Reihe: Das wilde Pack Band 6
Rezension von Christine Schlicht
Holz haben die Tiere jetzt genug, da sie eine Menge Stämme aus dem Fluss am Sägewerk in die Kristallhöhle „umleiten“ konnten. Doch da tut sich ein neues Problem auf. Castor, der aus dem Zoo befreite Biber, kommt kaum voran mit seiner Arbeit an den Spanten und Planken. Selbst bei idealster Schätzung würde er mindestens drei Jahre brauchen, so hat Ampel, das Chamäleon berechnet. Zu lang für die Tiere, die in ständiger Gefahr leben entdeckt zu werden – und die nicht alle so alt werden können wie die Schildkröte oder Riesenschlange Rafina.
Castor erinnert sich an alte Geschichten der nicht im Zoo geborenen Biber und will versuchen, Flussaufwärts andere Biber zu finden, die ihm helfen können. So machen sich Barnabas, Hamlet, Oskar, der Frosch Caramba und Spy mit Castor auf den Weg. Sie gelangen zu einem seltsam urtümlichen Wald, der aber eingezäunt ist, was die Zootiere sehr misstrauisch werden lässt.
Tatsächlich finden sie dort eine Biberburg, aber das Familienoberhaupt Meister Bockert versucht alles, um die Fremden zu vertreiben. Er führt ein fast Sektenartiges Regiment und macht allen etwas vor. So lässt er auch Oskar glauben, dass er ganz genau weiß was der für einer ist: Der Teufel. Sie wähnen sich sicher in ihrem eingezäunten Paradies.
Castor und Oskar wollen nicht aufgeben und dringen in der Nacht in die Biberburg ein. Dabei stellen sie fest, dass das vermeintliche Biberparadies auch von den Menschen kontrolliert wird. Als sie entdeckt werden, geschieht ein Unglück: Die Gefährtin des Meisters wird von einem Abflussrohr eingesaugt und verletzt. Hamlet kann sie retten, aber alle glauben, er wolle sie fressen. Als die Biberin dann auch noch mit Carambas Gift in Berührung kommt, scheint alles vorbei.
Da kann nur noch Barnabas helfen – und der hat gerade Freundschaft mit zwei jungen Bibern geschlossen.
Hier wird es dann mal düster und fast mythisch, eine ganz andere Seite des Wilden Packs. Waren die vorigen Bände fast aberwitzig und actionreich, wird es plötzlich ernst und fast gespenstisch. Das erste Mal in seinem Leben muss sich Hamlet mit der Wildnis auseinandersetzen, der Freiheit, oder was die Tiere dafür halten. Die Biber leben in einem Naturschutzgebiet und wähnen sich frei, doch sie können dort eigentlich auch nur dank der Eingriffe des Menschen überleben, der ihren Lebensraum vorher zerstört oder eingeschränkt hat. Aber können sich die in Gefangenschaft aufgewachsenen Tiere überhaupt in dem für sie natürlichen Lebensraum behaupten?
Das vorurteilsbehaftete Sektierertum des Biberchefs Bockert jedenfalls lässt es jedenfalls nicht zu, dass Tiere verschiedener Arten Freundschaften schließen können, so wie es die Tiere im Paradies konnten. Vor allem unter der Maßgabe, einander nicht zu fressen, obwohl das in der natürlichen Umgebung normalerweise der Fall wäre. Aber das Wilde Pack lässt sich nicht beirren und es gelingt ihnen, die Biber zu überzeugen und ein paar von ihnen zum Helfen zu bewegen. Ihr Ziel rückt näher.
Wie immer ist auch dieser Band von Sebastian Meyer großartig illustriert. Doch man bekommt den Eindruck, dass er immer mehr Technik einsetzt, um den Bildern Schliff zu geben. Waren sie am Anfang stellenweise recht skizzenhaft und damit sehr lebendig, macht sich langsam ein sehr sauberer – zu sauberer Stil mit weniger Details bemerkbar, der den Bildern ein Stück weit den Charme raubt.
Wieder einmal ein köstlicher Lesehappen. Weiter so!