Der Gnadenthron (Autor: Martyn Waites)
 
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Der Gnadenthron von Martyn Waites

Rezension von Tamara Nahm

 

Inhalt:

Jamal, 14 Jahre Alt, Schwarz, ein Stricher, London. Als wäre er nicht schon genug Probleme über die Runden zu kommen, hat ihn ein korrupter Polizist auch noch seinen Killer auf den Hals gejagt. Um endlich von der Straße zu kommen, erpresst der Junge die Presse mit einer Minidisc, auf der angeblich Namen von Mördern genannt werden. Die Verbrecher, die Presse, Zuhälter – jeder will ein Stück des Ruhms und des Geldes abhaben. Jamal ist nicht mehr sicher.

 

 

Zusammenfassung:

Als er die Minidisc aus dem Hotelzimmer stahl konnte er ja nicht wissen, dass der Inhalt so bedeutend, so gefährlich für ihn werden wird. Es handelt sich um eine Tonaufzeichnung einer Hinrichtung. Es werden Namen genannt: Keenyside, Hammer und Myers und ein Junge namens Tosher, ihr Opfer. Und der Gnadenthron, eine Art Folterstuhl. Völlig verängstigt fährt Jamal nach Newcastle. Doch er fühlt sich auch dort alles andere als sicherer. Er wendet sich an Joe Donovan, einen ehemaligen Journalisten, der nach dem Verschwinden seines kleinen Sohnes auf die Schiefe Bahn geraten war. In Jamal findet Donovan eine neue Aufgabe, etwas, was er zu seinem neuen Lebensinhalt machen kann. Der Mann schöpft neuen Lebensmut während Jamal bei Father Jack, einem Zuhälter für Kinder notgedrungen unterkommt. Der Junge und der Journalist treffen sich heimlich. Jamal träumt von einem besseren Leben, in dem er nicht mehr die Wünsche pädophiler Perverslinge erfüllen muss. Darum und weil er weiß, welche Wichtigkeit die Disc hat, hat er sie Donovan im Tausch von fünftausend Doller angeboten. Doch Father Jack erfährt von der Disc und bedroht Jamal. Schließlich führt er Donovan, der vor Zorn und Hass außer sich ist, zu Jacks ‚Kinderheim’. Keine gute Idee, wie sich herausstellen wird. Zwar gelingt es Jamal zu fliehen doch die Minidisc muss er zurück lassen, als er Si, einen anderen Jungen, erschlägt. Nach der Prügelei erwacht Donovan bei zwei Detektiven, Amal und Peta, die wegen dem Verdacht auf Kindesmissbrauch Jacks Haus schon länger beobachtet hatten. Die drei beschließen, gemeinsame Sache zu machen. Doch es kommt, wie es kommen musste: Die Disc wird bei einem gescheiterten Treffen der beiden Parteien zerstört. Nun bleibt nur noch Jamal, der die Aufzeichnung gehört hatte. Doch ihn zu beschützen ist nicht einfach, da Hammer, der Killer mit dem Saphirblauen Zahn, seine Runden immer enger zieht und eine Spur von Tod hinterlässt: Jamals bester Freund, Donovans neue Freundin und zuletzt Janine, Mikeys vertraute. Mikey musste lange unter Keenysides Kommando leiden und sinnt nun, nach Jahren der Unterdrückung, auf Rache. Der Polizist kennt dessen Schwachpunkt und nutzt ihn eiskalt aus und so muss Mikey Drogen dealen. Sollte er sich weigern, verpfeift Keenyside den Ex-Häftling an seine Kollegen und Mikey würde wieder im Knast landen. Als Caroline Myers, entführt wird und sich nun wie ihr Vater in der Gewalt Keenysides befindet, kommen Donovan und Peta auf eine neue Spur: vor Jahren verschwand Tosher, ein Zigeunerjunge, der mit seinem Clan regelmäßig Rast machte. Doch das Wohnwagenvolk war unerwünscht. Auf Bitten Colin Myers entführte und folterten Keenyside und Hammer den Jungen fast zu Tode, da er sich mit Colins Tochter angefreundet hatte und er fürchtete, er könne sie ihm weg nehmen. Die Warnung hatte ihren Zweck erfüllt. Das verhasste Wohnwagenvolk verlies die Stadt und kehrte nie mehr wieder. Doch Colin blieb weiter in die Angelegenheit verstrickt, da er damals das Gas zur Verfügung gestellt hatte, mit dem die Männer Tosher die Lungen verätzten.

Schließlich kommen Donovan, Peta und Amar den Erpressern und Folterern auf die Schliche. Doch bevor man Keenyside verhören konnte, wird er vom Mikey aus Rache für Janine erschossen bevor er sich selbst umbringt.

 

 

Zitat:

Teil eins, Kapitel 4, Seite 82 – 83

Und in der Mitte des Raumes: der Thron.

Der Gnadenthron.

Seine erste Erinnerung an die Gefangenschaft, bevor sie ihn mit Handschellen an die schwere eiserne Heizung an der Wand der alten Garage gefesselt hatten. Es ängstigte ihn bereits, das Ding anzusehen; es hatte ihn noch mehr in Panik versetzt, darin zu sitzen.

