Der Markt von Alturien (Brettspiel)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Der Markt von Alturien

Rezension von Christine Schlicht

 

Die Aufmachung überzeugt schon auf den ersten Blick, denn man bekommt eine Augeweide geboten. Eckhard Freytag, der schon dem Kartenspiel „Behind“ und den Spielen „Die Weinhändler“ oder „Die Kutschfahrt zur Teufelsburg“ und auch stellenweise dem RPG Lodland seinen grafischen Stempel aufgedrückt hat, gestaltete auch dieses Spiel mit wunderbaren Bildern.

 

Alturien soll ein Hintergrund für viele eigenständige Spiele zur gleichen Saga werden, einen ersten Eindruck vermittelt dieses Spiel. Und der ist vielversprechend. Angekündigt ist das Spiel „Die Hauptstadt von Alturien“. Alturien ist demnach ein kleines Reich zwischen Italien, Germanien und Spanien und in den Spielen wird der Aufstieg und Niedergang der dortigen Handels und Adelsfamilien nacherzählt. Um das Setting richtig schmackhaft einzuführen ist auf dem Spielregelheftchen eine kurze Geschichte über Gustavo, den Dieb abgedruckt. Das stimmt schon mal so richtig ein.

 

Das Spielbrett ist massiv, stabil, riesengroß (nichts für den Studentenbudenküchentisch, da sollte man doch besser auf das Matratzenlager oder auf den Fußboden ausweichen) und sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Ebenso die dazugehörigen Karten für Marktführerschaft, die Prestigeobjekte etc.. Dazu gibt es ebenso detailliert gestaltete Spielfiguren, welche die Kunden darstellen. Ein bisschen störend ist, dass diese Figuren aus Plastik sind. Da hätte man sich durchaus eine ein klein wenig edlere Ausführung gewünscht, zum Bespiel Zinnfiguren. Jeder Spieler bekommt dazu noch 12 Häuschen in seiner Farbe.

 

Spielregeln

Die Spielregeln verursachen eine Art Dejá Vu. Liest man die Einleitung, denkt man für einen Augenblick an die „Siedler von Catan“, doch dann erinnert es von den Spielregeln doch eher an "Monopoly". Warum auch nicht, es geht um Handel und Geld verdienen, Häuser bauen... da ist der Vergleich nicht weit her geholt. Nur, im Fall von Alturien bekommt man nicht nur die Spannung von "Monopoly" geboten, sondern auch was fürs Auge.

 

Man hat ein Startkapital, versucht Geld zu verdienen und baut Handelshäuser. Die Spielregeln sind klar und gut beschrieben. Und erleichternd kurz, man muss sich nicht erst stundenlang einlesen. Jeder Spieler bekommt übrigens eine Kurzfassung auf einer Extra-Karte. Die Regeln sind sehr einfach, kompliziert wird es erst ein bisschen, wenn die Kunden kommen und man eben ausrechnen muss, was diese an Geld im jeweiligen Handelshaus lassen. Aber dafür gibt es die Kurzregeln zum guten Überblick.

 

Das Adäquat zum „Gefängnis“ beim Monopoly ist der Dieb Gustavo, der dem betroffenen Händler das Geld aus der Tasche zieht. Doch im Gegensatz zum Klassiker fließt das Geld nicht in die Bank, sondern in die Tasche des Händlers, der den Dieb eingesetzt hat. Dafür gibt es dann für den Betroffenen eine Art Gefängnisschutz-Karte: Die Stadtwachenkarte, die der Ausgeraubte bekommt, bis der Dieb woanders zuschlägt.

 

Spielziel

Das Spielziel ist der Adelsstand, den derjenige Händler erreicht, der genug verdient, um sich 3 Prestigekarten zuzulegen. Diese Karten stehen für eine „Residenz“ und mit etwas Pech muss man die gerade erworbene Residenz wieder verkaufen, weil Gustavo zugeschlagen hat.

 

Spielvorbereitung

Die Spielvorbereitung ist schnell erledigt: Den Spielplan hinlegen, jedem Spieler 6 Real (Währung), die 12 Häuschen einer Farbe und einen Kurzregelplan ausgeben, fertig. Ein Spieler übernimmt die Bank und die Karten für die Marktführerschaft. Das war es schon. Vorteilhaft ist es dennoch, wenn einer der Spieler die Regeln schon kennt, derjenige sollte auch die Bank hüten, damit der Spielfluss nicht unterbrochen wird, weil das große Rechnen beginnt.

 

Spielablauf

Der Spielablauf ist ebenso schnell erklärt. Es beginnt damit, dass die Spielfiguren, die Kunden, auf dem Plan platziert werden. Die Kunden nehmen beliebige Positionen ein, der Dieb wird erst einmal im Hafen abgestellt. Der kommt erst zum Einsatz, wenn einer der Spieler 10 Real und mehr Bargeld besitzt. Das passiert aber in der Regel sehr schnell, wenn die ersten Händel abgeschlossen sind.

 

Jeder Spieler besetzt abwechselnd mit vier Häusern farblich gekennzeichnete Positionen an hell- und dunkelgrau markierten Straßenfeldern, auf denen dann die Kunden flanieren. Diese vier Handelshäuser sind das Startkapital jedes Händlers (Spielers). Hat ein Händler auf einer Farbe zwei oder mehr Häuser und kein anderer Spieler mehr Häuser in diesem Bereich, dann hat er für diesen Bereich die Marktführerschaft und bekommt die entsprechende Karte ausgehändigt. Diese berechtigt ihn zur Einnahme von zusätzlichem Geld, wenn ein Kunde bei ihm einkauft. Selbstverständlich kann die Marktführerschaft wechseln.

