Der letzte Elf (Autor: Silvana De Mari)
 
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Der letzte Elf von Silvana De Mari

Rezension von Tamara Nahm

 

Zusammenfassung:

Als seine Großmutter ihn fort schicken muss, findet sich Yorsch in einer ihm unbekannten Gesellschaft mit unbekannten, seltsamen Bräuchen und Sitten wieder. Auch nachdem der Elf von zwei Menschen aufgenommen wurde, ist er nirgendwo sicher. Überall wird er gejagt. Als er eine Prophezeiung liest, ist ihm schmerzhaft klar, dass er der Letzte seiner Art ist, dass er sich mit dem letzten Dachen zusammentun muss und dass er ein Mädchen heiraten muss, dessen Namen der Morgenröte gleicht und das Hellsehen kann. Der letzte Drache ist gefunden, fehlt nur noch die Braut. Doch wo findet man eine junge Frau, die bereit ist, sich mit einem tollpatschigen Elfen einzulassen und sich somit in Lebensgefahr zu begeben?

 

 

Zitat:

1. Buch, Kapitel 5, Seite 46-47

„Du bis ein Elf“, sagte der Richter streng.

Er sprach die Worte langsam aus, der Tonfall war feierlich und getragen, auf das Wort ‚Elf’ hatte er besonderen Nachdruck gelegt, sodass die Buchstaben E, L, F einzeln hervorkamen und wie Steine auf die Menge herabfielen, die verstummt war.

„Er ist noch ein Junges“, sagte der Jäger.

„Ein Kind“, sagte die Frau.

„Ein Unlängstgeborener“, berichtigte der Kleine stolz. Auch er wollte seinen schönen Namen bekannt machen: „Yorschkrunsquarkljolnerstrink“, stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor.

„Rülpsen ist im Gerichtssaal verboten“, sagte der Richter finster „und ich, der Richter von Daligar und der angrenzenden Gebiete, verbiete dir auch zu lügen“. Bei diesen letzten Worten hatte er eine noch feierliche Miene aufgesetzt und sich erhoben.

 

 

Inhalt:

Es gibt keine Menschen, die Elfen mögen! So war es und so wird es immer sein! Oder? Als der kleine Yorsch, vollständiger Name Yorschkrunsquarkljolnerstrink, seine Heimat verlassen muss, stößt der verängstigte und unwissende Elfenjunge auf Sajra und Monser. In ihnen findet er zwei Menschen, die sich seiner annehmen und ihn durch eine nicht nur für Elfen gefährliche Zeit begleiten. Als das ungleiche Trio sich schließlich nach langer Wanderschaft auf den Spuren von Yorschs verstorbenen Vater befinden, stoßen sie auf Erbrow den Älteren, den letzten Drachen. Damit scheint die uralte Prophezeiung erfüllt zu sein, die Yorsch – unvollständig zwar – an der Wand des Daligarischen Verlieses lesen konnte und eine neue Zeit kann anbrechen.

Wenn nur die Drachen nicht von einer solch missmutigen Natur wären! Während Sajra und Monser mit dem Gold des Drachens sesshaft werden und bald ihre Tochter Robi zur Welt kommt, muss sich Yorsch wegen seines Versprechen, das er dem alten Wesen gegeben hatte, dreizehn lange Jahre lang mit Erbrow den Älteren herumschlagen, der immer launischer, träger und unausstehlicher wird. Der kleine Elf konnte ja nicht wissen, dass Erbrow sein Ei ausbrütet, so wie es jeder Drache zum Ende seines Lebens hin zu tun pflegt. Als nun Erbrow der Jüngere das Licht erblickt und sein Vater stirbt, findet Yorsch einen Freund und Verbündeten in dem jungen Drachen. Bald, nachdem sie einige Schwierigkeiten des Heranwachsens gelöst hatten, wie das unkontrollierte Feuerspucken oder das Fliegen, machen die beiden sich auf den Weg Sajra und Monser zu suchen. Der Elf ist der Zeit, in der er sich nur um den alten Drachen gekümmert hat, müde geworden und will wieder zurück zu den Menschen. Doch anstatt ein friedliches Dorf findet Yorsch nur Ruinen vor. Was er noch nicht weiß: Sarja und Monser wurden gehängt, da sie in der Vergangenheit einem Elfen – ihm - geholfen hatten auf dem Verlies Daligars zu fliehen. Nur Robi hat überlebt und fristet nun ihr Dasein in einem Waisenhaus.

