Rezension von Christine Schlicht
Im Zauberwald taucht ein Rotkehlchen auf, das nur singen kann – nicht sprechen, wie es alle Tiere dort können. Die junge Hexe Yvelle kann es fangen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Irmelin bringt sie es zu Leandro, dem Elfenkönig, denn es kann nur eines bedeuten: Das die Grenze zwischen dem Zauberreich und der Menschenwelt durchlässig ist. Die Wolkenwesen, welche die Grenze bewachen haben sich allesamt in die Menschenwelt aufgemacht.
Währenddessen entdeckt Erik, der das Zauberreich schon kennt, bei einem Museumsbesuch 3 Kobolde. Der Versuch, sie zu fangen, schlägt fehl, die Kobolde sind auf der Suche nach Zauberzielern. Erik erhält einen Ruf von Leandro, der ihn bittet, gemeinsam mit seiner Schwester Ariane ins Zauberreich zu kommen, um zu helfen. Der schusselige und vergessliche Drache Obligo holt die beiden Kinder in der Menschenwelt ab und bringt sie zu Leandro.
Die Hexen haben schon eine Lösung für die Versiegelung der Grenzen, doch dafür brauchen sie Arianes Hilfe. Und Leandro will mit Erik in die Menschenwelt aufbrechen, um die Kobolde wieder zurückzuholen. Während seiner Abwesenheit soll der Dachs Bertram die Regierungsgeschäfte übernehmen, was auf mehr als Unverständnis stößt. Und tatsächlich macht sich Bertram extrem schnell unbeliebt.
Doch dann geht erst einmal alles schief, was schiefgehen kann. Wegen des eifersüchtigen Drachenweibchen Lingua wird die Grenze verschlossen, bevor Leandro mit den gefangenen Kobolden zurückkehren kann.
Dieses Buch knüpft nahtlos an den ersten Band „Der Zauberfluch des Elfenkönigs“ an. Aber man braucht ihn absolut nicht zu kennen, um zu erfahren, woher sich Leandro und die Kinder kennen, oder warum er sich von ihnen Hilfe erhofft. Zwei weitere Akteure, der Kobold Knaster und der Hase Theodor, die wohl schon im ersten Teil eine tragende Rolle gespielt haben, verdingen sich in diesem Buch als Geschichtenerzähler und erzählen den Farnfaunen eben diese Geschichte aus ihrer Sicht nach.
Wenn man Kinder an das Genre Fantasy heranführen möchte, dann kann man dieses Buch uneingeschränkt empfehlen, sogar für die angegebene Altersgruppe 8-9 Jahre, die ja oft ein derartig langes Buch nicht durchhält. Aber es liest sich so flüssig und sprüht vor neuen Ideen und witzigen Einfällen, dass es Kinder aller Altersgruppen begeistern kann (und Erwachsene auch – die Zauberzieler, einfach genial).
Die Kinder finden sich trotzdem schnell wieder, nicht nur, weil es zum Teil in ihrer Welt spielt, sondern weil sie auch alle Themen ansprechend verpackt finden, die sie bewegen. Patchworkfamilien, das angespannte Verhältnis zu Geschwistern oder das komplizierte Dasein von Freundschaften. Und sogar ein bisschen „...und die Moral von der Geschicht‘...“, lustig verpackt in das klägliche Scheitern von Bertrams Bemühungen, alles reglementieren zu wollen. Davon darf es gern ein paar mehr Bücher geben.
Und was aus den Hexen unserer Welt einst geworden ist, erfährt man auch...