Der Großkanzler von Ostar von Bertel O. Stein

Reihe: Zeiten der Wandlung, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Bertel O. Stein ist das Pseudonym eines 1967 in Wien geborenen Autors, der heute schriftstellerisch und publizistisch in einem ganz anderen Bereich tätig ist. Die Liebe zu Fantasy und Science Fiction begleitet ihn seit seiner Jugend. So ist nun „Der Großkanzler von Ostar“, sein Debütroman in den phantastischen Genres erschienen und beginnt gleichzeitig die Trilogie um die „Zeiten der Wandlung“.

 

Vor etwas mehr als einem Jahrhundert zerfiel das Kaiserreich und die Herrscherfamilie wurde entmachtet. Seitdem entscheiden auf zehn Jahre gewählte Großkanzler über Wohl und Wehe des Reiches, die zuvor ihre Befähigung in einem Schwertkampf bewiesen haben. Derzeit im Amt ist Gongwalf aus dem Klan der Walfen, der allerdings auf eher zweifelhafte Weise an die Macht gekommen ist. Anders als seine Vorgänger ist er auch daran interessiert, die Regierung auch nach seinen zehn Jahren weiter zu führen.

Aus diesem Grund reagiert er auch recht panisch auf eine Prophezeiung die aussagt, das ausgerechnet während seiner Amtszeit die Herrschaft der Großkanzler enden soll. Auch ein Name wird genannt. Könnte dieser den Mann bezeichnen, der ihn stürzt und eine neue Ära in der Geschichte Ostars einleitet?

Aus diesem Grund trifft er Maßnahmen, um die Erfüllung der göttlichen Weissagung zu verhindern und seine möglichen Gegner auszuschalten, ehe sie sich dessen bewusst werden.

Doch auch andere Probleme verunsichern ihn zusehends. Geheimnisvolle Krieger ziehen mordend und brandschatzend durch das Land, scheinen es vor allem auf die Dörfer seines Clans abgesehen zu haben. Eher im Verborgenen wächst eine andere Dunkelheit, die nur wenige wahrnehmen.

 

„Zeiten der Wandlung“ ist schon etwas größer angelegt, das bemerkt man an dem langsamen Tempo, das der Autor in „Der Großkanzler von Ostar“ vorgibt. Er nimmt sich die Zeit, die Figuren und ihre Handlungsorte einzuführen, das Szenario in Gang zu setzen und erst einmal scheinbar zusammenhanglose Ereignisse alltäglicher und ungewöhnlicher Natur zu beschreiben. Erst zum Ende hin merkt man, dass einiges doch mehr miteinander zusammenhängt als zunächst vermutet und so bereits die Weichen für die kommenden Bände gestellt werden.

Relativ flüssig wird die Geschichte in Szene gesetzt. Zwar gehen die Charakterisierung nicht sonderlich in die Tiefe, man kann sich die Handlungsträger aber ganz gut merken und teilweise mit ihnen fühlen.

Die Handlung selbst ist in viele kleine Szenen aufgegliedert, die sich erst nach und nach ineinander fügen. Allerdings bleiben viele Fragen offen, so dass es keinen wirklichen Höhepunkt gibt, auch die Motivation einiger Figuren wird nicht ganz klar. So gesehen muss man wohl auf den zweiten Band der Reihe hoffen.

Der Autor versteht sein Handwerk, findet genau die richtige Mischung zwischen Beschreibung und Action, erschafft griffige, unkomplizierte Figuren und wirft genug Andeutungen ein, dass man neugierig auf die weiteren Entwicklungen in Ostar wird. Zwar bedient er sich gerne auch schon einmal gängiger Klischees, weiß sie aber gelungen zu variieren und damit eine eigene Stimmung zu erzeugen.

 

Damit ist „Der Großkanzler von Ostar“ ein Fantasy-Roman, in den ruhig alle einen Blick werfen sollten, die intrigenreiche Fantasy mit einem ordentlichen Schuss Magie und einer gut durchdachten Handlung mögen, sich aber nicht unbedingt nur nach Action sehnen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die weiteren Bücher von „Zeiten der Wandlung“ das Niveau halten oder sogar steigern.

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