Der Gesang der Klinge (Autor: Marcus Sedgwick)
 
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Der Gesang der Klinge von Marcus Sedgwick

Rezension von Nadine Dilger

 

Die zwei Holzfäller Peter und sein Vater Tomas ziehen von Ort zu Ort und gelten in jedem Dorf, in dem sie sich niederlassen, als Außenseiter und sind unerwünscht. Peters Vater Tomas zieht sich von anderen Leuten immer mehr zurück und betrinkt sich. Zudem tut er die Legenden der Dorfleute als Aberglaube ab.

Als Peter und Tomas in das kleine Dorf Chust ziehen, kommt es bald schon zu mysteriösen Todesfällen. Zur selben Zeit machen auch Gerüchte über lebende Tote im Dorf die Runde. Selbst Peters Vater, der alles andere als abergläubisch ist, beginnt darauf, sich seltsam zu benehmen: er beginnt damit, einen Wassergraben um ihr Haus zu graben und will Peter nicht verraten, was in der geheimnisvollen Kiste verborgen ist, welche er immer überall hin mitnimmt. Als im Dorf bald von der so genannten Schattenkönigin gesprochen wird, hält Peter es erst für einen Aberglauben der Leute, bis zu dem Zeitpunkt, als er selbst Zeuge davon wird, wie einer der kürzlich Verstorbenen aus seinem Grab aufersteht und des Nachts die Gassen von Chust unsicher macht…

 

 

An der recht geringen Seitenzahl von Der Gesang der Klinge lässt sich erahnen, dass es sich hierbei um keine besonders ausführliche Geschichte handelt. Und genau so ist es auch. Der Gesang der Klinge ist in der Tat keine besonders komplexe oder lange Geschichte, sondern lediglich eine kleine, geradlinige Geschichte über Vampire und Untote, welche den Leser kurzweilig unterhält. Nicht mehr und auch nicht weniger. Doch obwohl es sich um keine großartige und außergewöhnliche Geschichte handelt, hat Marcus Sedgwick für seinen Roman gründlich recherchiert, von der Legende der Schattenkönigin bis hin zu den Vampiren. In Der Gesang der Klinge sind die Vampire nämlich nicht so, wie man sie heutzutage in Filmen oder Büchern sieht, sondern es sind Geschöpfe, die des Nachts wieder aus ihren Gräbern steigen, ruhelos umherwandern und Menschen anfallen, die das Pech haben, sich gerade in ihrer Nähe aufzuhalten. Dabei wirken sie eher weniger wie die typischen Vampire von heute, sondern wie hirnlose Zombies. Abwehren kann man sie nur mit Dornenzweigen, die man in ihr Grab legt, mit dem Verstreuen von Hirsekörnern, die sie erst alle einsammeln müssen, bevor sie weiter gehen können und durch das fließende Wasser eines Flusses oder von einem Bach, den sie nicht überqueren können.

 

Eines muss man Marcus Sedgwick ja lassen: er hat es durch seine gute Recherche geschafft, eine so passende Atmosphäre in dem Buch aufzubauen, dass sie wirklich stark an die Zeit erinnert, in der man wirklich noch an die Legenden über Vampire geglaubt hat. Die Geschichte wirkt kalt, geheimnisvoll, ein bisschen mysteriös und vor allem gruselig. Peter darf nicht erfahren, was sein Vater in der Kiste verbirgt und weshalb er einen Wassergraben um die Hütte baut, und wegen den Legenden und Geschichten, welche er über Untote und die Schattenkönigin hört und die Ungewissheit über die vielen Todesfälle wird eine passende, gruselige Atmosphäre vermittelt. Diese passende Atmosphäre lässt allerdings wieder stark nach, wenn sich alle Geheimnisse lüften und klar wird, dass es Peter wirklich mit Untoten und einer mächtigen Schattenkönigin zu tun hat. Ab dort macht die Geschichte eine Wende, sodass aus einer gruseligen Story eine actionreiche wird, weil Peter und sein Vater gegen die Untoten kämpfen müssen. Dadurch, dass das Geheimnis um die Untoten gelüftet wird, flacht die Spannung gehörig ab und damit leider auch das Interesse an der Geschichte.

 

Der Schreibstil von Marcus Sedgwick ist sehr schlicht und nicht besonders ausführlich. Er erzählt seine Geschichte ohne besondere Ausschmückungen oder nähere Erklärungen. Für die Geschichte ist der Schreibstil so ganz passend, auch wenn manche Sätze ein wenig unschön oder unpassend formuliert sind.

 

Die Geschichte von Der Gesang der Klinge ist Mittelmaß, aber leider machen dafür die Charaktere nicht viel her. Schon dadurch, dass die Geschichte sehr kurz ist, bleiben die Charaktere etwas auf der Strecke und auch sonst sind sie sehr flach. Der Hauptcharakter Peter ist sehr oberflächlich, sodass es einem schwer fällt, sich mit dem Charakter anzufreunden und es den Eindruck macht, als eigne sich Peter nicht wirklich als Hauptperson der Geschichte. Doch das ist noch das geringere Übel. Schlimmer fand ich noch Peters Vater und Agnes, die nicht nur, wie Peter, ebenfalls viel zu flach waren, sondern teilweise auch nicht mehr richtig nachvollziehbar. Tomas’ Handeln ist an manchen Stellen sehr unverständlich, vor allem als er sich erst weigert, gegen die Untoten zu kämpfen und sich später ohne ersichtlichen Grund doch noch um entscheidet. Auch Agnes, Peters Freundin, handelt oft auf eine Weise, die für den Leser nicht mehr nachvollziehbar ist, weil sie entweder so naiv ist oder einfach zu unlogisch. Bei sämtlichen Charakteren, welche in Der Gesang der Klinge eine Rolle spielen, ist das der Fall, was auf Dauer beim Lesen sehr stört.

 

Auch die Geschichte selbst hat einige Schwachstellen, die man bemerkt, wenn man das Buch aufmerksam liest. Viele Dinge werden beispielsweise einfach nicht richtig erklärt, sodass man die Geschichte an manchen Stellen auch nicht richtig nachvollziehen kann. Beispielsweise ist mir immer noch schleierhaft, warum die Untoten auf einmal doch auch tagsüber umherstreifen konnten oder aus ihren Gräbern herauskamen, obwohl Dornenzweige darin sind. Teilweise wird das nebenbei durch die Schattenkönigin erklärt, da sie durch ihre Macht den Untoten das möglich machen kann, doch diese recht schwache Erklärung lässt den Leser letztendlich recht unbefriedigt zurück, vor allem da auch nicht richtig erklärt wird, wer die Schattenkönigin überhaupt wirklich ist. Ab und zu ist auch mal die Rede von dem Winterkönig, der gegen die Schattenkönigin kämpft, aber selbst die Zusammenhänge davon werden nicht völlig erklärt und es bleiben noch viele Fragen offen.

 

 

Fazit:

Der Ansatz von Der Gesang der Klinge war sicher nicht schlecht, aber die Umsetzung ist dann doch nicht so gut gelungen. Die Charaktere sind flach und unrealistisch und es bleiben viele Fragen offen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403282125385ad0ae8c
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Der Gesang der Klinge

Autor: Marcus Sedgwick

Broschiert: 202 Seiten

Verlag: Dtv (Februar 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 342362339X

ISBN-13: 978-3423623391

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 31.05.2008, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56, 6603