Das Zeichen der Bestie von Rudyard Kipling
Reihe: Gruselkabinett Folge 142
Hörspiel
Rezension von Cronn
Rudyard Kipling wird den meisten Literatur- und Filmkennern als Autor von Das Dschungelbuch bekannt sein. Dass er aber auch zahlreiche Kurzgeschichten geschrieben hat, scheint nicht in den allgemeinen Wissensfundus übergegangen zu sein.
Die Reihe Gruselkabinett aus dem Hause Titania Medien hat schon so manchen seltenen Text aus der Versenkung geholt. Mit dem Titel Das Zeichen der Bestie ist dies auch der Fall. Rudyard Kipling lebte einen großen Teil seines Lebens in Indien, von daher wundert es nicht, dass auch »Das Zeichen der Bestie« in Indien angesiedelt ist.
Ob auch dieses Hörspiel eine gelungene Umsetzung des Originaltexts darstellt, ist dabei zweitrangig. Wichtiger ist die Frage, ob man als Zuhörer an den exotischen Handlungsort mitgenommen wird und ob die Story per se zu unterhalten weiß.
Das soll die nachfolgende Rezension klären.
Verlagsinfo:
Indien, Jahreswechsel 1889/1890: Fleete, der sich wenig um Indien und die Inder schert, betrinkt sich in Begleitung seiner beiden Freunde am Silvester-Abend und schändet in einem Tempel das Standbild des Affengottes Hanuman. Das hätte er besser nicht getan …
Der offizielle Klappentext reicht zum ersten Verständnis der Handlung aus. Alle weiteren Erklärungen würden Plotpoints vorwegnehmen und unterbleiben daher.
Kritik:
»Das Zeichen der Bestie« hat einen klaren Bonus: Sein indisches Setting. Dies ermöglicht es dem Autoren Marc Gruppe und vor allem dem Sounddesigner Stephan Bosenius die Adaption mit zahlreichen exotischen Sounds anzureichern und so atmosphärisch aufzuladen. Dies gelingt mit Hilfe von Musik hervorragend und auch die Hintergrundgeräusche nehmen den Hörer mit auf die Reise.
Die Sprecher Thomas Balou Martin, Rolf Berg, Claus Thull-Emden, Sascha von Zambelly, Peter Weis und Horst Naumann erledigen mit großem Verve ihre Arbeit. Besonders der Sprecher von Fleete, Claus Thull-Emden, muss hervorgehoben werden, da er schauspielerisch die sich ankündigende Metamorphose sehr gut in der Stimme umsetzt.
Leider hat die Story ein großes Manko: Exakt auf der Zielgeraden, dem Schluss der Geschichte, versagt sie und die mühevoll aufgebaute Atmosphäre entweicht mit einem Zischen ins Nirvana.
Fazit:
»Das Zeichen der Bestie« ist von der Umsetzung her sehr gut gelungen. Die Sprecher agieren professionell und mit Leidenschaft, hauchen ihren Rollen vitales Leben ein. Das Sounddesign holt das Beste aus dem vorgegebenen Setting heraus. Leider ist es diesmal die Textvorlage, welche höchste Weihen durch einen verpatzten Schlussakkord versagt. So bleibt »Das Zeichen der Bestie« ein gutes Hörspiel zu nennen, dem nur ein Quäntchen zur Spitzenliga fehlt.
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