Der Dampfkochtopf hrsg. von Ingrid Pointecker
Geschichten und Rezepte aus der Steampunkküche
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Kartoffelgeschosse, Lachsdiplomatie, Klopsekanonen, Unterwassergurken und royales Federvieh.
Wenn Steampunkgeschichten auf leckeres Essen treffen, wird es spannend und abwechslungsreich. Von Flugschiffen bis zu unterseeischem Treiben entführen 16 AutorInnen auf eine spannende Reise quer durch viele Spielarten der Steampunkliteratur. Dazu begleiten leckere Gaumenfreuden, die zentrale Rollen in den jeweiligen Geschichten spielen.
Ein Fest für alle Sinne – für die steampunkige und jede andere Küche. Guten Appetit!
Rezension:
Eine Frau wird entführt, weil sie als Haushälterin benötigt wird, eine Tante terrorisiert ihre Verwandten, bei denen sie unangekündigt zu mehrtägigen Besuchen erscheint, ein U-Boot hat unerwartete Probleme, eine junge Frau trifft plötzlich auf ihre große Liebe, ein Paar auf Hochzeitsreise strandet auf einer Kannibalen-Insel, eine Köchin ‚erfindet‘ die vegetarische Küche, ein Erfinder besiegt den Lebensmittelmangel, ein Handelsherr der Hanse legt sich mit Wikingern an, ein paar Leute aus sehr unterschiedlichen Kreisen gründen eine sehr spezielle Armenspeisung, Kampfpiloten mögen kein Sushi, ein Reporter recherchiert in einem verzwickten Mordfall, ein anderer Reporter muss über eine Statur berichten, ein Techniker will eine Witwe zur Herausgabe der Pläne ihres verstorbenen Mannes überreden, eine junge Frau teilt sich das Haus mit einem Geist – so unterschiedlich wie diese Geschichten sind, teilen sie doch das Steampunk-Ambiente. Als Zugabe gibt es zu jeder dieser Geschichten ein (bebildertes) Rezept, das in einem Zusammenhang zur jeweiligen Kurzgeschichte steht.
So weit – so gut. Wie man es bei Anthologien leider oft findet, differiert die Qualität der enthaltenen Geschichten stark. Während einerseits Geschichten wie Tante Eufemia, Archibald Leach und die gelbe Pute aus Neuguinea, Tödliches Tiramisu und Milch oder Zitrone die Highlights dieser Sammlung darstellen, können andere nicht annähernd so gut überzeugen.
Manchen der enthaltenen Kurzgeschichten scheint einfach etwas zu fehlen, weil der beschränkte Raum nicht ausreicht, dem Leser alle erforderlichen Informationen zu vermitteln. Andere erscheinen wie eine mühsam konstruierte Rahmenhandlung, die nur dazu dient, das dazugehörige Rezept einzuführen. Somit hinterlässt diese Anthologie ihren Leser mit gemischten Gefühlen, wobei die Rezepte hier nicht diskutiert werden sollen. Einerseits ist auch hier das Spektrum sehr weit gefächert, andererseits ist es natürlich Geschmackssache, was dem persönlichen Gaumen zusagen könnte.
Fazit:
In diesem Steampunk-Eintopf schwimmen neben geistig nahrhaften Highlights leider auch einige Sättigungsbeilagen.
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