Der Fall Nemesis (Autor: Sören Prescher)
 
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Der Fall Nemesis von Sören Prescher

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Verschwörungen … spätestens mit Dan Brown sind sie wieder schwer in Mode gekommen; besteht beim öffentlichen Bewusstsein so etwas wie ein Verlangen danach. Sowohl im Fiktiven als auch in der Realität. Doch woher stammt diese Lust, dieses Begehren nach einer Gewissheit, dass unser Wahrnehmen nicht dass ist, was es zu sein scheint, dass es im Hintergrund unbekannte Strippenzieher gibt, die alles andere als hehre Ziele verfolgen. Womöglich ist unsere immer komplizierter werdende Welt daran schuld; die Ohnmacht angesichts der konstanten Bedrohung durch Terroristen, das immer stärker ausgeprägte Misstrauen gegenüber Politikern und kirchlichen Institutionen. Auf der anderen Seite waren und sind konspirative Mächte schon immer (angeblich) am Werk gewesen, angefangen mit der Brandstiftertheorie, welche im Römischen Reich zur Christenverfolgung führte bis hin zu Lady Dianas Tod und dem elften September.

 

Insofern hat sich der aus dem ostsächsischen Bautzen stammende Sören Prescher ein wahres Evergreen als Thematik für seinen neuesten Roman ausgesucht – und muss sich zwangsläufig daher auch mit der nationalen und internationalen Konkurrenz vergleichen lassen. Die spannende Frage ist daher wohl, ob Der Fall Nemesis diesen, zweifellos hohen Anforderungen gerecht wird.

 

Es beginnt mit einem scheinbar alltäglichen Polizeieinsatz. Beschwerde einer Mieterin wegen unangenehmer Gerüche aus dem Nachbarapartment. Doch gegen dass, was die beiden Beamten schließlich vorfinden, erscheinen selbst ihre schlimmsten Befürchtungen geradezu lächerlich. Hier hat definitiv kein gewöhnlicher Mörder zugeschlagen. Die Brutalität, die Gnadenlosigkeit … fast könnte man meinen, Jack the Ripper wäre aus den Abgründen der Hölle zurückgekehrt. Und inmitten dieses blutig-abscheulichen Infernos: ein Schriftzug, verfasst mit Blut – NEMESIS.

Als schließlich bekannt wird, dass es sich bei dem Opfer um einen ehemaligen Sergeant des US-Militärs handelt, wird das Pentagon, respektive die beiden Ermittler John Brooker und Andrew Watts auf den Fall angesetzt, der zudem kein Einzelfall ist. Denn es gab bereits andere Opfer – und auch sie waren allesamt beim Militär gewesen. Demzufolge müssen die Toten Informationen gekannt haben, die um jedes Mittel nicht an die Öffentlichkeit gelangen durften. Doch warum? Wer würde von deren Ableben profitieren? Und warum wurden die Ermordungen mit solch einer Menschenverachtung vorgenommen?

 

Fragen über Fragen, die es dem Ermittlerduo nicht gerade einfach machen. Von schweigenden Vorgesetzten, streng geheimen und daher nicht einsehbaren Akten und sich einmischenden Obrigkeiten ganz abgesehen. Genau so wenig wie die Ehesituation von John Brooker alles andere als förderlich ist. Da sein Privatleben fast vollständig durch seinen Job ersetzt wurde, herrscht Gefühlskälte in der Beziehung zu seiner Frau, von der John überzeugt ist, dass sie ihn betrügt. Ein Umstand, den sich der Gegner zu Eigen macht, während die beiden Ermittler der unglaublichen Wahrheit näher kommen …

 

Preschers Roman beginnt mit einem Knall. Die Entdeckung der brutal verstümmelten Leiche reißt den Leser mit ungeahnter Sogwirkung sofort ins Geschehen, welches dank der guten Prosa auch weiterhin spannend und vielfältig bleibt – größtenteils. Denn trotz der zweifellos sehr guten narrativen Eigenschaften ist es ausgerechnet der Aspekt zwischen John und dessen Frau, der den Lesefluss ein wenig trübt. Dabei sollten gerade jene, von persönlicher Paranoia und Zweifeln gegenüber dem Ehepartner geprägten Passagen den zusätzlichen Zündstoff in die Story bringen. Doch leider gelingt es dem Autor nicht immer. So verpufft über einige Strecken der Lesefluss und das Buch wird zu einer leidlich spannenden Erfahrung, die ferner von dem einen oder anderen ärgerlichen Klischee geprägt ist. Doch soll diese Besprechung kein Verriss werden; weit gefehlt! Denn trotz dieser Ärgernisse überwiegt das Positive in „Der Fall Nemesis.“ So behält Prescher trotz seines großen Ensembles stets den Überblick; weiß er, Actionszenen plastisch und mit dem nötigen Gespür für Spannung zu erzählen und auch hinsichtlich der Innenleben seiner Protagonisten beweist er ein wirklich gutes Händchen; sind die Reisen in die Seelen seiner Charaktere meist ausnahmslos gelungen und nahezu vollständig nachvollziehbar.

 

Fazit:

Krimi- und Thrillerfreunde sollten dem „Fall Nemesis“ auf jeden Fall eine Chance einräumen. Nicht zuletzt, weil hier ein überaus vielversprechender und talentierter nationaler Nachwuchsautor am Werke war, dessen Elaborat sicher mit dem einen oder anderen Makel behaftet sein mag, derlei Fehler aber auch von internationalen, wesentlich erfahreneren Autoren gemacht werden. Von einem schlechten Buch ist Sören Preschers Roman allerdings weit entfernt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281713045b6e4d1d
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Buch:

Der Fall Nemesis

Autor: Sören Prescher

Broschiert, 230 Seiten

Voodoo Press, September 2010

 

ISBN-10: 3950270159

ISBN-13: 978-3950270150

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.12.2010, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56, 11349