Druckversion: Der gesprungene Kristall (Die Saga vom Dunkelelf Bd. 4)

Der gesprungene Kristall

Reihe: Die Saga vom Dunkelelf Bd. 4

Rezension von Christian Endres

 

Drizzt Do’Urden hat sein ehrloses, zerstörerisches Volk im finsteren Untergrund der Welt endgültig verlassen und durchstreift nun als stummer Wächter die eisigen Regionen über dem Eiswindtal, von wo aus er die zehn Siedlungen des Tals bewacht. Stets dem rauen Klima der Berge ausgesetzt und mit mehr Misstrauen denn Freundschaften gesegnet, ist der Dunkelelf dennoch das erste Mal glücklich, da er mit sich und seinem Selbst im Reinen scheint. Als das zerstrittene Tal jedoch erst von grimmigen Barbarenhorden und später sogar den üblen Machenschaften eines bösen Zauberers bedroht wird, kommt Drizzt seine kämpferische Vergangenheit noch einmal zu Gute: Schließlich gilt es, die eisige Region vor den finsteren Plänen des Gesprungenen Kristalls und seiner dämonischen Aura des Bösen zu retten. Also stehen am Ende Drizzt und seine Verbündeten um Zwerge und Menschen gegen allerhand Orks, Riesen, Goblins und sogar einen blutrünstigen Dämon...

 

Die Dunkelef-Comics haben letztlich ein »Problem«: Als Comic-Adaptionen der Romane von R. A. Salvatore muss die Handlung so zurecht gekürzt und komprimiert werden, dass sie in das neue Medium und dessen Formate passt, während gleichzeitig Charme und Charakter der Romanvorlage erhalten bleiben sollen. Andrew Dabb, der das in den ersten drei Teilen über weite Strecken hervorragend umgesetzt hat, gelingt es auch im vierten Band, die Comic-Adaption der Saga vom Dunkelelf zwar als oftmals stereotype und sehr geradlinige, aber dennoch ausgewogene Geschichte zu präsentieren. Schade nur, dass die Charakterszenen, die er zwischen die üppigen Actionparts einbaut, ab und an etwas kitschig oder pathetisch wirken - doch daran krankt auch Salvatores nicht weniger stereotype Vorlage zuweilen recht gern. Ansonsten macht Dabb einen Klasse Job - schnörkellos, aber gut.

 

Nachdem wir uns im Anschluss an Drizzt’ Origin einem neuen Lebensabschnitt im Dasein des Dunkelelfen widmen, macht sich mit Val auch gleich ein neuer Zeichner auf, die künftigen Abenteuer des abtrünnigen Drow zu illustrieren. Anders als das Artwork seines Vorgängers, präsentieren sich Semeiks Zeichnungen als weitaus kantiger und griffiger - was zum in die Jahre gekommenen Drizzt durchaus passt. Doch wie bereits Tim Seeley, so offenbart auch Semeiks Zeichenkunst im Verlauf der Geschichte wieder so manch eine Schwäche, kann das Artwork nicht hundertprozentig überzeugen und kommt über den Status »solide« einfach nicht hinaus. Zu oft schleichen sich weniger gelungene Figurendarstellungen oder Hintergründe ein, zu oft fällt ein Panel als zu skizzenhaft aus der Reihe.

 

Dafür allerdings erneut sehr schön aufgemacht und gestaltet, reiht sich das Paperback mit seiner Klappenbroschur - diesmal sogar mit Glossar, allen Originalcovern und einem Variant-Cover-Abdruck des kürzlich viel zu früh gestorbenen Mike Wieringo - nahtlos neben die drei bisher erschienenen Bände ein. Und wie diese drei Vorgänger, so ist auch »Der gesprungene Kristall« am Ende sicherlich kein Meilenstein der neunten Kunst oder gar ein sonderlich innovatives Werk der Dark Fantasy.

 

Doch der Dunkelelf hat irgendwie seinen eigenen Charme: So weiß der solide, geradlinige und stellenweise sogar ziemlich atmosphärische Fantasy-Comic aus den Vergessenen Reichen am Ende nämlich trotz allem durchaus zu gefallen und überzeugt sowohl als leicht bekömmliche Adaption der Forgotten Realms-Romane von R. A. Salvatore, wie auch als kurzweilige Lektüre mit einigen handwerklichen Mängeln.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419115112288e2530

Comic:

Der gesprungene Kristall

Reihe: Die Saga vom Dunkelelf Bd. 4

Autor: R. A. Salvatore

Skript: Andrew Dabb

Zeichnungen: Valdis Semeiks

Paperback, 144 Seiten

Panini, August 2007

ISBN: 386607350X

Erhältlich bei Amazon

, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36