Der Preis des Lebens (Autor: Christian Endres; Lorn und Visco, Bd. 1)
 
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Der Preis des Lebens von Christian Endres

Reihe: Lorn und Visco, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Zu der Fantasy gehören Heldenpaare wie das Salz in der Suppe. Gerade wenn sie unterschiedlicher Natur sind, ein schlitzohriger Vagabund und ein ehrenhafter Krieger oder ein gelehrter Magier und ein wildniserfahrener Waldläufer, sorgen sie schon allein für witzige Dialoge und Abwechslung in der Handlung, ohne dass immer neue Wegabschnittsbegleiter erfunden werden müssen.

Ds erkannte bereits Fritz Leiber mit seinem Fafhrd und dem Grauen Mausling, und auch Michael Moorcock gesellte seinen Ewigen Helden immer einen etwas fröhlicheren Gefährten hinzu, der die Hauptfigur dann entweder noch stoischer oder etwas entspannter wirken ließ.

 

Auch Christian Endres folgt in seinem Geschichtenband dieser Tradition. Er erwählt zwei Figuren zu seinen Helden, die eigentlich Feinde sein müssten. Da ist einmal Visco DeRául, ein zweihundertjähriger Vampir, der nicht wahllos mordet, sondern sich einem selbst geschaffenen Ehrenkodex beugt. Wenn er sich ernährt, dann nur von gelangweilten Adligen, die eh fast schon freiwillig zu ihm kommen.

Als er eines Tages seine eigenen Regeln bricht, kommt er zur Besinnung und will wieder menschlich werden, um so seine Sünden wieder gut zu machen und nicht mehr dem Verlangen nach Blut unterworfen zu sein. Deshalb wendet er sich an einen Magier, der an ihm ein ganz bestimmtes Ritual der Wandlung vollziehen soll.

Doch es scheint, als solle er diese Chance nicht mehr erhalten. Denn einer der Ordenskrieger der Kirche, die sich auf die Jagd auf Wesen der Nacht spezialisiert haben, ist ihm dicht auf den Fersen. Der Jagam Lorn fordert ihn zum Kampf, und nur die Vermittlung des Magiers sichert schließlich sein Überleben.

Nun erweist sich, dass Lorn anders als seine Glaubensbrüder ist und ohnehin schon eine ganze Weile an dem Sinn seiner Taten und Aufgaben gezweifelt hat. Und so tun sich die beiden Männer schließlich zusammen, um gemeinsam nach einen Sinn im Leben zu suchen mit dem sie sich zufriedener fühlen.

Immer wieder stoßen sie dabei auf Unrecht und Gewalt, die ihnen die Chance zur Sühne geben: So sorgen sie zum Beispiel dafür, dass Werwölfe nicht länger ein Dorf terrorisieren, eine Nixe ihr Recht oder der Pilzkönig seine Arbeitskräfte von einer Trollin wieder bekommt. Und nicht zuletzt wird ihre noch brüchige Freundschaft von anderen Ordenskriegern bedroht.

 

Man merkt, dass Christian Endres von den klassischen Helden, im Besonderen von Fafhrd und dem Grauen Mausling, inspiriert wurde. Visco und Lorn sind keine blassen Archetypen, sondern haben sehr viele menschliche Züge und Schwächen. Sie schätzen ihr Gegenüber oder die Situation manchmal falsch ein, haben Zweifel an dem was sie tun und machen Fehler. ie sind nicht unfehlbar und dürfen wie Lorn auch mit ihrem früheren Lebensinhalten brechen.

Etwas mehr Raum wird Visco eingeräumt, der durch seine längere und vermutlich auch abwechslungsreichere Vergangenheit viel mehr Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Allerdings darf man keine psychologischen Studien erwarten.

Im Vordergrund steht nun einmal das Abenteuer. Die beiden Helden geraten in Schwierigkeiten oder übernehmen eine Aufgabe, sie entdecken Hinweise und verknüpfen ihr Wissen, um die Lösung zu finden, sie setzen sich mit ihren Gegenspielern mal im Kampf, dann auch wieder in Disputen auseinander.

Hin und wieder kabbeln sie sich auch untereinander, aber das wirkt im Gegensatz zu den Action- und Mystery-Szenen etwas bemüht. Glücklicherweise verzichtet er ganz auf romantische Szenen – Visco darf zwar das ein oder andere Techtelmechtel haben, aber das ist eher nur ein würzendes Element und ein wichtiger Teil der Erzählung.

Eine fortlaufende Handlung sollte man allerdings nicht erwarten. Die einzelnen Kapitel erweisen sich als in sich geschlossene Geschichten, die nur lose miteinander verknüpft sind und neben dem eigentlichen Abenteuer nach und nach auch immer mehr über die Charaktere verraten.

 

„Der Preis des Lebens“ erweist sich letztendlich als flüssig geschriebener und lebendiger Episodenroman, der abwechslungsreiche und actionreiche Fantasy bietet, ohne dabei in all zu ausgewalzte Klischees oder Plattheiten zu verfallen. Gerade wenn man die klassischen Sword & Sorcery-Helden mag, wird man viel Spaß an dem ungleichen Heldenpaar haben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420133355b2196f8b
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Der Preis des Lebens

Serie: Lorn und Visco, Bd. 1

Autor: Christian Endres

Atlantis Verlag, erschienen Dezember 2008

A5 Paperback, ca. 194 Seiten

Titelbild und Vignetten: Timo Kümmel

ISBN-10: 3941258044

ISBN-13: 978-3941258044

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.02.2009, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 8200