Das Weissichtige Mädchen sieht, wenn sie die Augen schließt, schon seit langem einen Prinzen auf seinem Drachen daher reiten und sie befreien, doch dass diese Phantasie so schnell zur Wirklichkeit wird, hätte sie nicht gedacht. Leider wird sie von den Inhabern des Waisenhauses entdeckt, als sie mit Yorsch redet. Dieser kann zwar fliehen, doch Robi blüht nun das selbe Schicksal wie ihren Eltern: Der Strick, da sie ab jetzt eine Elfenfreundin ist. Yorsch gelingt es, sie aus dem ihm bekannten Verlies zu befreien doch in Sicherheit sind die Drei im alten Waisenhaus nicht. Der völlig von seinen Regeln, dem Streben nach ‚Gerechtigkeit’ und dem Ausmerzen des ‚Egoismus’ getriebene Verwaltungsrichter der Stadt Daligar sinnt auf Rache. Schließlich steht das Grüppchen um Yorsch, Erbrow und Robi – lediglich die Waisenkinder und ein paar Bettler und Arbeiter, die sich ihnen angeschlossne hatten – der Armee Daligars gegenüber, die verhindern wollen, dass sie sich am Meer und außerhalb der gierigen Finger des Verwaltungsrichters eine neue Heimat schaffen.

Im Kampf opfert sich Erbrow. Die Ära der Drachen hat somit ihr Ende genommen. Doch der letzte Elf ist überzeugt, Robi zu heiraten und mit ihren gemeinsamen Kindern die Art der Elfen weiter zu führen.

 

 

Zitat:

2. Buch, Kapitel 6, Seite 173

Yorsch konnte nicht fliegen. Seine ganze Erfahrung in dieser Richtung erstreckte sich auf einen Nachmittag auf der Schaukel. Die erste Idee, auf die er verfiel, war einfach und genial. Er hatte seine Hand auf das Köpfchen des kleinen Drachen gelegt und sich dann mit aller Macht auf einen Schwarm Zaunkönige konzentriert, die über ihnen Kreise zogen. Das hatte nicht funktioniert. Der kleine Drache hatte ein paar Mal versucht zu zwitschern (Verbrennung von Yorschs rechtem Atm und Vernichtung von acht rose Mandarinenbäumchen) und dann einen halben Tag damit zugebracht, herumzutippeln wie jemand, der überzeugt ist, den Bruchteil einer Unze zu wiegen, wobei er drei rosa Pampelmusenbüsche umlegte, als er mit allen Beinen gleichzeitig hinaufhüpfen wollte.

 

 

Kritik:

Während Silvana De Mari die Gestaltung ihres kleinen Elfen und seinem alten Freund, den Hund sehr gut gelungen ist, fehlt vielen Charakteren die Tiefe. Gegen Anfang der Handlung hat sie verpasst, die Personen Sajra und Moser dem Leser nahe zu bringen. Nach dem Auftreten der Beiden bin ich eine ganze Weile davon ausgegangen, dass es sich bei ihnen lediglich um Nebenpersonen handelt und nicht, dass sie noch eine wichtigere Rolle zu spielen haben. Ebenso verläuft es bei dem unbeliebten Verwaltungsrichter von Daligar. Ganz klar handelt es sich bei ihm um den Bösewicht, den spießigen Beamten, dem sprichwörtlich jemand auf den zu eng getragenen Schlips getreten ist und sich deshalb mit Paragraphen und Artikeln wehrt. Doch seine rein menschliche Seite fehlt etwas. Am ende, als Yorsch Robi aus dem Verließ befreit, blitzt kurz ein Anflug von Vaterstolz auf, doch dieser verschwindet ebenso schnell, wie er gekommen war.

