Der Alte vom Berge von Kai Meyer
Serie: Die Alchemistin 8
Hörspiel
Rezension von Christian Handel
Rezension:
Die Zeit des großen Showdown ist gekommen: Nicht nur Gillian, sondern auch Aura findet sich auf Mallorca. Seit Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen und Aura ist zunächst unklar, ob Gillian ihr inzwischen verzeihen kann, dass sie ihm vor langer Zeit das ungewollte Geschenk der Unsterblichkeit verliehen hat. All die offenen Streitpunkte rücken aber in den Hintergrund, als beiden klar ist, dass sie das Leben ihres gemeinsamen Sohnes nur retten können, wenn sie zusammen halten. Und dann taucht auch noch die Schwarze Isis auf.
Im achten und letzten Teil der Alchemistin verknüpfen sich endlich alle Handlungsstränge zu einem Ganzen, wenn im Geheimversteck des Alten vom Berge schließlich sämtliche Figuren aufeinander treffen. Wer sich schlussendlich hinter dem geheimnisvollen Titel des „Alten“ versteckt und die Fäden aus dem Hintergrund gezogen hat, mag der eine oder andere Hörer zwar bereits erraten haben, das Mysterium um die Schwarze Isis, das endlich ergründet wird, verleiht der Hörspielfolge jedoch eine weitere überraschende Note. Wie bereits die vorhergehenden Teile zeichnet sich auch dieser durch exzellente Sprecher, eingängige Musik und atmosphärische Vertonung aus. Dem Regisseur gebührt ein großes Lob für diese Finalfolge – wie für die ganze Reihe – und auch textlich ist die Adaption der „Unsterblichen“ in dem in sich abgeschlossenen Vierteiler, der die Folgen 5 bis 8 der Reihe umfasst, sehr gut gelungen.
Besonders erfreulich ist es, dass sich die Hauptfiguren mit der Bedeutung ihrer erworbenen Unsterblichkeit auch tatsächlich beschäftigen. Nicht zuletzt gelingt das durch die Einführung von Inana, stimmlich prominent besetzt mit Marie Bierstedt, in der Kinofreunde als deutsche Synchronsprecherin von Kirsten Dunst wieder erkennen dürften.
Wenn die Auseinandersetzung schlussendlich auch nicht ganz so tief geht, wie man sich das vielleicht erhofft, wird das Thema dennoch durchaus ambivalent beleuchtet und liefert den Zuhörern Anreize, eigene Schlüsse zu ziehen und Überlegungen anzustellen.
Der eine oder andere bibeltreue Zuhörer sei allerdings gewarnt – ihm könnten gewisse Details des Hörspiels mitunter etwas ketzerisch vorkommen, denn Kai Meyer erweist sich nicht als zimperlich, was das Entmythifizieren uralter christlicher Glaubensgrundsätze angeht. Wer jedoch die Handlung als das begreift, was sie ist – ein spannendes Stück Fiktion, das seinen Reiz gerade aus dem Spiel und der Umdeutung religiöser und mystischer Elemente gewinnt, wird sicher seinen Spaß an der Folge haben.
Der Alte vom Berge bringt die Handlung um die Suche nach dem Heiligen Gral und dem Ersten Wort der Schöpfung zu ihrem Ende, lässt den Figuren jedoch noch genügend Raum für eine theoretisch mögliche Fortsetzung. Über diese hat Kai Meyer, der sich für die Romanvorlage verantwortlich zeigt, jüngst bereits vage spekuliert, wenn es auch noch keine konkreten Pläne zu geben scheint.
Fazit:
Insgesamt erweist sich die komplette Mini-Serie als überdurchschnittlich gelungen. Aufgrund der wirklich grandiosen Umsetzung dürfte die Hörspielreihe auch Leute ansprechen, die mit dem Medium bisher nicht so viel anfangen konnten, aber auf mystische, schaurige Geschichten stehen. Auf wen das zutrifft, sollte unbedingt in die hervorragend produzierte Adaption hineinhören.
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