Der lohfarbene Mann (Autorin: Robin Hobb; Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 1)
 
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Der lohfarbene Mann von Robin Hobb

Reihe: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher Band 1

 

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Fünfzehn Jahre sind seit dem schrecklichen Krieg mit den Roten Korsaren vergangen. Seitdem wandert Fitz alleine mit seinem treuen Begleiter, dem Wolf Nachtauge, durch das Land und hält sich so fern wie möglich von Bocksburg und der Gilde der Weitseher.

 

Doch das Schicksal holt ihn erneut ein: König Edel ist verschwunden, kurz vor seiner politisch wichtigen Hochzeit mit einer Prinzessin der Roten Korsaren. Es gibt nur einen, der sich auf die gefahrvolle Suche nach dem König machen kann: sein leiblicher Vater, Fitz der Weitseher ...

 

Inhalt:

Fitz ist endlich sesshaft geworden. Mit Harm, seinem Ziehsohn und seinem Geschwistertier, dem Wolf Nachtauge, lebt er abgelegen in den Marken und züchtet Hühner. Doch Harm ist in einem Alter, in dem Fitz an sein weiteres Leben denken muss. Und der Junge hat einen Traum: Er will Zimmermann werden und bei einem bekannten und vielfach gerühmten Meister in Burgstadt in die Lehre gehen. Etwas, das Fitz mehr Geld kosten würde, als ihm zu Verfügung steht.

 

Noch kann er das Gesuch seines alten Meisters Chade ablehnen, als dieser ihn aufsucht, um ihn als Lehrer für die Gabe der Weitseher zu verdingen. Auch dem Narren gibt Fitz einen Korb, nur um kurz darauf zu erkennen, dass ihm keine andere Wahl bleibt. Er muss nach Bocksburg und sich das Geld entweder bei seinen alten Freunden leihen oder dafür arbeiten.

 

Eine Nachricht von Chade gibt letztendlich den Ausschlag: Prinz Pflichtgetreu, Fitz' körperlicher Sohn und Thronfolger des Reiches der Weitseher, ist verschwunden. Und es besteht der Verdacht, dass der Junge wie sein Vater von „Altem Blut" ist und dies politisch gegen ihn ausgelegt werden kann.

 

Fitz macht sich auf den Weg, um Pflichtgetreu wiederzufinden. Eine Quest, die ihm nicht nur mehr abverlangt, als er zu geben bereit ist, sondern die auch noch an seinen alten Wunden zerrt ...

 

Rezension:

Nach der Einstellung der „Bibliothek der phantastischen Literatur" bringt Bastei-Lübbe die dort erschienen Romane etwas schneller als normal als Taschenbuch heraus. Schade für doch recht günstige Hardcoverauflage, auf der anderen Seite aber auch ein Gewinn für die Pfennigfuchser unter den Fans der phantastischen Literatur.

 

Fitz Chivalric Weitseher wurde als Bastard des Thronfolgers geboren und später zum Meuchelmörder ausgebildet. Sein leiblicher Vater nahm sich das Leben, nachdem er von seiner Existenz erfahren hatte, und Fitz hat keinerlei Erinnerungen an seine Mutter. So wird er sehr schnell zu einem absolut ergebenen Vasallen des alten Königs Listenreichs – und gerät immer mehr und mehr in die Intrigenspielchen am Hof von Bocksburg, die ihm mehr als einmal fast das Leben kosten.

 

Fitz ist durch das Alte Blut in der Lage, mit Tieren Kontakt aufzunehmen. Dieses geht soweit, dass er sich mit einem Wolf verschwistert, eine Beziehung, die fast einer menschlichen Ehe gleichzusetzen ist. Gleichzeitig aber trägt er auch das Erbe seines Vaters und besitzt die Weitseher-Gabe, etwas, was man sehr grob als Telepathie bezeichnen kann, aber ebenfalls darüber hinaus geht.