 

„Der letzte Elf“ lässt sich die ersten Seiten nicht so lesen, wie man es von einem Buch des Bertelsmann-Verlages gewohnt sein wird. Doch lassen Sie sich dadurch keinesfalls entmutigen. Die Geschichte wird zwar von einem allwissenden Erzähler übertragen, bezieht sich aber im ersten Buch immer auf die Sicht des Elfes. Erst drei Jahre alt und in eine völlig fremde Welt geworfen fühlt er sich einsam, traurig. De Mari wollte auch diesen Zustand aufs Papier bannen, was, als ich weiter darüber nachdachte, den schönen Effekt gab, den Elfen in kurzer Zeit genau kennen zu lernen.

Des Weiteren zeichnet sich das Buch durch einen originellen, kinderfreundlichen Humor aus. Immer wieder greift die Autorin verschiedene Szenen auf, wie sie in Wirklichkeit auch geschehen könnten. So tappt Yorsch während seiner ersten Tage unter den Menschen von einem Fettnäpfchen in das Nächste, will nicht verstehen, was es mit der Ironie und dem mysteriösen Weinen der Menschen auf sich hat. Ich habe mehr als einmal laut aufgelacht, als Yorsch versuchte, seinem kleinen Drachen das Fliegen bei zu bringen [siehe zweites Zitat] oder einen Namen für seinen geliebten Hund zu Finden versucht.

 

Die Handlung ist thematisch in zwei Bücher unterteilt. Im ersten Buch „Der kleine Elf“ geht es – wie der Titel schon verrät – um Yorschs Reise zu dem Drachen während in „Der letzte Drache“ auch Robi in Aktion tritt. Auch wenn die Handlung nicht unbedingt sehr überraschend ist, ist sie durchaus sehr unterhaltsam. Bis auf einen Sinnfehler habe ich nichts daran aus zu setzen. Yorsch lebt zuerst mit Erbrow den Älteren und dann mit dessen Sohn in einer alten Bibliothek hoch oben auf den Bergen. Wie durch ein Wunder züchtet der Elf dort Pampelmusen, Bohnen, Erdbeeren und Mandarinen. Ich frage mich, wie er es nach der Stelle im Buch, in der Erbrow alle Fenster der Anlage zum zerschellen bringt, dass alle Pflanzen Früchte tragen.

 

 

Fazit:

De Mari hat mit ihrem Erstling eine erfrischende Lektüre für alle Jungen und Junggebliebene geschaffen, denen das typische Fantasy- Gehabe gegen den Strich geht. Mit viel Humor und noch mehr Herz hat sie ein spannendes Buch geschrieben, das manchmal ein kleines bisschen ermüdend wirken kann, dessen Leser am Ende jedoch mit einem rührenden Finale belohnt wird. Es ist interessant, einmal als Mensch den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Mit viel Witz begleitet Silvana die Leser durch die komplizierten Wege des menschlichen Irrsinns. Natürlich überspitzt dargestellt, doch man kann wirklich noch gut erkennen, was sie uns sagen will: Seid verständnisvoller und nehmt nicht immer alles so ernst.

Alles in Allem ist das Buch nicht perfekt, doch von der Autorin haben wir wohl noch mehr zu erwarten.

 

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Der letzte Elf

Autor: Silvana De Mari

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten

Verlag: Cbj (Juli 2008)

Sprache: Deutsch

Übersetzerin: Barbara Kleiner

Lektorat: Dr. Ulrike Schimming

Erscheinungsdatum Originalausgabe: 2004

Originaltitel: L’Utimo Elfo

Originalverlag: Adriano Salani Editore S.p.A.

ISBN-10: 3570134784

ISBN-13: 978-3570134788

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.07.2008, zuletzt aktualisiert: 20.03.2024 15:43, 6844