Der Flug der Nachtfalken von Raymond Feist
Reihe: Die Erben von Midkemia, Bd. 4
Rezension von Carsten Kuhr
Im amerikanischen Original beginnt mit diesem Roman eine neue Trilogie, Blanvalet setzt mit dem Werk die »Erben von Midkemia« als Band 4 fort. Nun, beide Sichtweisen haben etwas für sich. Die Handlung aus den ersten drei Bänden wird nahtlos fortgesetzt, ,allerdings droht ein neuer Krieg, da sich einmal mehr der Namenlose Gott regt, und aus seiner Verbannung nach Midkemia zurückkehren will.
Zunächst aber gilt es, die Angriffe der Nachtgreifer, einer Sekte von dunklen Assassinnen und deren Anführer Leso Varen zurückzuschlagen. Die Spuren weisen ins Reich Kesh. Der Herrscher erfreut sich, nach Genesung von einer lebensbedrohlichen Krankheit mit über 100 Jahren bester Gesundheit. Magie wird gemunkelt, hält ihn am Leben, während seine Enkel um ihr Erbe streiten. Doch als die Agenten der Konklave der Schatten in der Hauptstadt des Keshianischen Reiches eintreffen und erste Ermittlungen aufnehmen, stellen sie fest, dass die beiden Prinzen einander in ehrlicher Freundschaft zugetan sind. Wer steckt dann hinter den Morden an einflussreichen Adeligen des Reiches? Und warum lauern ihnen auf Schritt und Tritt Nachgreifer auf, obwohl nur eine handvoll Verbündeter überhaupt wissen, dass sie in der Metropole sind? Anlässlich des Midsommerfest kommen die finsteren Pläne zur Ausführung, und nur Pug und seine Verbündeten der Konklave können das Unheil aufhalten.
Raymond Feist ist ein Autor, der sich nach einer Zeit, in der er aufgrund persönlicher Probleme ein wenig in der Versenkung verschwunden war, wieder erfolgreich zu Wort gemeldet hat. Mit seiner Reihe um die Erben von Midkemia hat er seine Fans versöhnt und neue Märkte erschlossen. Dabei ist er einer der Autoren, die im Grunde genommen immer wieder dieselbe Geschichte erzählen, und doch zu unterhalten wissen. Die zugrundeliegende Handlung ähnelt sich sehr, doch die jeweilige Ausgestaltung, der Feinschliff macht die Romane lesenswert. Kurzweilig, teilweise packend voller Drive und Action, dann wieder anrührend legt Feist uns wieder seine ganz eigene Mischung vor.
Wie es bei ihm fast schon gängige Übung ist, baut er für seine neue Trilogie zunächst einige neue, unverbrauchte Protagonisten auf. Auch hier hält er sich an die Devise - never change a winning team.
Insoweit präsentiert er uns erneut zwei jugendliche Helden der Zukunft. Bei ihrer verwitweten Mutter aufgewachsen finden sie im Dorf keine Lehrstelle. Sollen die Beiden nicht als Strauchdiebe oder schlimmeres enden, müssen sie fort von zu hause, und eine Lehrstelle in einer anderen Stadt suchen. So nimmt Caleb, der Sohn Pugs und Liebhaber der Mutter der Beiden diese mit, um für einen entsprechenden Platz zu sorgen, als er einmal wieder durchs Dorf kommt. Es kommt wie es kommen muss, die beiden Jungen bleiben bei Caleb, und erhalten eine Ausbildung zu Agenten der Konklave. Durch deren unwissende, manchmal naive aber immer neugierige Augen erleben wir die Handlung dieses Bandes mit. Wie gewohnt gibt es die üblichen Ingredienzien - der finstere scheinbar unsterbliche Magier der seine Ränke schmiedet, Verräter und Opportunisten, Spione und Attentäter. Auf ihrem Weg gibt es in finsteren Verliesen und unterirdischen Tunneln ein Wiedersehen mit vertrauten Helden vergangener Tage und einmal mehr Erkenntnisse, die darauf hinweisen, dass Midkemia erneut scheinbar unüberwindliches Unheil droht. Doch noch ist nicht aller Tage Abend, hat Pug doch immer noch den einen oder anderen Zauberspruch in Petto und solange Nakor die Apfelsinen und Tricks nicht ausgehen, ist die drohende Invasion der Dasati noch kein Grund zu verzweifeln.