Der Heiler von Glenda Larke
Reihe: Die Inseln des Ruhms, Bd.2
Rezension von Christel Scheja
Schon im ersten Band bettete Glenda Larke ihre Abenteuer von den „Inseln des Ruhms“ in eine Rahmenhandlung um eine fremdländische Expedition ein, die die eigenwillige Kultur der Inselgruppe mit großem Staunen und kindlicher Faszination beobachtet. Allerdings ist die Geschichte eine andere.
Glut Halbblut hat ihren Auftrag erfüllen und das Burgfräulein finden können, das vor einer arrangierten Ehe davon gelaufen ist, weil sie ihr restliches Leben nicht nur als Mutter für viele magiebegabte Kinder verbringen will, bis sie irgendwann bei einer Geburt stirbt. Da die beiden Frauen sich anfreunden verzichtet Glut darauf, die andere Frau, die sich von nun an Flamme Windfeder nennt, zurückzubringen.
Denn zusammen kommen sie dem Dunkelmagier Morthred auf die Spur, der schon lange an einem Plan arbeitet, seine Seite der Magie zur Dominanz zu verhelfen und letztendlich die wahren Herrscher der Inseln zu vernichten.
Schon bald sind die beiden Frauen in ein dramatisches Abenteuer verwickelt. Auf ihrer Reise stranden sie in Mekatehaven und lernen dort Kelwyn Gildfeder kennen, den Neffen eines Mannes, der ihnen schon einmal helfen konnte. Der ist aus dem Hochland in die Stadt gekommen, um nach seiner Ex-Frau zu suchen, die es ganz offensichtlich nicht mehr ausgehalten hat, friedfertig und einfach zu leben.
Da sie in die Hände von fanatischen Gläubigen geraten ist, muss Kelwyn eine schwere Entscheidung treffen und ist schon bald selbst auf der Flucht. Er wird ein Schicksalsgefährte von Flamme und Glut, die bald erkennen, dass der Arzt noch viel mehr beherrscht als die Heilkunst und mit seinem Geruchssinn ein guter Verbündeter im Kampf gegen die Dunkelmagier, die sich wie eine Pest immer weiter ausbreiten und ihren schwarzen Samen in den Seelen Magiebegabter verteilen, sein könnte.
Doch kann man einen Mann, der ganz an die Wissenschaft glaubt und Zauberei für Aberglauben hält, wirklich für sich gewinnen?
Auch der zweite Band bietet neben einem durchdachten Hintergrund und facettenreichen Figuren wieder eine spannende Geschichte. Die Autorin nimmt sich viel Zeit, um die Helden und die Kultur der neuen Insel vorzustellen, legt damit aber auch die Grundlagen für viele weitere Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren.
Auch die Figuren wissen zu gefallen. Flamme und Glut rücken zwar etwas in den Hintergrund, dafür ist Kelwyn ein höchst interessanter Charakter, gutmütig und sanft vom Wesen her, aber auch entschlossen, um Leben zu kämpfen und das Richtige zu tun, selbst wenn er damit heilige Regeln bricht.
So tötet er etwa seine ehemalige Frau mit einem gezielten Steinwurf, um zu verhindern, dass sie durch andere einen langsamen und qualvollen Tod erleidet.
Sein Verhältnis zur Magie ist ebenfalls sehr interessant – er glaubt zunächst nicht daran, wird aber nach und nach eines besseren belehrt, auch wenn seine Skepsis nie ganz verschwindet. Er ist gegenüber den Frauen sehr bodenständig und wird zum Anker für Glut, als sich die Ereignisse überschlagen und etwas passiert, mit dem auch das erfahrene Halbblut nicht gerechnet hat.
Die Geschichte ist trotz ihrer Behäbigkeit abwechslungsreich und spannend, da es immer wieder unerwartete Wendungen gibt, und die Helden auch ihre Fehler machen. Die Autorin findet genau das richtige Maß zwischen Beschreibung und Abenteuer, so dass man trotz leichter Längen ab Ball bleibt, weil immer wieder kleine Hinweise und Andeutungen eingeflochten wurden. Die Intrigen sind wieder sehr fein gesponnen, die Entwicklungen unvorhersehbar und die Figuren angenehm vielschichtig. Vor allem Kelwyn gewinnt man durch seine Normalität schnell lieb.
Nur wir ständig nach Action und epischen Kämpfen oder übersteigerter Dramatik schielt, wird eher enttäuscht.
Damit wendet sich auch „Der Heiler“ an die Fans abwechslungsreicher Abenteuer mit vielschichtigen Figuren, die auch nichts gegen einen gut ausgearbeiteten Hintergrund haben. Zudem bekommt die Saga um „Die Inseln des Ruhms“ nun eine Wendung, die neugierig auf den dritten Band macht.
