Das Tarot Café
 
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Das Tarot Café

Rezension von Michael Nolden

 

Pamela legt Tarot Karten und versucht so ihren Klienten die Sicht auf die Zukunft zu vereinfachen. Ihre Aufgabe ist nur oberflächlich betrachtet leicht. Manchmal sagt Pamela ihre Besuchern auch, was sie hören wollen.

Aber Pamelas Welt ist auch sehr magisch und voller Geheimnisse. Nicht alle ihre Besucher sind menschlich. Einige scheinen so für das unbedarfte Auge. Da merkwürdige Wesen auch merkwürdige Probleme haben, ist Pamelas Arbeit von Alltäglichkeit weit entfernt.

 

Eines Tages kommt eine Katze zu Pamela. Es ist eine besondere Katze, denn sie gehört zu den wenigen ihrer Art, die ihrem Besitzer noch Wünsche erfüllen können. Der Nachteil: Für jeden erfüllten Wunsch verliert die Katze ein Leben.

Ein Mädchen, die Tochter eines Mafioso, hat lange Zeit keine Freunde. Die Katze, die sie eines Tages auf der Straße findet, ist ihr einziger Begleiter. Die Katze aber, von der Herzlichkeit des Mädchens, tief beeindruckt, verliebt sich in das Mädchen. Doch das Mädchen will mehr. Es möchte menschliche Freunde und es möchte sich endlich in einen richtigen jungen Mann verlieben.

Schweren Herzens steht die Katze schließlich vor der Wahl, dem Mädchen auch seinen letzten Wunsch zu erfüllen – und so das letzte Leben zu verlieren.

 

Ein Vampir ist nicht nur ein gnadenloser Jäger der Nacht, er ist auch zur Liebe fähig. Dieser Vampir verliebte sich unsterblich. Seine menschliche Geliebte war alles für ihn und er zügelte seinen Blutdurst, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Allerdings stand die Verbindung unter keinem guten Stern. Eines Tages begegnet er einem anderen Mädchen. Hier bricht das Tier in ihm durch. Er stillt seinen Durst an ihr und tötet sie. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Viele Jahrzehnte vergehen. Er ist inzwischen blind geworden und arbeitet als weltbekanntes Model in der Welt des schönen Scheins. Da begegnet ihm ein Mädchen, das ebenso ausschaut wie seine Geliebte von einst.

 

Eine kleine Fee, bereits Jahrhunderte alt und gefangen im Körper eines Kindes. Sie möchte endlich erwachsen sein und ein ganz normales Feenleben mit einem Ehemann führen. Doch welche Ehe wird lange halten, wenn die Frau den Körper einer Sechsjährigen hat?

Ihre Aufmüpfigkeit hat sie nicht diesem Zustand entwachsen lassen. Da erhält sie eines Tages eine neue Chance. Sie soll eine Frau, die keinerlei Selbstvertrauen hat, an das wahre Leben unter Gleichaltrigen heranführen. Dies ist eine Aufgabe, die jegliche Selbstbeherrschung von der grantigen kleinen Fee erfordert.

 

Die Autorin Park Sang Sun debütierte nach eigener Aussage gleich mit zwei Manwhas. Einmal 1994, aber sie war damals mit dem Ergebnis nicht zufrieden. 1997 wagte sie einen neuen Anlauf und so begann ihre Karriere als Manwha-ka.

 

Im Gegensatz zum japanischen Manga wird der koreanische Manwha in gewohnter westlicher Leserichtung gelesen. Zwar kommt er damit den westlichen Lesengewohnheiten entgegen, doch ist Sang Sun mit ihren Geschichten im asiatischen Stil geheimnisvoll, magisch, surreal. Ihre Geschichten sind pure märchenhafte Fantasy, in der sie neuere Mythen und aktuell beliebte Wesen wie Vampire und Feen in ihre Geschichten einbringt.

Es ist viel Verzweiflung in ihren Geschichten. Vieles bleibt zu Beginn für die Hauptfiguren unerfüllt, meist solange, bis sich ein anderer Charakter dazu erbarmt, diesen Zustand zu ändern. Diese Veränderung gehen zumeist zu Lasten eines anderen, der sich zugunsten des oder der Geliebten aufgibt. Da die Tragik ein großer Bestandteil dieser Geschichten ist, wird die Gabe der Verliebten kaum recht erkannt.

Die Verliebten geben sich einfach auf.

 

So tragisch die Geschichten sind, so zart sind die Zeichnungen. Männer und Frauen ähneln sich in ihren Gesichtern allzu sehr, so dass hier keinerlei Unterscheidung zu erkennen ist. Das Paradebeispiel, der Vampir, dürfte der betörendste Blutsauger sein, der jemals in einem Comic zu sehen war. Er ist noch femininer, wahrscheinlich trotz seiner Brutalität noch weiblicher, als es die Frauen sind.

Seltsamer kommen die Frauen in diesen Geschichten nicht gut weg. Sie sind sehr egoistisch, in ihrer Verliebtheit geradezu verblendet, auf Schönheit und Oberflächlichkeit fixiert. Pamela agiert als Kartenlegerin eher am Rand, beobachtend, manchmal auch mitleidig. Ihre Interpretation der Karten verhilft ihr dazu, auch ihre eigenen Ratschläge an ihre Klienten zu richten.

 

Manche Bilder, nicht eben wenige, haben eindeutigen Jugendstilcharakter. Es finden sich viele Gestaltungselemente, Schnörkel wie stilisierte Blütenstengel und Pflanzenblätter, lange verwobene Haarmähnen und Kleidungsfalten.

Auch in reiner Schwarzweiß-Ausführung sind diese Bilder, die natürlich auch das Tarot zum Thema haben, sehr schön anzuschauen.

 

Ganz nebenbei und sehr spielerisch erfährt der Leser etwas über die Bedeutung vieler einzelner Karten und wie sie gedeutet werden können. Wichtig ist, wie sie liegen, auf dem Fuß oder auf dem Kopf, und in welcher Reihenfolge sie vor dem Klienten, dem Fragenden, aufgedeckt werden.

 

Ungewöhnlich anders, mit leichter Hand und Zeichnung erzählt, zeigt das Tarot Café von Park Sang Sun eine neue Sicht der Fantasy. Wer eine märchenhaftere Seite von bekannteren Mythen mag, wird gut mit diesem Band unterhalten werden.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032913001232f8e4a6
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Comic:

Das Tarot Café

Autor: Park Sang Sun

Zeichner: Park Sang Sun

Verlag: Achterbahn-Verlag, Kiel

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3899822390

Anzahl Seiten: 174

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 16.10.2005, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 1387