Der Kuss der Schlange (Autor: Jonathan Nasaw)
 
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Der Kuss der Schlange von Jonathan Nasaw

Rezension von Carina Schöning

 

Was passiert, wenn ein Serienmörder die ideale Partnerin findet? Diese Frage wird in dem neuesten Roman des amerikanischen Bestsellerautors Jonathan Nasaw gestellt. „Der Kuss der Schlange“ ist die spannende Fortsetzung von „Die Geduld der Spinne“.

 

Fast drei Jahre nach den Vorfällen in Oregon sitzt der Serienmörder Ulysses Christopher Maxwell jun. immer noch in dem Reed-Chase Institute, einer abgelegenen Anstalt für psychisch Kranke. Bei ihm wurde eine starke Persönlichkeitsspaltung oder auch dissoziative Identitätsstörung (DIS) diagnostiziert. Durch früheren Missbrauch als Kind hatte sein Gehirn einfach verschiedene Persönlichkeiten gebildet, die ihm helfend oder beratend zur Seite standen, wenn er wieder einmal von seinen Eltern vergewaltigt wurde. Mehrere davon wurden scheinbar erfolgreich durch die neuartige Therapie des Anstaltsleiters Dr. Alan Corder ausgelöscht. Nur der bösartige und hinterlistige Max, der ehemalige Hauptsprecher des Körpers, konnte sich dagegen wehren und wartet nun im Hintergrund auf die passende Gelegenheit. Der schwächliche und geistig zurückgebliebene Lyssy „bewohnt“ nun den Körper und hat sich nach und nach zum gefügigen Lieblingspatienten und Ersatzsohn von Dr. Corder gemausert. Nun steht eine Untersuchungskommission an, ob Lyssy aufgrund seiner Erkrankung überhaupt für die früheren Entführungen und Morde verantwortlich gemacht werden kann? Wenn es so ist, droht ihm die Todesspritze.

 

Zur gleichen Zeit ist die siebzehnjährige Lily DeVries wieder einmal von zuhause abgehauen. Auch sie wurde als Kind stark von ihren Eltern missbraucht und hat mehrere Persönlichkeiten entwickelt. Ihre Großeltern hatten sie jedoch bei sich aufgenommen und ihr die Liebe gegeben, die sie nie von ihren Eltern erhalten hatte. Durch sie und der Therapie mit der bekannte DIS-Expertin Dr. Irene Cogan konnte sich ihr Zustand stabilisieren. Nun nachdem Lily von der Polizei die schlechte Nachricht von dem Tod ihrer Großeltern erhalten hat, ist plötzlich wieder ein Wechsel der Persönlichkeiten eingetreten. Die stark sexuell orientierte Lilah ist zu einer Bikergang geflüchtet und als selbstbewusste und aggressive Lilith aufgewacht.

 

Dr. Cogan und der ehemalige FBI Agent E.L. Pender erfahren ihren Aufenthaltsort durch einen alten Informanten und fangen sie in einem Diner ab. Mit der Genehmigung von ihren letzten Verwandten wird Lily nun zur ihrem eigenen Schutz in das bekannte Reed-Chase Institute eingeliefert. Wo Dr. Corder und sein Schützling Lyssy schon auf sie warten. Sofort verliebt sich der naive Lyssy in Lily und auch Max findet Gefallen an der resoluten Lilith. Gemeinsam planen sie das Gemetzel an den Pflegern und Familie Corder sowie die Flucht aus der Anstalt.

 

Mit der „Der Kuss der Schlange“ ist dem Autor wieder einmal ein sehr spannender und intelligenter Thriller gelungen. Geschickt und durchaus glaubhaft wird die Geschichte rund um den gestörten Serienmörder Ulysses Christopher Maxwell jun. weiter gesponnen. Dabei wirkt der zurückgebliebene Junge einerseits unschuldig und hilflos, anderseits weiß man als Leser des ersten Teils ganz genau zu welchen Gräueltaten er wirklich fähig ist. Daher schwankt man während der ganzen Handlung zwischen Mitleid und Abscheu. Die Figur der Lily ist zwar ähnlich aufgebaut, aber von ihrer Vergangenheit erfährt man nicht ganz so viel. Auch die beiden früheren Hauptfiguren Dr. Cogan und Pender bleiben, obwohl sie nicht ganz so unwichtige Rollen spielen, auch eher blass und oberflächlich. Wer durch „Die Geduld der Spinne“ mit einer zu hohen Erwartungshaltung an den Roman geht, wird vielleicht davon merklich enttäuscht sein. Die Flucht aus der Anstalt, das Verstecken bei der Bikergang, das eher unspektakuläre Ende in der Waldhütte. Alles ist zwar gut ausgearbeitet und solide geschrieben, erreicht aber leider nie Niveau und Spannung des ersten Teils. Besonders interessant wird es meistens dann, wenn Lyssy/ Max/ Kinch oder Lily/ Lilith/ Lilah einen Persönlichkeitswechsel durchläuft. Die Art und Weise wie die einzelnen Alters auf den jeweiligen anderen reagiert ist sehr unterschiedlich und man fragt sich was wohl die anderen Persönlichkeiten von Lyssy (Christopher, Useless, Mose, Alicea etc.) von Lily halten würden?

Die Sprache ist im Roman insgesamt recht einfach und klar gehalten und auch die Gewalt- und Sexszenen halten sich hier in Grenzen. Sie sind diesmal nicht ganz so zahlreich und detailliert beschrieben, wie es sonst beim Autor üblich ist. Negativ ist leider mal wieder die Titelübersetzung von dem Original „when she was bad“ in „Der Kuss der Schlange“. Welcher Sinn seitens des Verlags dahinter steckt, bleibt wieder einmal unklar?

 

Insgesamt ist „Der Kuss der Schlange“ eine würdige Fortsetzung geworden. Teil 2 des verstörenden und gleichzeitig faszinierenden Serienmörderportraits ist zwar weniger dramatisch und blutig, überzeugt aber stattdessen durch eine ungewöhnliche Liebesbeziehung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250120185b5da8dd
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Der Kuss der Schlange

Autor: Jonathan Nasaw

Broschiert: 440 Seiten

Verlag: Heyne TB (1. Dezember 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453432533

ISBN-13: 978-3453432536

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 10.12.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 5485