Der Rabe von Edgar Allan Poe
Gruselkabinett 139
Hörspiel
Rezension von Cronn
Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe gilt vielen Kritikern heutzutage zurecht als ein Klassiker der Schauerliteratur. Darüber hinaus hat er das Genre der Kurzgeschichte maßgeblich begründet und eine Poetik hierzu verfasst. Auch die psychologischen Grundlagen des modernen Menschen hat er in seinen Werken aufleuchten lassen.
Mit Der Rabe erschien sein berühmtestes Werk zu Lebzeiten. Das Gedicht ist auch heute noch beeindruckend in seiner Originalversion aufgrund der ihm innewohnenden Musikalität und poetischen Bildsprache.
Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben daraus eine weitere Folge der Gruselkabinett-Reihe geschaffen. Doch wie vertont man ein Gedicht zu einem Hörspiel? Das soll in der nachfolgenden Kritik unter anderem geklärt werden.
Verlagsinfo:
1843 am Rhein: Auf einer Reise lernt ein Engländer in einer alten Stadt am Rhein die äußerst faszinierende Dichterin Lady Ligeia kennen und lieben. Sie arbeitet gerade an einem Werk, welchem sie den Titel »Der Rabe« gegeben hat …
Die Inhaltsangabe ist noch etwas zu vage und soll daher ergänzt werden. Vorsicht – kleiner Spoiler:
Die Liebe zwischen dem Ich-Erzähler und Ligeia wird von Leidenschaft beherrscht. Daher ist seine Trauer umso größer, als sich herausstellt, dass Ligeia sterben wird. Aber nach dem Tod findet er Trost in der Bekanntschaft mit einer zweiten Frau. Doch bald verändern sich die Verhältnisse …
Kritik:
Beim Hörspiel »Der Rabe« wurde größtenteils auf Poes Geschichte Ligeia zurückgegriffen, so dass der Titel des Hörspiels etwas in die Irre führt. Das Gedicht kommt im Hörspiel vor, wobei die Übersetzung nicht vollkommen gelungen ist. Dazu tritt auch der namensgebende Rabe am Ende des Hörspiels in natura in Erscheinung.
Das Hörspiel Der Rabe ist ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite sind da die sehr engagierten Sprecherinnen und Sprecher: Johannes Raspe, Kristine Walther, Joachim Tennstedt, Max Schautzer, Detlef Bierstedt, Lutz Reichert und Hörspiel-Legende Reinhilt Schneider.
Auf der anderen Seite hat das Skript einige Längen, die es schwer hörbar machen, so beispielsweise die äußere Beschreibung der Ligeia, was schwulstig daherkommt oder auch die allzu intensive Erklärung des Brautgemachs, in der jedes Detail mit blumigen Worten umrankt wird. Dazwischen gelingen immer wieder Szenen voller Intensität, gerade im Zusammenspiel der Sprecher und auch die Vertonung unterstreicht mit Soundteppichen behutsam diese Wirkung.
Letztendlich ist »Der Rabe« aber kein Hörspiel, das in die erste Riege der »Gruselkabinett«-Reihe aufsteigen kann.
Fazit:
»Der Rabe« enttäuscht durch Längen im Drehbuch, welche durch Wortschwulst und allzu lange Erklärungen entstehen. Zudem wirkt der Zusammenhang zwischen den Originaltexten »Der Rabe« und »Ligeia« arg konstruiert.
Nur für Sammler der Reihe zu empfehlen.
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