Der Abgrund (Autorin: Margit Sandemo; Die Saga vom Eisvolk, Bd. 3)
 
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Der Abgrund von Margit Sandemo

Reihe: Die Saga vom Eisvolk, Bd. 3

Rezension von Christel Scheja

 

Gegen die angloamerikanische Fantasy hat solche aus anderen Ländern Europas und der Welt kaum eine Chance. Das mag auch daran liegen, dass nicht alle einen so hohen phantastischen Anteil haben wie man es als Leser gewohnt ist.

Das trifft auch auf „Die Saga vom Eisvolk“, zu, die sich eher wie eine Serie historischer Liebesromane liest als eine Abenteuergeschichte. Das einzige phantastische Elemente ist der Fluch der über der Familie von Tengel liegt, den Kindern seines Blutes aber auch magische Kräfte verleiht.

 

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts haben Tengel und Silje ihren Frieden gefunden und leben mit ihren vier Kindern auf einen gut gedeihenden Hof und fernab von jedem Verdacht, über Hexenkräfte zu gebieten. Statt dessen schätzen die Nachbarn die Heilerkräfte Tengels, die er nur zum Wohl der Menschen und nicht zu ihrem Leid anwendet.

Sol und Dag, Are und Liv sind inzwischen zu hübschen jungen Menschen heran gewachsen und versuchen ihren eigenen Weg zu gehen. Während Dag studiert um eine gute Karriere zu beginnen, heiratet Liv einen wohlhabenden und scheinbar netten Patrizier, der sich aber schon kurze Zeit später als unter dem Pantoffel seiner herrschsüchtigen Mutter stehender Haustyrann erweist.

Das junge Mädchen hat ihm nichts entgegen zu setzen und leidet stumm, in der Hoffnung, dass sie jemand eines Tages aus der Qual befreit.

Während Are sich darauf vorbereitet, den Hof zu übernehmen, wird Sol von einer schrecklichen Unruhe erfasst. Sie bricht aus, um das in ihr schlummernde Vermächtnis der Familie voll auszukosten und ihre magischen Kräfte auszubilden. Ihr sind die Gefahren, die damit einher gehen völlig egal.

Tatsächlich findet sie Hexen, die ihr den Weg zur Macht zeigen, aber das hat auch einen hohen Preis, denn das Böse - mit dem sie bisher nur geliebäugelt hat - ergreift von ihr Besitz und verleitet sie zu grausamen Taten, die zwar gut gemeint, aber die Menschen verachtend ausgeführt sind.

 

Wie auch schon die Vorgängerbände „Hexenjagd, und „Der Zauberbund“ besitzt auch „Am Abgrund“ nur sehr wenige magische Momente, die man als Fantasy bezeichnen könnte, andererseits aber genug um mehr als nur ein einfacher historischer Roman zu sein..

Am ehesten lässt sich die Saga noch mit den unzähligen Geschichten im Gefolge von Marion Zimmer Bradleys „Avalon“-Romanen vergleichen, die in erster Linie sehr historisch sind, aber auch ohne Zögern den Protagonisten mythische Kräfte verleihen und mit den Mythen und Legenden der Völker spielen.

Die Handlung selbst entspricht den gängigen Klischees des historischen Familienromans. Da gibt es die liebe, aber duckmäuserische Schwester und Sol als ihr genaues Gegenstück, den eher erdgebundenen Bruder und Dag als sein aktives und sozialer Widerpart. Über allem wachen Tengel und Silje, für die sich langsam aber sicher das Leben zum Ende neigt und die auf die erste Enkel-Generation hinab blicken können. Sie wird bei der Schilderung des Familienlebens aber immer sentimentaler und kratzt nun hart am Kitsch entlang.

Wie schon in den Vorgängerbänden setzt die Autorin dabei die Beschreibung der Landschaft und der Beziehungen unter den Figuren, so dass man keine großartigen Abenteuer und schon gar nicht Action erwarten sollte.

 

„Am Abgrund“ richtet sich an die Leserinnen historischer Liebesromane, die einem Hauch Mystik nicht abgeneigt sind. Von rasanter Action und exotischem Abenteuer verwöhnte Fantasyleser dürften von der melodramatischen aber behäbigen Handlung eher enttäuscht werden.

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Buch:

Der Abgrund

Reihe: Die Saga vom Eisvolk 3

Autorin: Margit Sandemo

Übersetzerin: Dagmar Mißfeld

broschiert, 333 Seiten

Blanvalet, Oktober 2007

 

ISBN 978-3-442-36761-0

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.10.2007, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 5114