Er war an den Gnadenthron gefesselt zu sich gekommen. Die Kapuze hatte ihn daran gehindert, die Gesichter seiner Entführer zu sehen, aber er hatte ihre Stimmen gehört; sie stellten ihm Fragen, sie taten ihm weh, wenn er nicht die Antworten gab, die sie hören wollten.

Seinem Mitgefangenen war es noch schlimmer ergangen. Er kannte die Entführer, er redete sie mit Vornamen an, er ließ sich auf einer menschlichen Ebene mit ihnen ein. Das hatte für noch härtere Schläge und Strafen gesorgt, als sie Gary hatten zuteil werden lassen.

Gary schaute hinüber zu dem anderen Mann, der unbequem neben ihm lag; er war an das andere Ende der Heizung gefesselt. Sie teilten sich zwei alte Laken und einen stinkigen Eimer. Das war im Moment noch in Ordnung. Aber wenn er voll war, würde es ganz schön stinken. Aber das, dachte er, war noch seine kleinste Sorge.

Der arme Colin, dachte er. Er hatte versucht, zu tun, was er für richtig und ehrenhaft hielt, und was hatte es ihm eingebracht? Einen gebrochenen Arm, wahrscheinlich mehrere gebrochene Rippen, und, wenn man nach dem Schmerz ging, den er beschrieb, innere Verletzungen. Und er war kein junger Mann mehr. Gary fragte sich, ob Colin aushalten würde, was ihre Entführer vorhatten.

Er fragte sich, ob er selbst es aufhalten würde.

 

 

Kritik:

Die Charaktere sind Waites im recht ordentlich gelungen. Auch wenn man sich die ganzen aufgeführten Namen nicht merken kann, ist es doch möglich, die Protagonisten anhand von Charaktereigenschaften und Ausdrucksweise zu unterscheiden. Allerdings erscheinen mir die Hintergründe, die die Personen zu ihren Handlungen treiben, manchmal etwas undurchsichtig. So verstehe ich nicht, aus welchem Antrieb Peta und Amar ausgerechnet Father Jacks Haus observieren oder warum die Ehe zwischen Joe Donovan und seiner Frau in die Brüche gegangen ist.

 

Der Schreibstil Martyn Waites ist durch das ganze Buch hindurch gleichbleibend. Doch oftmals bin ich beim Lesen ins Stocken geraten, da der Autor scheinbar einen Hang dazu hat, viele Punkte zu setzen. Die dadurch entstehenden Elipsen [sehr kurze, unvollständige Sätzchen] sind in spannenden Passagen natürlich nützlich und auch ansonsten eine willkommene Abwechslung, doch Waites hat es ein wenig übertrieben. Auch in mehr oder weniger unspektakulären Szenen bedient er sich ihrer. Auch haben sich kleinere Fehler in der Übersetzung eingeschlichen, die aber kaum jemandem auffallen werden.

 

Der Fairness halber ist anzumerken, dass ich kein all zu großer Thriller-Fan bin. Daher wird es von mir auch keine Lorbeeren regnen. Ich finde, dass es im Bereich Thriller/Krimi noch so viele andere Richtungen gibt, die man einschlagen könnte – nicht immer nur korrupte Polizisten, in die Jahre gekommene Journalisten, Prostitution und Killer mit markanten körperlichen Merkmalen. All dies ist in „Der Gnadenthron“ enthalten und entspricht für mich von den Eckdaten her einem typischen Thriller, was wirklich sehr schade ist. So ist der Polizist Keenyside Drogendealer und Erpresser, Joe Donovan hat seine besten Jahre schon hinter sich gelassen, Jamal ist gezwungen, sein Geld auf dem Strich zu verdienen und Hammer ist stolzer Besitzer eines saphirblauen Eckzahnes, der in dem Buch oft erwähnt wird. Auch in anderen Punkten kann von einem typischen Bild geredet werden wie zum Beispiel bei der Affäre Donovans mit Maria. Das Buch ist in vier Teile unterteilt, die immer wieder neue Personen und damit frischen Wind in die Geschichte bringen. Verglichen mit anderen Thrillern hält Waites die Spannung in seinem Erstling jedoch konstant oben, was ihm natürlich positiv anzurechnen ist und den Lesespaß ungemein steigert.

 

 

Fazit:

Ich sage es noch einmal: Mit Thrillern bin ich nicht so dicke wie anderen Genres und daran hat „Der Gnadenthron“ auch nichts geändert. Fans dieser Literatur können aber durchaus an dieser Lektüre Gefallen finden. Es ist interessant, wie Waites die Geschehnisse ineinander verknüpft und das Finale ist auch nicht zu verachten. Doch – wie schon oben geschildert – weist das Buch auch Schwachstellen auf die für meinen Geschmack einfach zu gravierend waren, als das ich wirklich ein Fan des Autors werden werde, trotzdem war mir das Buch eine willkommene Abwechslung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240327204404972f895e
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Der Gnadenthron

Autor: Martyn Waites

Broschiert: 470 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur; Auflage: 1 (Juli 2008)

Sprache: Deutsch

Übersetzer: Ulrich Hoffmann

Erscheinungsdatum Originalausgabe: 2006

Originaltitel: The Mercy Seat

Originalverlag: Pocket Books, London

ISBN-10: 3426636115

ISBN-13: 978-3426636114

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.07.2008, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56, 6842