Filmkritikvon Christel Scheja
Britische Sitcoms neigen dazu, etwas derber zu sein als ihre amerikanischen Brüder und Schwestern. Oftmals sind die Helden auch noch aus Randgruppen der Gesellschaft, die sich geradewegs dafür anbieten, mit eher alltäglichen Problemen auf die Schippe genommen zu werden. Da ist auch die sechsteilige Serie Dead Pixels aus dem Jahr 2018 keine Ausnahme.
Für Meg, Nicky und Osman ist die Welt in Ordnung, wenn sie sich nach der Arbeit oder wann immer sie Zeit haben, gemeinsam in die Welt des Computerspiels »Kingdom Scroll« stürzen können. Schon seit Jahren sind sie gemeinsam als eingespielte Kampftruppe unterwegs, allerdings ist es ihnen noch nicht gelungen, eine weltenrettende Kampagne zum Ende zu führen. Immer kommt etwas dazwischen – seien es nervige andere Spieler oder eben auch die Unfähigkeit, sich richtig zu koordinieren.
Im wirklichen Leben schlagen sie sich eher unauffällig durch, sind die am Rande stehenden Außenseiter, die sich aber mit allem arrangiert haben und ihre Leidenschaft im Spiel verausgaben. Bis zu dem Tag, an dem Meg ihren neuen Kollegen Russell einlädt, doch einfach mal mit zu machen. Sie will ihn so für sich gewinnen, um ihn zu vernaschen, aber es kommt anders als gedacht, denn Russel erweist sich als ziemlicher Chaot.
Nerds sind ja seit The Big Bang Theory im Mainstream angekommen, doch anders als in der amerikanischen Serie, geht die britische nicht ganz so nett mit ihren Hauptcharakteren um, diese aber auch nicht ganz so gut mit ihrem Umfeld.
Obwohl sie sich noch nie gesehen haben, fühlen sich die drei Nerds eng miteinander verbunden. Meg ist interessanterweise noch die Normalste von ihnen, da sie es auch schafft, im normalen Arbeitsleben ganz gut durchzukommen.
Russell, den neuen, den sie eigentlich sehr sympathisch findet, erweist sich dahin gegen schnell als Idiot. Und sein Auftauchen im Spiel, sein aufdringliches Benehmen bringt Nicky dazu, mehr über sich und seine Beziehung zu Meg nachzudenken, bis zum Punkt, an dem alles eskaliert.
Mit liebevollem und manchmal auch recht bisschen Spott werden die Fans der Fantasy-Online-Games auf die Schippe genommen, die nicht viel anderes mehr tun als sich Tag für Tag in ihre Spielwelt zu stürzen und dabei das reale Leben vergessen, gelegentlich auch Störfaktoren wie die kleine Tochter auszuschalten wissen.
Nicky und Meg stellen auch das Spiel an erste Stelle und lassen dafür schon einmal normale Dinge wie ein Date fallen, vor allem Nicky erweist sich als menschenscheuer Kamerad, der mehr in seiner Phantasiewelt leben möchte als sich in der Realität durchzuschlagen.
Allerdings wird die freundschaftlich-vertraute Stimmung, die in den Jahren zwischen den dreien gewachsen ist, sehr schnell von dem Neuen gestört. Russell ist ein typischer „Noob“, ein Störenfried sondergleichen, der den Ernst der Lage verkennt und letztendlich auch deutliche Spannungen auslöst, der alles zerstören konnte.
Die Serie ist typisch britisch – nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt ab und an auch ungeschönte Bilder aus dem Game, das bewusst einfacher gehalten ist, um die Trennung zwischen Realität und Fiktion deutlich zu machen und gleichzeitig natürlich auch keine Markenrechte zu verletzen.
Der Humor ist böse und gelegentlich vulgär – aber auch das macht den Reiz der sechs Folgen aus, die eigentlich mit ganz normalen zwischenmenschlichen Problemen spielen, aber am Ende eigentlich nur eine Lösung kennen. Wer selbst ein wenig zur Szene gehört, wird sich sicherlich in dem ein oder anderen Spaß haben, amüsieren werden sich wohl alle, obwohl so einiges an Klischees wiedergekäut wird, die die Figuren aber um so erkennbarer machen.
Es gibt einen Abschluss, aber die Macher lassen sich genug Fäden offen, um die Geschichte weiter zu spinnen. Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, die Computeranimationen etwas einfacher gehalten. Extras gibt es allerdings keine.
Fazit:
Die erste Staffel von »Dead Pixels« führt humorvoll und frech in das Doppelleben dreier leidenschaftlicher Gamer ein, die auf der einen Seite alles für ihr Spiel geben, auf der anderen Seite aber auch mit dem normalen Leben und ihren Gefühlen zu kämpfen haben, was zu noch mehr Chaos in ihrem Alltag und einiger Unterhaltung für die Zuschauer führt. Es werden zwar einige Klischees bedient, aber auf eine warmherzige Weise, die niemandem wirklich weh tun.
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