Der Gebieter von Megan Whalen Turner
Reihe: Die Legenden von Attolia, Bd. 3
Rezension von Christel Scheja
Viel hat sich für Eugenides, den Dieb verändert, seit er aus den Kerkern des Königs von Sounis befreit wurde, um ein kostbares Artefakt zu stehlen. Doch auch nachdem er in sein Heimatland Eddis zurückgekehrt ist und dort seine eigentliche Stellung eingenommen hat, findet er keine Ruhe. Auf dieser Reise hat er die Königin von Attolia näher kennen gelernt. Und auch wenn er einen hohen Preis dafür zahlen musste, so ist er nun doch an ihrer Seite.
„Der Gebieter“, der dritte Band der „Legenden von Attolia“ fängt dort an, wo der zweite ist.
Eugenides ist nun König von Attolia. Allerdings scheint er sich mit dieser Aufgabe übernommen zu haben. Er macht sich vor den Adligen zum Narren, lässt sich wie ein Trottel alle Boshaftigkeit der Kammerherren und Höflinge gefallen und scheint völlig uninteressiert an den Regierungsgeschäften zu sein.
Auch Costis, ein junger Soldat hält nicht viel von dem Emporkömmling, der allen Vorurteilen gegenüber ihm Rechnung zu tragen scheint. Er zeigt seine Abscheu sogar durch einen Schlag ins Gesicht des Herrschers.
Doch die Strafe sieht ganz anders aus, als Costis dachte hat. Weder Folter noch Tod erwarten ihn. Stattdessen wird er dazu verdonnert, dem König als Leibwächter zu dienen.
Zwar ist der junge Mann erst gar nicht davon erbaut, aber er erhält die einmalige Chance hinter die Kulissen zu blicken. Schon bald muss er erkennen, dass Eugenides kein unfähiger Narr ist, sondern ein Mann, der längst alle Fäden in der Hand hält und schon bald seine ersten Trümpfe ausspielen wird.
Megan Whalen Turner gelingt es, in jedem Band neu zu überraschen, auch wenn durchaus ein roter Faden da ist. Anfangs ist man sehr verwundert, dass Gen sich nicht einmischt, sondern erst einmal nur dem Müßiggang zu frönen scheint, als sei er zufrieden mit dem, was er jetzt hat. Dann irritieren uninspirierte Wünsche und Entscheidungen – auch wenn man schon ahnt, dass der ehemalige Dieb etwas im Schilde führt.
Die Autorin zieht es konsequent durch, aus der Sicht der Menschen am Hof von Attolia zu erzählen. So gibt es interessante Einblicke, wie Eugenides eigentlich auf seine Mitmenschen wirkt, und wie sehr er sie in die Irre führen kann.
Gerade weil der Leser mehr weiß, kann er das Verhalten besser deuten und ist den Figuren ein Stück voraus, wenn auch nicht so viel, dass es langweilig wird.
Interessant und logisch entwickelt sich die Geschichte weiter, ebenso wie die Figuren. Gerade weil die Autorin auf einem glaubwürdigen Niveau bleibt und auf Übertreibungen verzichtet, kann man alles sehr gut nachvollziehen und wird doch immer noch gut überrascht. Wieder gewährt sie neue Einblicke in ihre faszinierende, weil ungewöhnliche Welt, die Lust auf mehr macht.
Auch die Bonus-Kurzgeschichte über die Jugend der eigenwilligen Königin von Eddis fügt dem Hintergrund und der Hauptgeschichte neue Aspekte hinzu.
„Der Gebieter“ steigert die Qualität der beiden ersten Bände noch. Allerdings ist er wie der Rest der Reihe nichts für die Leser, die eher seichte und actionreiche Fantasy-Abenteuer suchen. Denn hier muss man oft genug zwischen den Zeilen lesen und die Geschehnisse erst einmal auf sich wirken lassen. Wer aber mehr von seiner Lektüre erwartet, ist hier genau richtig.
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