 

Am Ende des ersten Zyklus der Chroniken von Fitz dem Weitseher gilt das Land der sechs Provinzen als von einem von außen kommenden Volk befreit, wenn auch unter sehr hohen Verlusten, zu denen letztendlich auch König Veritas, Fitz' Onkel und Lehrmeister in der Gabe, zählt. Fitz wendet sich von Bocksburg ab und legt die Insignien des Meuchelmörders ab, um als Beobachter und Eremit zu leben.

 

Der zweite Zyklus, der mit „Der lohfarbene Mann" seinen Anfang nimmt, spielt fünfzehn Jahre nach dem ersten. Während Fitz in den alten Büchern seine Jugend- und Lehrjahre beschreibt, trifft der Leser nun auf einen gereiften Mann, der sich und seine Möglichkeiten im allgemeinen sehr gut abschätzen kann. Er hat genug von den politischen Winkelzügen, denen er als Jugendlicher beinahe zum Opfer gefallen wäre. Dennoch treibt ihn eine Rastlosigkeit, die er sich nicht erklären kann. So plant er schon vor seiner Entscheidung, nach Burgstadt zurückzukehren, wieder auf die Walz zu gehen, sobald sein Ziehsohn Harm seine Lehrstelle angetreten hat.

 

Hobb gelingt es hervorragend, ihre Hauptfigur zu charakterisieren und seine Handlungen nachvollziehbar zu machen. Fitz, der genug davon hat, ein Narr des Schicksals zu sein, will an für sich nichts mehr mit seinen alten Bekannten zu tun haben, geht ihnen teils sogar absichtlich aus dem Weg. Doch wieder kann er seiner Bestimmung nicht entkommen, so sehr er dies auch möchte. Sobald er in Bocksburg angekommen ist, wird ihm auch schon sein neuer Auftrag offeriert, noch dazu einer, der ihm noch tiefer in die Seele schneidet. Pflichtgetreu ist immerhin sein körperlicher Sohn, mit seinem Samen gezeugt, wenn er damals auch nicht im Besitz seines Körpers war.

 

Die Welt, die Hobb beschreibt, ähnelt in vielem der unsrigen in einem anderen Zeitalter. Dabei scheint die Autorin sich allerdings aber nicht wirklich auf eine bestimmte Epoche oder auf ein bestimmtes Land festzulegen. Alles hat einen Hauch von Vertrautem, ist aber gleichzeitig fremd. Selbst die Mythen und Sagen stimmen bis zu einem gewissen Grad mit den Überlieferungen verschiedener Völker überein.

Mal klingt etwas irisch-keltisch, mal doch mehr asiatisch. Schon allein Fitz Rufname weckt Assoziationen, wurden doch so in früheren Zeiten in Schottland und Irland wirkliche Bastarde bezeichnet.

 

Allerdings ist das Buch für Neueinsteiger nur bedingt zu empfehlen. Immer wieder geht die Autorin auf die Vergangenheit ein, hier und da spart sie sich auch Beschreibungen von Dingen, die noch aus den ersten drei Büchern bekannt sind oder stellt Vergleiche an. Figuren wie Chade oder Kettricken werden überhaupt nicht charakterisiert, da man sie noch von früher kennt und sie sich zwar demgemäss weiterentwickelt aber nicht verändert haben. Manch einem Neuleser wird dies vielleicht zuviel sein und er den Roman an die Seite legen, während andere sich, wie wahrscheinlich gewünscht, auch noch den ersten Zyklus zulegen.

 

Was bleibt ist ein außergewöhnlicher Fantasy-Roman, der mit einer logisch durchdachten Welt aufwartet. Die über 900 Seiten lohnen sich, es ist kaum eine Länge in dem Buch. Immer geschieht etwas, immer gibt es etwas zu berichten. Wer außergewöhnliche Fantasy jenseits von Elfen und Feen mag, wer ein wenig anspruchsvollere Lektüre schätzt, der ist bei „Fitz dem Weitseher" bestens aufgehoben.

 

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Buch:

Der lohfarbene Mann

Reihe: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher Band 1

Original: Fool’s Errand, 2001

Autorin: Robin Hobb

Taschenbuch: 915 Seiten

Lübbe, August 2006

ISBN: 3404205421

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 31.08.2006, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 2704