Der Pfad der Winde von Brandon Sanderson
Reihe: Die Sturmland-Chroniken, Bd. 2
Rezension von Christel Scheja
Da die Textmasse mit über 1500 Seiten von „The Way of Kings“ zu groß war, um sie in einem Roman zu veröffentlichen, wurde das Buch in Deutschland in zwei Teile gespalten. Nach „Der Weg der Könige“ ist nun auch „Der Pfad der Winde“ erschienen, in dem sich die letzten Kapitel des Original-Romans befinden. So schließt die Handlung auch nahtlos an die des Vorgängers an.
Noch immer stehen vor allem drei Personen im Mittelpunkt der Geschichte. Da ist Dalinar, einer der Großprinzen des alethianischen Reiches und der Onkel des jungen Königs, der versucht Ehre und Gerechtigkeit zu bewahren, auch wenn er nicht übersehen kann, dass die meisten anderen hohen Adligen nur an einem interessiert sind – ihre Macht zu wahren und sogar noch gegenüber den Rivalen zu erweitern.
Dich wenn sein Volk überleben und sich nicht länger in einem unsinnigen Kampf gegen die Parschendi aufreiben soll, ist es an der Zeit, den alten Wegen zu folgen. Zu dieser Ansicht kommt er, nachdem er durch Verrat fast in einer Schlacht fällt.
Auch Kaladin kämpft ums Überleben. Der ehemalige Soldat und derzeitige Brückensklave hat eine Bestrafung überlebt, die alle anderen vor ihm getötet hat. Kopfüber an einer Hauswand angebunden hat er einen Großsturm überstanden. Vor allem die Freunde unter seinen Kameraden bemerken die Veränderungen, die seither in ihm vor sich gehen. Doch sind sie wirklich durch den Großsturm ausgelöst worden? Kaladin ahnt, dass er dieses Vermächtnis schon vorher in sich getragen hat, und beschließt, es trotz aller Schwierigkeiten, die man ihm und seinen Männern in den Weg stellt, zu nutzen, nicht ahnend, dass er damit nicht nur sein, sondern auch das Schicksal anderer zu ändern beginnt.
Schallan glaubt derweil am Ziel ihrer Wünsche zu sein, als die das stehlen kann, was ihre Familie dringend braucht. Doch sie begeht dabei einen schwerwiegenden Fehler, der alles, was sie sich aufbaut zerstören könnte, wenn er ans Licht kommt.
Man merkt in diesem zweiten Teil des Originalromans, das Brandon Sanderson nun die Einführung hinter sich gelassen hat und dafür sorgt, dass die eigentlichen Ereignisse ins Rollen kommen. Im Mittelpunkt steht diesmal vor allen Kaladin, der weiterhin als Brückensklave dient, aber insgeheim mit seinen Männern an der Flucht arbeitet. Zudem entwickelt er Fähigkeiten, die frühere Unstimmigkeiten in seinem Verhalten und der Reaktionen auf ihn erklären. Und wer am Anfang genau aufgepasst hat, bekommt nun eine Ahnung, zu was er sich mit der Zeit entwickeln wird.
Auch Großprinz und Splitterträger Dalinar bekommt einiges an Raum, damit der Leser erkennen kann, wie zerfallen die Reiche mittlerweile sind, die sich dort auf einem geborstenen Land um die letzten Ressourcen des Kontinentes bekriegen.
Einzig Schallen bleibt etwas blass, was sich aber auch in den nächsten Romanen ändern könnte.
Wieder präsentiert der Autor die Eigenheiten seiner Welt in kleinen Dosen, die man sich gut merken kann. Sein Stil ist abwechslungsreich und lebendig, es kommt durch die eingestreute Action und einige Wendungen niemals zu Längen, auch wenn die Handlung ihr ruhiges Tempo behält und nicht ganz so rasant ist, wie auf Action fixierte Romane.
Wieder verzichtet Sanderson darauf, irgend etwas zu übertreiben. Weder die Dramatik, noch die Magie sind realitätsfern, sondern wirken beide logisch aufgebaut. Und man hat nicht das Gefühl, dass er all zu viele gängige Klischees bedient. Vor allem die Geschlechterrollen scheinen kein Problem zu sein, da auch die Frauen ihre Gebiete haben, in denen sie geachtet sind und brillieren können.
Wie schon der erste Roman „Der Weg der Könige“ ist auch „Der Pfad der Winde“ episch und spannend, weil der Autor eine gut durchdachte Welt präsentiert und dabei weder den Facettenreichtum der Figuren noch Action und magisches Abenteuer vergisst. Wer bereits „Das Rad der Zeit“ mochte, wird auf jeden Fall auch mit dem Auftakt der „Sturmlicht-Chroniken“ zufrieden sein.
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