Der Kinderdieb (Autor: Brom)
 
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Der Kinderdieb von Brom

Rezension von Diane Hegmann

 

Sein Name ist Peter und er ist auf der Suche nach verlorenen Kindern. Kinder, die von Zuhause weg gelaufen sind, weil dort nur Unverständnis oder Misshandlung auf sie warten. Er lockt sie mit dem Versprechen, der Welt der Erwachsenen endgültig den Rücken zukehren und in ein Land zu gehen zu können, wo nur Spaß und Abenteuer auf sie warte. So überredet er auch Nick, der von Zuhause weg gelaufen ist, weil sich Drogendealer in der Wohnung seiner Mutter breit gemacht haben. Durch die Nebel betritt er ein fremdes Reich voller Magie und Gefahren, tödlichen Gefahren. Kurz darauf ist Peter verschwunden und zurück bleibt Nick bei einer Horde wilder –wie sie sich selbst nennen- Teufel, die auf dieser gefährlichen Insel namens Avalon leben und kämpfen. Nick soll ein Mitglieder dieser Kinder-Gemeinschaft werden und einen Krieg führen, für den es keine Aussicht auf Erfolg zu geben scheint. Und hinter allem steckt Peter, den die verlorenen Kinder anbeten, wie einen Helden ohne zu merken, dass der unsterbliche Junge für eigennützige Zwecke bereit ist ihr aller Leben zu opfern.

 

„Vergiss das Märchen- erlebe das Abenteuer!“ Mit diesen Worten auf dem Klappentext liegt die Vermutung nahe, dass sie jüngeren Lesern gelten. Doch dieser düstere Streifen, der nur wenig mit dem bekannten Peter Pan Märchen von Disney zu tun hat, ist alles andere als für Jugendliche geeignet. Gleich im ersten Kapitel wird schonungslose Gewalt angewendet und im Laufe der Geschichte davon auch nicht mehr abgewichen. Fortwährend sind die phantastischen Elemente mit Brutalität verbunden, die der magischen Insel Avalon nur noch wenig Glanz verleiht. Hier wird nichts beschönigt und der Traum eines Zufluchtsortes, wie ihn Peter den Kindern verspricht, wird schnell zu einem Alptraum. Hier wird der Leser selbst eng mit der „Hauptfigur“ (den Begriff benutze ich nur ungern, da es im Grunde mehrere bzw. keine Protagonisten gibt) verbunden, indem er den Schrecken genauso gewahr wird, wie dem Teenager, der kurz zuvor noch in New York auf der Flucht vor Drogendealern gewesen ist.

Der Aufbau der Handlung erscheint zunächst klar strukturiert: Man lernt Nick kennen, der bis zum Hals in Problemen steckt und von Peter in sein Reich entführt wird. Doch dann gibt es einen Bruch und man wird zurückgeworfen in die Vergangenheit, genauer gesagt in Peters Kindheit. Der anfangs als mysteriös und unheimlich empfundene Junge, der keine Scheu hat an Gewalt anzuwenden, wird in allen Einzelheiten offen gelegt und damit entlarvt. Was bleibt, ist allerdings eine immer noch ambivalente Persönlichkeit, die man schlecht bis gar nicht einschätzen kann. Eine gewöhnungsbedürftige Methode den „Täter“ so aufzulösen, dass er eine eigene Persönlichkeit bekommt und damit ebenso Teil der Geschichte wird, für die man fiebert und hofft.

Wirklich spannend wird die Erzählung in dem Moment, wo sich herausstellt, wo nun genau die Gefahr lauert und wie brutal sie in die Handlung der bisher bekannten Figuren einschlägt. Ab dann fließen die Seiten nur so dahin und halten ein Grauen und ein unvorhergesehenes Ereignis nach dem Anderen für den Leser bereit. Der rote Faden wird (nachdem er durch die Rücksprünge in die Vergangenheit oftmals aus den Augen verloren wurde) klar umrissen und führt uns bis zum Ende, das bis zum Letzten nicht vorhersehbar ist.

 

Der Autor Brom scheint zu Beginn der Geschichte mit der Sprache noch etwas warm werden zu müssen. Sie ist zwar bildhaft, aber in sich nicht ganz stimmig und lässt nur langsam einen kontinuierlichen Lesefluss entstehen. Dieser wird dann aber bis zum Ende beibehalten. Faszinierend und absolut lobenswert sind die Bilder, die sowohl vor jedem Kapitel, als auch farbig in der Mitte des Buches zu finden sind. Sie sind qualitativ hochwertig (was man vom ganzen Buch behaupten kann) und verdeutlichen entweder die Schlüsselszene des Kapitels oder helfen dem Leser, sich die phantastischen Geschöpfe auch bildhaft vorzustellen, was aber nicht unbedingt notwendig ist, denn die Sprache besitzt generell viele Bilder.

 

Fazit:

Zuerst einmal ist dieses Buch ein Blickfang im Regal und beinhaltet auch wunderschöne Illustrationen, deren Anschaffung für sich schon lohnenswert sind. Ein Jugendbuch ist es trotz der Peter Pan Thematik allerdings nicht, denn Gewalt wird schonungslos und oft dargestellt. Die Geschichte ist spannend, unvorhersehbar und bis zur letzten Seite bleibt offen, wie sie ausgeht.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403290908061f9a830c
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Der Kinderdieb

Autor: Brom

gebunden, 656 Seiten

Knaur/Pan, erschienen Februar 2010

Titelbildund Innenillustrationen von Brom

ISBN-10: 3426283298

ISBN-13: 978-3426283295

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.05.2010, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 10491