Der eiserne Thron (Autor: Heidrun Jänchen, Christian Savoy und Andrea Tillmanns; Genre: Fantasy)
 
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Leseprobe: Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Reihe: ein Roman aus dem Demonwright-Universum

Autor: Heidrun Jänchen, Christian Savoy und Andrea Tillmanns

Verlag: Storyolympiade

Taschenbuch, 240 Seiten

Zu beziehen bei: Storyolympiade

 

Disclaimer:

Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.

 

 

Leseprobe:

 

Leseprobe aus "Der Liebling des Gottes" von Heidrun Jänchen ...

 

Natürlich wählte der König den Weg in die Große Halle so, daß die Gäste an der Stelle vorbeikamen, an der Jordwin gestorben war. Neben dem Porträt Vudriks hing nun eines von Jordwin.

Die Hellebarde an der Wand war noch immer mit Blut befleckt.

Niemand würde sie je reinigen, bis sie zu Staub und Rost zerfallen war. Die Gesellschaft kam ins Stocken und starrte die Waffe an.

Prinz Thoro trat zu Rogvald und sagte mit schlecht gespielter Beiläufigkeit: „Ihr hattet Streit mit Jordwin, Vetter. Und wenige Stunden später fanden wir ihn in seinem Blut liegen. Ein seltsamer Zufall.“

„Die Götter kennen keine Zufälle“, erwiderte Rogvald barsch, „und ich bin Eures Bruders wegen schon am frühen Nachmittag in meinen Sumpf zurückgeritten.“

„Dort sah Euch aber keiner ankommen.“

„Sah mich einer auf Vudriks Wacht, wie ich Jordwin erschlug?“

Thoro kniff seine grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und fixierte Rogvald. „Sollte ich jemals herausfinden, daß Ihr hier wart und meinen Bruder erschlugt ...“

„Was dann?! Wieso glaubt jeder in dieser hochwohlgeborenen Familie, er müßte mich beleidigen, nur weil mein Vater ein Jahr nach Godrik geboren wurde?“ schrie Rogvald. Seine Hand griff automatisch nach dem Messer an seinem Gürtel.

„... dann werdet Ihr dafür büßen.“ Thoro sprach so leise, daß ihn nur die Nächststehenden hörten, doch auch seine Hand schloß sich um das Heft seines Dolches.

In der Menge herrschte eine Stille wie in einem Topf mit Wasser, unmittelbar bevor es endgültig zu kochen beginnt. Man warf Frett, der seinem Rang gemäß ganz hinten gestanden hatte, ärgerliche Blicke zu, als er sich nach vorn drängte. Ein Ritter versuchte ihn zurückzuhalten, doch er schob ihn beiseite, ohne ihn anzusehen.

Rogvald zog sein Messer. Die vorderste Reihe versuchte zurückzuweichen, aber gleichzeitig drängten die Neugierigen nach vorn. „Man kann sich nicht alles erlauben, nur weil der eigene Vater König ist.“

„Laßt den Unfug!“ rief eine schrille, entschlossene Stimme. Prinzessin Walrike trat vor und griff Rogvalds Arm. „Das ist eine Totenfeier, kein Turnier.“

Rogvald sah sie voller Verachtung an. „Das ist Männersache.“

Er schüttelte sie ab wie ein Keiler einen angreifenden Jagdhund.

Sie taumelte zurück, und ein Ritter fing sie auf, ehe sie stürzte. In der Menge wurde Empörung laut. Die Stimmung wandte sich gegen Rogvald, und weitere Hände griffen nach Messern. Aber plötzlich wich alles Blut aus Rogvalds hochrotem Gesicht, und mit den Worten: „Das sind alles Albernheiten“ steckte er das Messer weg.

Thoro starrte unbehaglich auf sein eigenes Messer. „Wir werden sehen“, murmelte er lahm. Die kalte Entschlossenheit schien auf einen Schlag von ihm gewichen zu sein. „Laßt uns in die Große Halle gehen“, sagte Walrike, und die Menge folgte ihr wie eine Herde Schafe. Die Gäste sahen einander an, unfähig zu begreifen, woher eben die Wut und der Haß gekommen waren.

Rogvald blickte sich nach Frett um. Er versuchte, ihm einen strafenden Blick zuzuwerfen, aber es gelang ihm nicht. Frett, der wie ein Feldbaum aus der Herde ragte, sah ihn voll freundlichen Wohlwollens an, wie ein Kindermädchen, das gerade erklärt hat, daß man Katzen nicht am Schwanz zieht, weil sie sonst aua machen.

Das Totenmahl verlief ruhig, zu ruhig. Thoro beobachtete Rogvald die ganze Zeit, als warte er auf irgend einen Fehler, der es erlauben würde, den Streit fortzusetzen. Die Stimmung war trübsinnig, trotz des guten Essens und des guten Weines. Jeder an der Tafel sagte dem Brauch gemäß irgend etwas Gutes über

den Toten.

„Wenn er sang, verstummten die Vögel im Wald.“

„Er ehrte und schützte seine Familie.“

„Er hielt sein Wort gegen jeden.“

„Er war der beste Tänzer des Hofes.“

„Die Feinde fürchteten sein Schwert.“

Die Litanei war nicht besonders aufregend. Man mußte nur darauf achten, welche Tugenden bereits erwähnt worden waren, um sie nicht noch einmal zu nennen. Aber plötzlich geriet das Ritual ins Stocken. Alle Augen richteten sich auf den Vetter des Toten, Rogvald. Die Pause war lang genug, um peinlich zu sein.

„Er trug nie ungeputzte Schuhe“, brummte er schließlich.

„Er verteidigte die Wahrheit“, fügte der Nächste in der Reihe hastig hinzu. Die Lobpreisung war unerhört banal gewesen, aber Rogvald hatte sich dem Brauch gefügt ...

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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 22.02.2015 11:53, 112