und Ureinwohner der Houlton-Indianer leben hier in friedlicher Eintracht Tür an Tür. Die eine Glaubensrichtung respektiert die andere und bildet zusammen eine harmonische Symbiose. Bis eines Tages in einer stürmischen Nacht ein alter Schamane auftaucht und die Einwohner eindringlich vor der Rückkehr des sagenumwobenen Wendigos warnt. Es ist ein Ereignis, welches den jungen Richard Matheson nachhaltig beeinflussen wird – und dass Jahre später eine Fortsetzung erhält.

Inzwischen ist aus dem Kind der junge Mann Richard geworden, als eine Handvoll Unbekannte das Dorf aufsuchen. Die Legende des unbekannten Fremden und seine ominöse Warnung ist den Männern ebenfalls zu Ohren gekommen. In ihrem Bestreben nach der Wahrheit engagieren sie den jungen Indianer Running Horse, ihnen als Scout den Weg durch die beschwerlichen Gebirgszüge und nebelverhangenen Täler zu weisen. Doch die Expedition endet in einem Desaster und der einzige Überlebende, Running Horse, scheint den Verstand verloren zu haben. Einzig ein Blick in die Aufzeichnungen könnte Klarheit über die Vorfälle geben, doch weigert sich der Stammesälteste, Claw of the Raven, standhaft, die Aufzeichnungen frei zu geben, ehe er sie schließlich an die Universität nach Boston weiter leitet.

Ebendort findet sich auch Richard ein paar Jahre später wieder – als frischgebackener Dozent. Die Ereignisse von damals hat der Anthropologe noch immer nicht vergessen. Demzufolge verbringt er jede freie Minute damit, die Aufzeichnungen von damals aufzustöbern. Mit Erfolg. Doch Antworten fördert das Dokument nicht zutage. Was bleibt, ist unbefriedigte, nagende Neugier – die nur mittels einer zweiten Expedition befriedigt werden kann. Eilends rekrutiert Richard ein Team qualifizierter Mitstreiter um sich und macht sich auf gen Heimat. Zurück zu seinen Eltern, Freunden und alten Bekannten – und Running Horse. Doch der einstige Heißsporn ist zu einem alkoholgeschwängerten Schatten seines früheren Ichs mutiert; der einsam vor sich hin vegetiert. Irgendwie gelingt es Richard aber trotzdem, ihn ebenfalls als Teil seines Teams begrüßen zu können, ehe sich kurz darauf eine zweite Gruppe aufmacht, das sagenumwobene Geheimnis des Todestales zu entschleiern …

 

Mit seinem Einstand beim engagierten Kleinverlag Voodoo-Press begibt sich Autor Michael Knoke in die Sagenwelt der Indianer und kreuzt diesen übernatürlichen Ausflug mit einer Prise Lovecraft und Co. Wie auch in den besten Werken des legendären Amerikaners, trifft in Das Tal das Grauens das Unerklärliche auf nüchterne Engstirnigkeit; wird der langsame und mit jedem Abschnitt immer schrecklichere Abstieg zu einer Erkenntnis, das zwischen Wissenschaft und Technik immer noch Gräuel verborgen liegen, die sich jeglicher Erklärung entziehen und deren Konfrontation man besser meiden sollte. Im Falle des jungen Protagonisten und seiner Crew sind dies bizarre Kreaturen, eigenartige Pflanzen und letztlich eine finale Erkenntnis für die man sehr teuer zu zahlen hat. In bester klassischer Manier entführt Knoke den Leser in eine Welt, die einerseits fasziniert, andererseits aber auch entsetzt. Dabei verlässt sich der Autor weniger auf Tempo und garstige Gewalt, sondern auf die Vorzüge einer sich konstant steigernden Atmosphäre des Unheimlichen und Unbehaglichen, welche sich schließlich wie ein unentrinnbares Netz über alle Beteiligten legt. Hier spielt Knoke – neben seiner überzeugenden Prosa – seine wohl wichtigste Trumpfkarte aus. Und sie sticht.

 

Fazit:

„Das Tal des Grauens“ ist ein delikater, zugleich aber auch sehr ambitionierter Ausflug in die dunklen Gefilde der Phantastik. Ein Roman, der einerseits großen Vorbildern huldigt, zugleich aber auch eine eigenständige Stimme besitzt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329134425d1518463

Roman:

Das Tal des Grauens

Autor: Michael Knoke

Taschenbuch, 154 Seiten

Voodoo-Verlag, März 2010

 

ISBN-10: 3950270116

ISBN-13: 978-3950270112

 

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56