Druckversion: Der Puppenmacher - Dorian Hunter 3

Der Puppenmacher

Reihe: Dorian Hunter - Dämonen-Killer, Folge 3

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Bei seiner Rückkehr aus Wien sieht es für Dorian Hunter nicht gut aus: Der Journalist war sowieso schon wegen einer ungemeldeten Schießerei aufgefallen, doch ein demoliertes Flugzeug mit zwei Leichen wirft ein denkbar schlechtes Licht auf ihn. Eigenartigerweise übernimmt der Secret Service die Untersuchung. Beauftragt wird der arrogante und begriffsstutzige Agenten Donald Chapman damit. Für den ist klar: Dorian hat seine Frau in den Wahnsinn getrieben um mit seiner Geliebten Coco Zamis zusammenleben zu können; die beiden Toten waren Mitwisser, die beseitigt werden mussten. Man könnte den Fall aber in einem günstigeren Licht betrachten, wenn Dorian es in Erwägung zöge Lord Hayward behilflich zu sein, denn Sohn Philipp ist anscheinend von Dämonen besessen. Überrascht stellt Dorian fest, dass der Junge ein Hermaphrodit ist. Dessen wirres Gestammel wirft noch mehr Fragen auf: Wer ist diese Aileena, die er wieder sehen will? Was hat "Blacksab" zu bedeuten? Dorian beschließt Coco den Knaben untersuchen zu lassen. Da überschlagen sich die Ereignisse, denn der Puppenmacher Roberto Copello, Dorians Frauen schrumpfender Bruder, schickt seine kleine Armee aus.

 

Auch diese Folge schließt recht eng an der vorherigen an, sowohl chronologisch wie auch in der Story-Entwicklung. Wie in Dorian Hunter 2: Das Henkersschwert wird Dorians Charakterblidung und die Teambildung vorangetrieben, aber der Fokus verschiebt sich noch mehr auf die Elemente des Horror-Thrillers. Von Anfang an wird für Dorian eine doppelte Bedrohung aufgebaut: Einerseits droht Chapman mit einer Anklage wegen Doppelmords etc., andererseits weiß der Hörer gleich, dass Roberto Copello mit von der Partie ist – wie schon Bruno Guozzi zuvor hat er noch eine Rechnung mit seinem abtrünnigen Bruder Dorian offen und wird sicherlich auf Begleichung drängen. Daraus erwächst für den Hörer ein doppeltes Rätsel: Lord Hayward schilderte eine drastische Form von dämonischer Besessenheit, Philipp ist ein Hermaphrodit, also ein Zeichen des Guten gegen die Schwarze Familie – was steckt dahinter? Und der Metaebene stellt sich die Frage, wie das mit Copello zusammengehört, den der Höhrer unschwer als Anspielung auf E. T. A. Hoffmanns Sandmann wieder erkennt, schließlich pflegt der Puppenmacher einen gänzlich anderen modus operandi. Actionszenen gibt es wieder ein paar, aber wie es sich für Thriller gehört sind sie nur das Salz in der Suppe.

Im Stil des Settings gibt es dies Mal eine kleine Abweichung, die ich positiv bewerte: Dorian ruft Coco auf ihrem Handy an. Damit ist ein kleiner Schritt in Richtung Modernisierung des Vorbildes gemacht – weiter so! Weiterhin spielt Sexualität eine relativ große Rolle, vielleicht noch etwas mehr als in den vorigen Folgen: Die Vergewaltigung einer Puppe durch Copello wird angedeutet, mit einem mutigen Schritt wird aus den sonst geschlechtslosen Engeln ein doppeltgeschlechtlicher Hermaphrodit gemacht und Chapman hat stets eine Frau im Bett. Mit dieser Figur geht man an die Grenzen der Plausibilität, so stupide verhält sie sich. Dennoch trägt sie mit einigen wirklich komischen Zeilen zum Gelingen des Hörspiels bei.

