Der König im König von Ralf Isau
Reihe: Die Chroniken von Mirad Bd.2
Rezension von Carsten Kuhr
Eigentlich schien zum Schluss des ersten Bandes der Mirad-Chroniken alles in Butter zu sein. Unsere zwei in einem Körper vereinten Königszwillinge hatten den finsteren Usurpator besiegt, dessen magisches Schwert SCHMERZ war zerbrochen, die Teile im Meer versenkt. Eigentlich könnten unsere Könige jetzt friedlich über ein geeintes Reich herrschen, wenn das Böse nicht erneut sein Haupt heben würde. Kaguan, ein an ein Reptil erinnernder, vierarmiger Gestaltwandler macht sich im Auftrag des dunklen Gottes Magos daran, das zerborstene Schwert wieder zu beschaffen, und seinem Gott zu bringen. Verfolgt von unseren Königen und ihren Helfern führt die Jagd die beiden Parteien quer durch Mirad. Die Gefährten lernen neue Verbündete und Reiche kennen, erforschen ihre magischen Gaben weiter, und wachsen an Kraft und Besonnenheit zu echten Anführern heran. Dabei trifft Twigus die Liebe seines Lebens, bevor es im Berg des dunklen Gottes zum Kampf der Könige gegen Magos kommt, ein Kampf, der Allen das höchste abverlangt, und nur unter Aufgabe des eigenen Lebens erfolgreich bestanden werden kann.
Zum Finale des ersten Bandes hatte ich mich gefragt, wie und warum der Autor seine eigentlich abgeschlossene Handlung fortführen würde. Die Konflikte schienen gelöst, die Queste abgeschlossen, das Schicksal unserer Helden geklärt.
Entsprechend hat vorliegender Roman ein wenig seine Schwierigkeiten wirklich in Gang zu kommen. Den Leser erwartet, Isau untypisch, zunächst eine Handlung, die weitestgehend den gewohnten Fantasy-Versatzstücken folgt. Ein finsterer Dämonenabkömmling, ausgestattet mit jeder Menge mächtiger Gaben bemächtigt sich eines magischen Artefakts, und bemüht sich dieses zu seinem Herren zu schaffen. Er wird von einer bunt gemischten Gruppe Helden verfolgt, deren Zusammensetzung sich gegenüber dem ersten Band kaum geändert hat. Insoweit ist die innere Dramatik, die Suche nach dem Platz in der Gruppe, die Historie der einzelnen Mitglieder bereits weitestgehend abgeschlossen. Die Jagd führt durch bislang unbekannte Gegenden Mirads, ohne dass diese jedoch die Faszination der Schauplätze aus dem ersten Teil erreichen. Hafenstädte, Küstenregionen, ein lebender Wald und unwirtliche Gebirge sind bekannte Orte, die ein wenig den Reiz des Ungewohnten, des Exotischen vermissen lassen.
Insgesamt bleibt die Handlung über weite Teile des Buches hin zu vorhersehbar. Nie musste ich wirklich um meine Protagonisten zittern, selten überraschte mich der Autor wirklich. Erst zum Finale hin zieht das Tempo an, und es kommt zu bedeutsamen Entwicklungen. So taucht unser König in einer der fesselndsten Szene des Bandes in die Vergangenheit ein, beobachtet die erste Ansiedelung der Sirilim im Land der Menschen und entdeckt deren lebende Schiffe. Das Finale wartet dann mit zwei grossen Verlusten auf. Wir müssen, ohne dass die jeweiligen Szenen zu sentimental wirken, von zwei liebgewonnenen Streitern auf Seiten des Guten Abschied nehmen. Insgesamt aber bot der Roman zu wenig wirklich Neues um den von Ralf Isau sonst gewohnten hohen Standard aufrecht halten zu können. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Autor mit dem abschliessenden dritten Teil die Latte erneut nehmen wird.
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