 

Dann wird reihum gewürfelt. Der Spieler kann mit einem Wurf mehrere Handlungen durchführen: Einen Kunden / den Dieb ziehen – Geld einnehmen – Geld ausgeben.

 

Die schön gestalteten Figuren laufen immer der Nase nach. Das heißt, sie laufen immer in die Richtung, in die ihr Profil zeigt. Erst an einer Straßenkreuzung dürfen sie auch die Richtung mal wechseln. Sie haben unterschiedliche Farben, die ihr Kaufverhalten symbolisieren. Die goldene Figur kauft mehr als die silberne oder die kupferfarbene.

 

Dazu kommen Erweiterungskarten, wenn einem das eigentliche Spiel nicht mehr ausreicht. Diese sind Investitionskarten, man kann also noch andere Dinge als nur Handelshäuser und Prestigekarten kaufen. Durch die Investitionskarten werden entweder die Einnahmen erhöht oder die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde einkauft. Dafür gibt es einen zweiten Würfel. Man kann in Personal, Schiffe, Kontore oder eine Wagnerei investieren. Letztere zum Beispiel bedingen, dass man die Kunden einen Punkt zusätzlich gehen lassen kann. Der Schaden, den der Dieb anrichten kann, wird auf die Investitionskarten nur angerechnet wenn der Spieler bereits blank ist und die Karten wieder verkaufen muss.

 

Spielspaß

Der Spielspaß bei öfteren Spielen geht definitiv nicht verloren, denn man ist versucht, immer wieder neue Strategien auszuprobieren. Alles Geld sofort ausgeben oder lieber bunkern? Den Dieb einsetzen, oder lieber die Kunden mehr in die eigenen Bereich nötigen? Auf ein Feld mehrere Handelshäuser bauen oder lieber die ganze Farbe besetzten und die Marktführerschaft behalten? Variationen gibt es viele und die muss man erst mal ausprobieren. Ein Unterschied zu Monopoly ist, dass es ein festes Ende gibt. Ein Händler wird in den Adelsstand erhoben und das war es. Eine gute Stunde Spielspaß und dann geht es eben von vorne los. Oder man wartet und hofft auf die Erweiterung. So gibt es keine tagelangen Kreditaufnahmen, kein Spielbrett, das über Wochen den Tisch besetzt, wie es beim Power-Monopoly passieren kann. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, bleibt der Spielleidenschaft des Spielbesitzers überlassen.

 

Altersgruppe

Die angegebene Altersgruppe ab 10 Jahren ist durchaus sinnvoll gewählt. Einerseits wird nicht gerade mit hohen Beträgen gerechnet, jedoch erfordert es eine Menge Aufmerksamkeit, immer den Betrag einzunehmen, der dem Händler zusteht. So nimmt zum Beispiel auch der Händler Geld ein, vor dessen Handelshaus zuvor ein anderer Spieler einen Kunden abgestellt hat, sofern das Handelshaus an einem dunkelgrauen Straßenfeld steht. Das erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit. Auch der sinnvolle Einsatz des Diebes ist eine Prüfung der Aufmerksamkeit, mit der kleinere Kinder überfordert werden könnten. Natürlich ist das auch von den Kindern abhängig, aber im Schnitt ist diese Altersangabe sicher zutreffend.

 

Anzahl von Mitspielern

Die Anzahl der Mitspieler ist mit 2-6 angegeben. Ohne groß auszuprobieren kann man sagen, dass hier gilt: Je mehr desto besser. Für 2 Personen ist das Spielfeld zu groß, die Handelshäuser und vor allem die Kunden verlaufen sich darauf und es ist nicht gerade Spannungsfördernd, wenn man erst fünf Runden würfeln muss, bis es vielleicht mal ein Kunde bis zu einem Stand geschafft hat. Natürlich könnte man die Stände dann besser verteilen, aber Goodies wie die Marktführerschaft können dann nicht wirklich genutzt werden. Zwar gibt es eine Regelerweiterung, dass man auch auf vier Prestigekarten spielen kann, wenn man nur zu zweit ist, aber das erhöht den Reiz nicht wirklich.

 

Besser wären mindestens drei, optimal 4-6 Spieler, denn dann wird es richtig voll und mit jedem Zug passiert etwas. Wie auf einem echten Marktplatz entfaltete das Spiel seinen vollen Reiz erst mit der Unübersichtlichkeit. Nur der Händler, der den Überblick behält, hat echte Chancen und der Antrieb, den Dieb einzusetzen wird erst dann richtig groß.

 

Fazit

Nichts wirklich Neues, aber ein sehr reizvolles Setting, eine wunderschöne Aufmachung und eine wundevolle Variante von bekannten Evergreens im Bereich Brettspiel. Die weiteren Spiele aus Alturien werden mit Spannung erwartet.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329055810f3043342
Platzhalter

Brettspiel:

Der Markt von Alturien

von Pro Ludo Spielevertrieb

Ein Spiel von Wolfgang Kramer

Altersempfehlung des Herstellers: ab 10 Jahre

Spieler: 2-6 Spieler

Spieldauer: 60 Minuten

ASIN: B000NUT6NY

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 20.06.2007, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 4232