 

Der Sprecher Chapmans, Frank Felicetti, den der geneigte Hörer vielleicht schon aus Fällen der Drei ??? oder TKKG kennt, macht seine Sache zwar ganz gut, kann in einer Szene aber nicht ganz überzeugen – da wirkt sein Zorn gekünstelt. Neben Felicetti gibt es ein paar weitere 'neue' Sprecher: Jürgen Thormann verleiht Lord Hayward seine Stimme. Der Synchronsprecher Michael Caines und Peter O'Tooles ist meines Erachtens die perfekte Besetzung für den etwas ungehobelten britischen Adligen. Dem Hörspielkenner wird möglicherweise aufgefallen sein, dass er schon für die Europa-Inkarnation der Serie gesprochen hatte. Wie übrigens auch Gisela Trowe (Lady Hurst), einer weiteren Hörspiel-Veteranin. Als Schauspielerin (Der Landarzt etc.) dürfte sie Horror-Fans eher unbekannt sein. In Punkto Hörspiel ist Tim Kreuer (Philipp Hayward) unbekannt – vielleicht kennt jemand seine recht helle Stimme aus Naruto oder anderen Animes; er gab auch den Mort im Terry Pratchett Musical MORT. Eine Fehlbesetzung ist er aber keineswegs; es würde mich nicht wundern, wenn Kreuer sich zum Geheimtipp mauserte. Ein weiterer Neuling im Hörspiel ist Marina Zimmermann (Mutter Burdon); ihr Gesicht ist vielleicht aus der OTTO- oder ebay-Werbung bekannt; wer sich häufig deutsche Fernsehserien anschaut, wird sie vielleicht in einer Nebenrolle gesehen haben. Allein ihr Auftritt in dieser Folge überzeugt mich nicht, da mir ihre Interpretation der trauernden Mutter zu farblos ist. Die Stammsprecher – Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis), Hasso Zorn (Norbert Helnwein), Martin Semmelrogge (Equinus) und David Nathan (Nicholas de Conde) – machen ihre Sache gewohnt gut, wie auch Udo Schenck, der wieder in die Rolle des Roberto Copello schlüpft.

Musikalisch folgt die Inszenierung den früheren Folgen, es werden aber zusätzlich Spieluhrenklänge (natürlich ungestimmt) in die Stücke gemischt – das mag zwar nahe liegend sein, hat mir aber nichts desto weniger gut gefallen. Weniger gut gefallen hat mir die Vertonung der Puppen: Diese klingt genauso wie die der Killerzwerge aus den Geisterjäger John Sinclair-Folgen Der Hexer von Paris und Gefangen in der Mikrowelt. Oliver Döring greift für die Sinclair-Hörspiele ausschließlich auf die Tonbibliotheken aus Hollywood zurück – anscheinend hat man für den Dämonen-Killer aus derselben Quelle geschöpft. Hier wünschte ich mir, man wäre dem Beispiel André Minninger gefolgt, der alle benötigten Geräusche für Die Drei ??? selbst produzieren lässt. Das mag manchmal etwas weniger glatt klingen, klingt aber niemals so künstlich, wie doppelt verwendetes Tonmaterial. Sonst gibt es an der Geräuschkulisse nichts auszusetzen.

Wen die Inszenierung der Erzählebenen in den ersten beiden Folgen zu schwer zugänglich war, kann beruhigt aufatmen: Dieses Mal wird wesentlich gradliniger erzählt.

 

Fazit:

Dorian Hunter wird mit behördlichen Nachdruck nahegelegt sich um den besessenen Sohn Lord Haywards zu kümmern – doch was hat der Puppenmacher Roberto Copello, der sadistische Bruder des Dämonen-Killers, mit der Angelegenheit zuschaffen? Inhaltlich spielt das Rätseln eine recht große Rolle, was die Folge meines Erachtens positiv von anderen Horror-Thriller-Hörspielen abhebt. Sieht man vom doppelt verwendeten Tonmaterial ab, ist diese Folge gegenüber der vorigen noch einmal ein Fortschritt – Liebhaber von Horror-Thrillern können bedenkenlos zugreifen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032903073193cd0be5

Hörspiel:

Der Puppenmacher

Reihe: Dorian Hunter – Dämonen-Killer 3

Regie: Marco Göllner

Zaubermond (ALIVE), August 2008

1 CD

Spieldauer: ca. 75 Minuten

 

ASIN: B001D0RSQU

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher:

Thomas Schmuckert

Claudia Urbschat-Mingues

Frank Felicetti

Jürgen Thormann

Tim Kreuer

Gisela Trowe

Udo Schenk

, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05