Der Donnerschild (Autor: David Gemmell; Troja Bd. 2)
 
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Der Donnerschild von David Gemmell

Rezension von Christian Endres

 

Piraten und Krieger, Helden und Götter, kleine und große Königreiche zwischen Aufstieg und Fall, Freundschaft und Feindschaft, Liebe und Verrat ... - wie schon in »Der silberne Bogen«, dem ersten Band seiner Troja-Trilogie, verstand David Gemmell es auch in »Der Donnerschild«, den Garn der antiken Sagen und Mythen aufzunehmen, um daraus mehr zu machen als eine ideen- und geistlose Nacherzählung. Gemmell, im letzten Jahr viel zu früh verstorben, taucht in die Antike ein und schafft auch im Mittelband seiner historisch angehauchten Saga eine opulente, breitwandige und komplexe Geschichte, die er mit dem Gespür eines begnadeten, aber auch routinierten Erzählers zum Leben erweckt und mit vielen ebenso kleinen wie großen Momenten füllt. Seine Figuren - egal ob altbekannte »Legenden« oder charmante Eigenkreationen - atmen, fiebern, hoffen, bangen, kämpfen, begehren, lieben, hassen, wetteifern, buhlen, intrigieren und zweifeln auf den mehr als 650 Seiten und erwecken damit die üppige Lektüre samt der Geschichtenwelt des Altertums Seite für Seite zum Leben.

 

Gemmell wusste genau, wann er seinen Leser mit akurat recherchierten Fakten und Details in den Bann schlagen konnte, und wann er ihn mit satter Action, klassischem Heldenmut oder listenreichem Verrat wieder voll in die Handlung um das mächtige Troja hineinschleudern musste, während das antike Drama unter dem schreiberischen Taktstock des Briten seinen Lauf nimmt. Mit wenigen Sätzen haucht Gemmell den Figuren dieses opulent bestückten und schön ausgearbeiteten Szenarios leben ein - allem voran natürlich Odysseus, dem »hässlichen König«, den Gemmell hier zwischen Tragik und Dramatik vom liebenswerten Händler weiter in Richtung seines Rufes als genialer Stratege und gnadenloser Städteplünderer ausbaut, bis auch Odysseus alten Freunden mit dem Schwert in der Hand gegenüber steht. Und dann sind da noch zwei einfache Soldaten, deren Zeit für Heldenmut an Seiten Hektors noch kommen soll...

 

Wahrlich, mit David Gemmells Tod hat die Fantasy-Literatur unerwartet einen ihrer hellsten Sterne verloren. Nach wie vor wiegt der Verlust schwer - erst Recht, wenn man noch ein oder zwei im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Romane liest, die hierzulande posthum veröffentlicht werden. Um so erstaunlicher (und trauriger), dass nicht einmal in der Kurzbiographie des Autors zu Beginn des dicken Paperbacks auch nur ein Wort darüber verloren wird, dass Gemmell am 28. Juli 2006 an den Folgen einer Beipass-Operation starb.

 

Doch auch so währt sein literarisches Erbe noch lange. Drenai, Britannien oder Troja, historisch angehaucht oder gänzlich frei erfunden - Gemmell mag kein Edelstilist gewesen sein und auch kein Schönschreiber. Aber er vermochte es, eine durchweg lebendige, facettenreiche und vielschichtige Geschichte mit starken Charakteren zu erzählen und seine Leser in den Bann zu ziehen, sie mitfiebern und mitleiden zu lassen, kurzum: Sie zu begeistern.

 

»Der Donnerschild« ist ein lebendiges Epos zwischen aufgeblähten Segeln, gespannten Bögen, politischen Intrigen und großen Schlachten und Kriegen - und zudem natürlich das Vermächtnis eines der wirklich großen Erzählern der modernen phantastischen Literatur nach Tolkien und der Ära der Pulp-Helden.

 

Werke wie dieses stellen auf zugleich schöne wie traurige Art und Weise unter Beweis, wieso wir David Gemmell so sehr vermissen.

 

 

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032818024296257954
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Buch:

Der Donnerschild

Autor: David Gemmell

Paperback, 656 Seiten

Heyne, September 2007

Sprache: Deutsch

ISBN: 3453531965

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 09.10.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 5035