Der Atem des Rippers (Autor: Martin Clauß)
 
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Der Atem des Rippers von Martin Clauß

Rezension von Christel Scheja

 

„Jack the Ripper“ erregt auch 120 Jahre nach seinem blutigen Treiben immer noch die Gemüter der Menschen, denn bis heute ist seine wahre Identität ungeklärt und hat immer wieder, wenn vermeintlich neue Indizien aufgetaucht sind, zu mehr als wilden Spekulationen geführt, die sogar bis zu Verdächtigungen höchster Kreise führten.

Romanautoren haben sich davon jedenfalls immer wieder inspirieren lassen und ihre eigenen Theorien zu Papier gebracht, mal sind sie mehr von sachlichen Überlegungen ausgegangen, dann wieder haben sie phantastische Elemente mit eingebracht. Alle waren sich aber in einem einig: Wer auch immer hinter Jack the Ripper steckt - er lässt tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Nun gesellt sich auch Martin Clauß zu ihnen und bietet in „Der Atem des Rippers“ seine eigene Interpretation des Themas an.

 

Zwei Dinge geschehen gleichzeitig im März des Jahres 1903. In einem heruntergekommenen Hospital erzählt ein sterbender Mann, einst ein katholischer Priester, dem diensthabenden Arzt und einigen Pflegern eine entsetzliche Geschichte, die bis heute seine Seele belastet hat. Und in Mandalay, der Hauptstadt Burmas geht ein Mann an Bord eines Schiffes, noch voll von den Nachrichten, die die dort lebenden Europäer in Angst und Schrecken versetzt hat. Denn ein Dienstmädchen ist ermordet worden - auf die gleiche grausame Art und Weise, wie vor gut fünfzehn Jahren einige Prostituierte im Londoner Viertel Whitechapel haben sterben müssen. Ist der Ripper wieder auf der Bildfläche erschienen?

Dem Kunstmaler Walter Sickert lassen diese Überlegungen nicht los, und er wird in ihnen bestätigt, als ihm bei der Ankunft in England ein Notizbuch in die Hände fällt. Er zieht sich zurück, um es zu studieren - und kann trotz des Entsetzens nicht davon lassen - denn ihm ist das Tagebuch des Mannes in die Hände gefallen, den man noch heute als „Jack the Ripper“ kennt. Vor ihm enthüllt sich die wahre Geschichte des Menschen, der all diese grauenvollen Taten begangen hat - der Bericht einer geistigen und seelischen Veränderung, wie sie schlimmer nicht sein kann. Sickert erfährt, wie alles seinen Anfang nahm, liest mit welcher Seelenruhe der Mann, der sich heute ganz anders nennt, seine Wandlung ruhig hinnahm und erkennt, dass die Bestie all die Jahre nur im Schatten einer anderen Persönlichkeit geschlafen hat. Noch einmal werden die Ereignisse des Jahres 1888 von vorne aufgerollt, diesmal aus der Sicht des Mannes, der die käuflichen Damen regelrecht abschlachtete.

 

„Der Atem des Rippers“ beinhaltet keine sichtlichen phantastischen Elemente, ist aber das spannende und faszinierendes Psychogramm eines Mannes, der sich schleichend in einen grausamen Wahn hineinsteigerte, ohne auffällig zu werden. Martin Clauß gelingt es die Veränderung glaubwürdig darzustellen, die Wandlung des Mannes, der sich schließlich Alan Sparebone nennt, geschieht zunächst schleichend und unmerklich - wenn man nicht schon durch den Anfang wüsste, wen man vor sich hat - könnte man glauben, dass er er doch eine andere Person wäre. Es bedarf keiner dunkler Magie oder uralter dämonischer Kreaturen, um in die Abgründe menschlichen Denkens zu schauen.

Der Autor beschert dem Leser jedenfalls einen angenehmen Grusel, der einem mehr als einmal den Atem stocken lässt und weiß durch die drastischen aber nicht zu übertriebenen Schilderungen angenehm schauerlich zu unterhalten. Allein das Ende wirkt ein wenig zu aufgesetzt und erinnert ein wenig an Groschenromane, in denen am Ende immer das Recht siegen muss. Nichtsdestoweniger lässt die Geschichte einen sehr nachdenklich zurück.

 

„Der Atem des Rippers“ ist kein Buch für schwache Nerven. Es setzt aber auch nicht allein nur auf aufgesetzte Schockeffekte, sondern versucht auf glaubwürdige und spannende Weise den Lebensweg eines Psychopathen zu zeichnen, was ihm auch gelingt.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425031256ef8a9c72
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Der Atem des Rippers

Autor: Martin Clauß

broschiert, 108 Seiten

Atlantis-Verlag, erschienen Januar 2008

Titelbild von pixelio.de

ISBN-10: 3936742901

ISBN-13: 978-3-936742-90-9

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.02.2008, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 5879