In „Der Pinguin Bd. 1 - Auferstanden von den Toten“ hat eine Regierungsagentin Oswald Cobblepot gezwungen, als „Der Pinguin“ nach Gotham City zurückzukehren. Schon bald hat er als Verbrecherboss einen Großteil seiner früheren Machtfülle zurückgewonnen. Doch Cobblepot befindet sich in „Der Pinguin Bd. 2 – Kampf um Gothams Unterwelt“ in einer schwierigen Situation: Einerseits droht Batman, den er als Informant zu manipulieren versucht, die Geduld zu verlieren. Andererseits sind da besondere Gegner, die in seine Fußstapfen getreten sind: nämlich seine skrupellosen Kinder.
Der mehrfache „Eisner Award“-Gewinner Tom King („Rorschach“) hat auch den zweiten Band der Serie verfasst. Das sorgt für Kontinuität und weiterhin Unterhaltung auf hohem Niveau. Denn die besten Stellen des Comics fühlen sich bei der Lektüre so an, als wären Leserinnen und Leser in eine Variante des Kult-Gangsterfilms „Der Pate“ geraten. Durch die geschickte Erzählweise wechselt King immer wieder die Perspektive, sodass sein Publikum an den Gedanken der verschiedensten Charaktere teilhaben kann. Nur die Hauptfigur selbst bleibt (fast) bis zum Ende ein Rätsel. Besonders der Konflikt zwischen dem Pinguin und seinen Kindern ist packend inszeniert. In der ersten Hälfte des Comics streut der Autor immer wieder ruhige Szenen ein. Diese beleuchten nicht nur die Figuren, sondern erhöhen – auch indem sie langsam Spannung aufbauen – zudem die Wirkung der sich anschließenden actionreichen Sequenzen. Gegen Ende wirkt die Handlung jedoch etwas zu sehr gehetzt. Das könnte daran liegen, dass „Der Pinguin“ ursprünglich eine langlebigere Reihe werden sollte und nun „nur“ eine Maxi-Serie ist, die mit diesem Band leider schon endet. So drängt sich das Gefühl auf, dass dem Format noch ein paar Folgen, Seiten oder Panels mehr gutgetan hätten. Immerhin liefert King aber einen stimmigen Abschluss. Etwas schwierig ist die Überhöhung seiner Hauptfigur, die auch schon in seinem sehr starken Werk „One Bad Day: Riddler“ einer der ganz wenigen Kritikpunkte war. Der Pinguin lässt hier nicht nur den Riddler ziemlich alt aussehen, den er in dessen „One Bad Day“-Comic noch als Mastermind gefeiert hatte, vor dem Batman eigentlich kapitulieren muss. Auch der Dark Knight scheint hier dem Verbrecherboss eigentlich unterlegen zu sein und ihm immer mindestens einen Schritt hinterherzuhinken.
Dieses Mal darf Rafael de Latorre („Daredevil“) die Panels alleine gestalten. Das dürfte für viele Comicfans eine gute Nachricht sein, da die Arbeit, die dessen Vertreter gegen Ende von Band eins lieferte, sichtlich qualitativ abfiel. Dem Brasilianer gelingen wieder zahlreiche stimmungsvolle Zeichnungen. Dabei gefallen besonders die ruhigen Panelreihen, die schließlich in ausdrucksstarken seitenfüllenden Panels münden – etwa wenn der Pinguin, nur an zwei Händen gehalten, über den gähnenden Großstadtabgrund von Gotham schwebt. Das wirkt auch durch die von Marcelo Maiolo gewählte Farbgebung fast wie ein drohender Absturz in die Hölle. Einige Sequenzen sind zudem regelrecht filmisch inszeniert. Bei anderen hätte Rafael de Latorre allerdings etwas häufiger die Perspektive oder den präsentierten Bildausschnitt wechseln dürfen. So hätte er etwas mehr Dynamik erzeugen und neue Aspekte des Geschehens beleuchten können.
