Das Unheimliche (DVD; Horror; FSK 16)
Rezension von Björn Backes
Inhalt:
Wilbur Gray hat eine außergewöhnliche Vision: Der britische Schriftsteller ist fest davon überzeugt, dass die Erde insgeheim von Katzen regiert wird und der Tag bevorsteht, an dem die Vierbeiner die Menschheit beseitigen und die Macht übernehmen werden. Seine These hat er in seinem neuen Romanwerk unterlegt, in dem er drei tragische Geschichten aufgeführt hat, die als Beweis für die grässlichen Intentionen der Katzen dienen sollen. Gray legt das Buch seinem Verleger Frank Richards vor und berichtet ihm von der hinterhältigen Vorgehensweise seiner neuen Feinde. Allerdings ist Richards ebenfalls im Besitz eines vierbeinigen Lieblings…
Rezension:
Der zusammengefasste Inhalt von Das Unheimliche lässt zunächst darauf schließen, dass diese kanadisch-britische Gemeinschaftsproduktion aus dem Jahre 1977 zumindest handlungstechnisch dem Trash-Sektor zuzuordnen ist. Eine geheime Invasion der Katzen, untermauert in einem mehr als mysteriösen Episodenbuch? Na ja, da scheint der Tiefgang ja sofort ad acta gelegt zu sein. Doch immerhin: Der Streifen bietet mit Peter Cushing einen alten Horror-Haudegen in der Hauptrolle und verspricht alleine deshalb einiges mehr, als die reine Inhaltsangabe befürchten lässt.
Allerdings ist die Inszenierung der drei Kapitel leider ein wenig sprunghaft geraten und lässt nur marginale Zusammenhänge zwischen den einzelnen Erzählungen erkennen. Zudem sind die Storys selbst für dieses Genre ziemlich weit hergeholt. In der ersten Episode beispielsweise vereiteln mehrere Katzen die Ausbeutung einer betagten Dame. Ihre intrigante Verwandtschaft trachtet nach ihrem Vermögen, rechnet aber natürlich nicht mit den feinen Sinnen der Vierbeiner und muss sich kurz darauf deren Rachsucht geschlagen geben. Sowohl inhaltlich als auch darstellerisch ist das hier Gebotene eher auf B-Movie-Niveau angesiedelt, wenngleich die perfide inszenierte Rache der Katzen in gewisser Weise schon einen besonderen Reiz versprüht. Dies soll aber nicht über den lückenhaft zusammengestellten Story-Komplex hinwegtäuschen, der nun wirklich kaum Besonderes liefert.
Derartige Mängel versucht Regisseur Denis Héroux im zweiten Kapitel durch eine überraschend brutale Szenerie zu übertünchen. Diese Mal ist das Thema Eifersucht unter zwei sehr ungleichen Geschwistern der Aufhänger für eine im Finale ziemlich heftige Erzählung. Ein junges Mädchen wird von ihrer älteren Schwester regelrecht unterdrückt und zieht sich aus Trost zu ihrem einzigen Freund, natürlich einer Katze, zurück. Irgendwann explodiert das zurückhaltende Gemüt aber natürlich und bringt die Katze auf den Plan, die ihre Krallen nicht lange zurückhalten kann. Bitter und gemein, bedrückt und melancholisch, dann aber wieder heftig und verabscheuenswürdig – zumindest das Spiel mit den Emotionen stimmt in diesem Abschnitt. Die Story selber kann aber dennoch nicht gänzlich überzeugen.
Wenigstens die letzte Episode hat dann das Potenzial, das man sich von dieser Produktion versprochen hatte: Ein Laiendarsteller nutzt den vermeintlich unfreiwilligen Tod seiner Ehefrau am Set, um endlich freizügig mit seiner Geliebten umgehen zu können. Natürlich sind besagte Haustiere nicht weit, um hier für die verlassene Ordnung zu sorgen. Dass dabei selbst der Humor nicht so kurz kommt, überrascht an dieser Stelle sicherlich, sorgt aber für eine sehr willkommene Auflockerung des recht steifen Komplexes. Außerdem kommt die letzte Geschichte der allgemeinen Vorstellung von standesgemäßem, britischem Horror noch am nächsten, sowohl in der sphärischen Darstellung als auch in den versteckten Effekten, die einen solchen Streifen erst auszeichnen. Somit ist zumindest für einen wohlwollenden Abschluss eines nicht dringend schlechten, aber eben auch nicht herausragenden Episodenfilms gesorgt.
Bei der Aufarbeitung gibt es dem entgegen nicht sonderlich viel auszusetzen. Das Bild könnte ein wenig besser aufeinander abgestimmt sein, um den Kontrast der einzelnen Episoden noch besser hervorzuheben, gerade angesichts der großen Zeitspanne, in der die Geschichten spielen. Der Ton hingegen ist für einen Film aus den späten Siebzigern respektabel gut und auch in der Restaurierung sauber transferiert worden.
Hinsichtlich des Bonusmaterials muss man sich mit den üblichen Verdächtigen begnügen: Eine Galerie sowie den Originaltrailer gibt es zu begutachten, mehr leider nicht. Als Entschädigung gibt es aber ein schmuckes Booklet mit einigen Background-Infos zu „Das Unheimliche“.
Fazit:
Trotz eines Peter Cushing in der Hauptrolle ist „Das Unheimliche“ bei weitem nicht so brillant wie die Produktionen aus den Hammer-Studios oder die Vertreter des klassischen britischen Horrors im Allgemeinen. Der Unterhaltungswert bleibt aber trotzdem auf einem anständigen Niveau, so dass Freunde der Materie vor allem wegen der feinen letzten Episode gerne zugreifen können.
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