Der Drachenthron (Autor: Stephen Deas)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Der Drachenthron von Stephen Deas

Rezension von Christel Scheja

 

Der Brite Stephen Deas wurde 1968 geboren und studierte zunächst Physik, um viele Jahre in der Raumfahrtindustrie zu arbeiten. Inzwischen hat er auch eine Frau und zwei Kinder, mit denen er im Südosten des Landes lebt. Daneben fand er aber auch Interesse am Schreiben und der Fantasy. So erschien schließlich sein Debüt-Roman „Der Drachenthron“.

 

Drachen sind schon seit vielen Generationen keine stolzen, freien und intelligenten Geschöpfe mehr und eine Gruppe von Menschen – die Alchimisten – hüten bewusst das Geheimnis, wie sie diese den Sterblichen untertan machen können.

So sind die majestätischen Geschöpfe inzwischen zu bloßen Reittieren und Statussymbolen verkommen, auf die sich die Macht der Könige stützt. Je mehr Drachen und Drachenreiter sie ihr eigen nennen können, um so besser. Vor allem wenn auch noch auserlesene Tiere darunter sind.

Auch wenn die Herrscher autark in ihren Domänen regieren, so wählen sie doch regelmäßig einen Sprecher, der ihren Rat in Notzeiten koordiniert und das letzte Wort behält, auch Macht über sie ausüben kann. Diese Position ist sehr begehrt, und es gibt genügend Könige und Prinzen, Königinnen und Prinzessinnen, die danach gieren.

Einer von diesen ist Prinz Jehal. Schon seit Jahren arbeitet er daran, eines Tages den alternden Sprecher Hyram abzulösen. Doch dafür braucht er Verbündete – wird man in dieses Amt doch gewählt. Mit Gift und Intrigen versichert er sich der Treue anderer, die ähnlich wie er denken und sorgt dafür, dass die hübsche aber ebenso verschlagene Prinzessin Zafir den Thron ihres Landes besteigen kann. Er selbst will eine der Töchter der Königin Shezira heiraten, der einzigen Frau, die stark und klug genug ist, um ihn zu durchschauen und ihrerseits Ränge spinnt, um ihn davon abzuhalten, seine Pläne zu verwirklichen.

Bei ihren ganzen Machtkämpfen und Intrigenspielen entgeht den Mächtigen des Landes allerdings eines: einem jungen weißen Drachen ist es gelungen, die Kontrolle abzuwerfen, die über ihn geworfen wurde. Und Schneeflocke versteht sehr schnell und genau, was man ihrem Volk eigentlich antut. Und das will sie nicht auf sich und den anderen sitzen lassen. Sie beschließt ihre Artgenossen aus der Knechtschaft zu befreien und ein für alle Mal zu verhindern, dass jemals wieder einer unter die Kontrolle der Menschen gerät.

 

„Der Drachenthron“ ist nicht unbedingt das, was man erwartet. Denn die Drachen selbst spielen zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Zwar wird nach und nach beschrieben, wie sich „Schneeflocke“ nach und nach aus dem durch Gifte hervorgerufenen Bann befreit und nicht nur ein eigenes Bewusstsein entwickelt, sondern auch den Kampf aufnimmt, aber das ist nur eine Handlungsebene von mehreren.

Viel mehr Raum nehmen die Intrigen in Herrscherkreisen auf, die taktischen Vorstöße der Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen, um sich das Wohlwollen des Sprechers und Zugriff auf seine Macht zu sichern. Gerade Prinz Jehal tut sich dabei besonders hervor und arbeitet mit Lügen und Betrug, schreckt vor Giftanschlägen und Mord nicht zurück. Allerdings scheint auch er bald eine Meisterin gefunden zu haben.

Seine direkte Gegenspielerin Shezira ist zwar etwas ehrlicher und diplomatischer, aber auch sie scheut sich nicht, Gewalt anzuwenden, wenn es nötig wird. Und ihre Töchter sind aus einem ähnlichen Holz geschnitzt.

So fällt es schwer, mit den menschlichen Figuren warm zu werden. Einzig die Jäger und Söldner, die mit dem Schicksal Schneeflockes verbunden sind, scheinen etwas sympathischer zu sein, aber vorstellen kann man sie sich ebenso wenig. Zugunsten vieler Dialoge und Intrigen verzichtet der Autor weitestgehend auf Beschreibungen der Menschen und ihrer Umgebung. Auch die Charaktere gehen nicht sonderlich in die Tiefe, so dass alles ein wenig oberflächlich bleibt.

Nichtsdestoweniger schreibt er spannend und schafft es, die Leser durch Action bei der Stange zu halten, so dass keine Langeweile aufkommt, aber am Ende fehlt doch etwas Entscheidendes – einprägsame Inhalte.

 

Alles in allem ist „Der Drachenthron“ interessant für alle, die actionreiche und derbe Intrigen in Adelskreisen mögen und auf Charaktertiefe verzichten können. Die eigentliche Idee, Drachen in Knechtschaft zu beschreiben geht in dem Netz aus Ränken und Machtkämpfen unter. Das Ende bleibt offne, so dass man sicherlich schon bald mit einer Fortsetzung rechnen kann.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420143614bdd39314
Platzhalter

Buch:

Der Drachenthron

Autorin: Stephen Deas

Broschiert, 591 Seiten

Heyne, erschienen Januar 2010

Übersetzung aus dem Englischen von Beate Brammertz

Titelbildgestaltung von Nele Schütz Design

ISBN-10: 3453525302

ISBN-13: 978-3453525306

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 07.04.2010, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 10283