Druckversion: Der erbleichte Soldat (Sherlock Holmes 49)

Der erbleichte Soldat

Reihe: Sherlock Holmes 49

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Holmes empfängt den jungen James M. Dodd und enthüllt dem verblüfften Mann, dass dieser frisch aus Afrika zurück sei und dort in einem Reiterregiment gedient habe. Dodd gibt das zu. Tatsächlich hat sein Anliegen auch etwas mit seinem Afrika-Aufenthalt zu schaffen: Dodd kämpfte im Burenkrieg Seite an Seite mit seinem feinen Kameraden Godfrey Emsworth – sie hätten ohne zu zögern ihr Leben füreinander gegeben. In der letzten Schlacht wurden sie aber getrennt und Godfrey mit einer Verwundung entlassen. Einige Zeit erhielt James noch Briefe, die den Genesungsprozess schilderten, dann aber blieben diese abrupt aus. Nach seiner Entlassung begann James, selbst nach seinen verschwundenen Kameraden zu forschen. Er fragte zunächst bei Godfreys Vater, dem berühmten Kriegshelden, an. Dieser erklärte aber nur kalt, dass sein Sohn eine Weltreise mache, um sich von den Strapazen des Kriegs zu erholen. Dieses scheint aber höchst unwahrscheinlich, da Godfrey – wie er in seinen Briefen mitteilte – Seereisen hasst. Es scheint also, als lüge Colonel Emsworth. Kann Holmes helfen?

 

Die Geschichte beginnt damit, dass Watson wieder einmal Holmes' ungewöhnlichsten Fall schildern will, woraufhin Holmes unterbricht – so beginne Watson jede Geschichte und das könne schon logisch nicht angehen. Watson empört sich, dann soll halt Holmes erzählen. Das macht der dann auch, wiewohl er verschiedentlich vom guten Doktor unterbrochen wird. Watson fordert von Holmes zudem, dass dieser den einzigen Fall erzähle, den er, Dr. Watson, und nicht der Meisterdetektiv gelöst habe. Holmes selbst hält den Fall – abgesehen vom Ende – für eher gewöhnlich, er wusste bereits, worauf es hinausläuft, nach dem er Dodd gesprochen hatte; ging mir genauso. Entsprechend sind die Spannungsquellen verteilt: Ganz am Anfang und ganz am Ende, wenn durch die Kabbeleien und den seltsamen Abschluss das übliche Schema durchbrochen wird, ist der Fall am besten. Zwischendurch, wenn die Differenzen zwischen Holmes und Watson beim Erzählen zutage treten, gibt es lokale Höhepunkte, doch der Mittelteil, der Fall an sich, ist eigentlich eher langweilig – gewöhnlich eben. Damit wird der größte Teil der Spanung aus den humorigen Momenten gezogen – Der erbleichte Soldat ist eindeutig eine Kriminalkomödie.

Meines Erachtens hätte man bei der Inszenierung noch ein wenig mehr Gewicht auf diese Seite legen können: Man hätte etwas von Dodds Kameraden-Lobhudelei herausstreichen, Holmes zum Verdruss' Watsons etwas undramaturgischer erzählen lassen und die beiden noch mehr kabbeln lassen können. Damit wäre der Fokus natürlich noch weiter zur Komödie verschoben worden, doch ich denke, eine Ausnahmefolge, in der eben so einiges auf dem Kopf steht, hätte der Reihe nicht geschadet.

 

Bei der Anzahl und der Besetzung der wichtigsten Figuren ist dann wieder alles beim Alten: Es gibt nur acht Sprechrollen, Holmes und Watson werden wieder von Christian Rode und Peter Groeger gesprochen und die Sprecher der anderen wichtigen Figuren kennt man vor allem aus Maritim-Produktionen: Andreas Borcherding (Top Secret) spricht den besorgten James M. Dodd, Manfred Erdmann (Die Morde des Émile Poiret) den abweisenden Colonel Emsworth, Philipp Brammer (Top Secret) den verschwundenen Kameraden Godfrey und Norbert Gastell (Top Secret) den alten Diener Ralph. Aus Hörspielen kenne ich die Schauspieler kaum, als Synchronsprecher schon eher – Gastell ist z. B. die deutsche Stimme von Homer Simpson. Die Leistungen sind völlig in Ordnung, allerdings etwas unauffällig.

 

Sieht man von den vertauschten Rollen ab – diesmal übernimmt Holmes Funktionen des Erzählers – bleibt es wie gewohnt: gemäßigt modern. Musiken und Geräusche sind passend, aber unauffällig und erinnern an klassische Kriminalfilme.

 

Fazit:

Holmes soll den verschwundenen Kameraden von Mr. Dodd suchen – ob Godfreys abweisender Vater etwas mit der Sache zu schaffen hat? Der neunundvierzigste Fall des Duos ist etwas Besonderes: Watson löst ihn und Holmes erzählt ihn. Es wird mehr auf Humor als kriminalistische Spannung gesetzt – nach meinem Dafürhalten hätte man noch mehr darauf setzen können. So bleibt es immerhin eine amüsante Abwechslung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404241142024aff1120

Hörspiel:

Der erbleichte Soldat

Reihe: Sherlock Holmes 49

Vorlage: Sir Arthur Conan Doyle

Produzent: Studium Maritim

Buch: Daniela Wakonigg

Label: Maritim

Erschienen: Juni 2010

Umfang: 1 CD, ca. 56 Minuten

ASIN: 386714284X

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher (Auswahl):

 

Christian Rode

Peter Groeger

Andreas Borcherding

Manfred Erdmann

Philipp Brammer

Norbert Gastell

 

, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 19:24