Der Drachenflüsterer (Autor: Boris Koch)
 
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Der Drachenflüsterer von Boris Koch

Rezension von Christel Scheja

 

Auch wenn Boris Koch mit „Die Anderen“ bereits einen ersten Ausflug in die Fantasy wagte, so ist doch „Der Drachenflüsterer“ sein erster großer Roman, in dem das Abenteuer und nicht der Humor im Vordergrund steht. Vorher war er eher für Geschichten aus dem Bereich der düsteren Phantastik bekannt.

 

Die Drachenritter gehören zu den bekanntesten Gestalten des großtirdischen Reichs. Sie ziehen im Land umher, um Drachen zu stellen und ihnen die Flügel abzuschlagen, denn es heißt, dass sie nur dann eine Gefahr für die Menschen wären, wenn sie fliegen könnten. Fehlte ihnen aber die Gelegenheit, sich in die Lüfte zu erheben, dann könnten sie sogar am der Seite der Sterblichen leben, als bessere Haustiere und so fort.

Viele Jungen träumen davon, eines Tages selbst ein solcher Kämpe zu werden – auch der kleine Ben. Aber als Sohn einer Frau, die von ihrem Mann verlassen wurde und dem Suff verfallen ist, hat er nur wenig Aussichten darauf, mehr als ein Dieb oder Tagelöhner zu werden. Bis auf den gleichaltrigen Yanko hat er keinen Freund, die anderen Jungen des Dorfest Trollfurt verachten und verspotten ihn.

Als seine Mutter stirbt lässt man dem halbwüchsigen Jungen nur wenig Zeit, um zu trauern und sein Leben neu zu organisieren. Er wird aus dem elterlichen Haus geworfen und findet mit den wenigen Habseligkeiten, die er mitnehmen durfte, in einer Höhle Unterschlupf.

Trotzdem gibt er sich nicht der Verzweiflung hin und versucht bei dem nächsten Ritter, der nach Trollfurt kommt in die Lehre zu gehen, doch der weist ihn zurück. Und das ist nur der Anfang einer schweren Prüfung, denn als der Mann am nächsten Tag tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht sofort auf den heimatlosen Waisenjungen.

So hat Ben nun keine andere Wahl mehr, als die Flucht zu ergreifen. Prompt begegnet er dann unweit seiner Heimat auch noch einem Drachen und findet heraus, dass diese mächtigen Geschöpfe eigentlich ganz anders sind, als die Drachenritter ihm bisher haben glauben lassen wollen...

 

Man merkt bereits an der Wahl der Charaktere und der Handlung der ersten Seiten, dass „Der Drachenflüsterer“ sich bewusst an jüngere Leser ab zehn, elf Jahren richtet. Es kommen durchweg kindliche Helden zum Zuge, die ihren Platz in der Welt erst finden müssen und dabei natürlich gegen die Widerstände ankämpfen müssen, die ihnen Erwachsene und Altersgenossen entgegen setzen, vor allem wenn man dann auch noch auf der untersten Stufe der sozialen Pyramide steht. Ben ist so gesehen ein typisches Ghetto-Kind, vom Glück bisher vernachlässigt, aber durchaus verbissen genug, um Träume und Hoffnungen nicht aufgeben zu wollen.

Die Geschichte selbst ist sehr einfach gestrickt und beschäftigt sich zunächst erst einmal sehr ausgiebig mit dem jungen Protagonisten und seinem vertrauten Umfeld, dem in der Welt vorherrschenden Aberglauben und Mystizismus und den nur all zu menschlichen dunklen Seiten.

Ben wächst nicht gerade als Glückskind auf und bekommt immer wieder zu spüren, dass er ein Außenseiter ist. Aber gerade dass macht ihn hart und wachsam genug, um sich den neuen Abenteuer zu stellen und auch den Wahrheiten, vor denen der Rest der Dorfbewohner gerne die Augen verschließ. Im Gegensatz zu ihnen ist er kein bornierter Spießer, der mit offenen Augen in sein Unglück läuft. Dafür schließt man ihn schon recht früh ins Herz da er doch anfangs ziemlich gebeutelt wird.

Immerhin bleibt Boris Koch sehr nüchtern und realistisch und trägt nicht zu dick auf, auch wenn er das ein oder andere Klischee bemüht. Ist der Roman anfangs nicht all zu phantastisch so ändert sich das in der zweiten Hälfte, als Ben seinen Drachengefährten findet und sich mit ihm den Problemen stellt, vor denen er davon gelaufen ist. Dabei nimmt auch der Drache oft kein Blatt vor den Mund und sagt was er denkt, was den ein oder andere Schmunzeln ermöglicht.

Letztendlich sollte man aber keinen all zu komplexen Hintergrund oder ungewöhnlichen Geschichtenverlauf erwarten. Es gibt zwar einige ungewöhnliche Idee, die meisten Wendungen sind aber vorherzusehen und daher für erfahrenere Leser durchschaubar. Der Roman ist zwar inhaltlich in sich geschlossen aber man merkt auch schon, dass eine Fortsetzung problemlos möglich ist, da längst noch nicht alle Fragen beantwortet wurden.

 

Gerade jüngere männliche Fantasy-Fans werden mit „Der Drachenflüsterer“ ihren Spaß haben, da Held und Inhalt genau auf ihre Interessen an Abenteuern und Geheimnissen ausgerichtet ist. Zusammen mit dem jungen Helden können sie in eine ebenso spannende wie geheimnisvolle Welt eintauchen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042006322641a0a1d5
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Der Drachenflüsterer

Autor: Boris Koch

gebunden, 350 Seiten

Heyne, erschienen November 2008

Titelbild von Dirk Schulz, Innenillustrationen von Dirk Schulz und Horst Gotta, Karte von Andreas Hancock

ISBN-10: 3453524926

ISBN-13: 978-3453524927

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.11.2008, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 7846